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Titel: Sonderauftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. Heidenreich; T. Trczinka
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Eingangstür. Trotz der Wärme trug er eine Ledermütze und eine blau-weiß gestreifte Melkerbluse. Vervollständigt wurde der Aufzug durch eine verwaschene blaue Arbeitshose. Die Füße steckten in abgeschnittenen Gummistiefeln. Die Hände auf dem Rücken verschränkt und zu ihnen schauend, erwartete er sie.
    Kröger grüßte: »Guten Tag. Wir wollten zu Herrn Trapp.«
    Er musste förmlich gegen die beiden Hunde anschreien, die wie die Berserker tobten.
    »Hollt dat Mul, Hauff un Henkler! Schnauze!« Der Mann drohte den Tieren mit der Faust. Sofort herrschte Stille. Die Hunde beäugten ebenso neugierig wie ihr Herrchen die Besucher.
    »Sind Sie Herr Trapp?«
    »Wer will dat denn weiten?« Sein Blick ging an Kröger hinauf und an Vollert hinunter.
    »Kriminalpolizei.« Kröger wies sich aus, Vollert ebenso.
    »Ach nee!« Es schien, als hätte er mit ihrem Besuch schon gerechnet.
    Kröger nickte in Richtung der Hunde. »Heißen die wirklich Hauff und Henkler oder habe ich mich da verhört?«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Nö, dor hemm’s richtig hüürt.«
    »Aber singen können ihre beiden nicht?«
    »Nur bi Vullman, över denn ganz passabel!«
    Kröger merkte, dass er einen typisch pommerschen Bauern vor sich hatte, abwartend, witzig und mit einer gehörigen Portion Bauernschläue ausgestattet. Er schmunzelte. »Dat is denn ja schöne Husmusik, und wenn Se de Buer Trapp sind, dann hätten wie Se giern gesprochen.«
    »Tja, de bin ick. Nu kümms erst mal rin.«
    Er machte den Eingang frei und die beiden Ermittlungsbeamten gingen dem Hausherrn hinterher. Seine Mütze hängte er an eine Garderobe, die im Flur befestigt war. Eine rosa Glatze kam dabei zum Vorschein, eingerahmt von einem grauen, kurz geschnittenen Haarkranz. Danach öffnete er eine Tür und bat sie in eine geräumige Küche. Geradeaus die Speisekammer, rechter Hand eine große, alte Kochmaschine, Ofen und Herd zugleich, die im Winter Wärme spendete und auf der man herrliche Braten zaubern konnte. Vor dem Fenster stand ein Tisch, an dem acht Personen bequem Platz hatten. Dort saß eine kleine, grauhaarige ältere Frau und schaute überrascht auf. Besuch war ungewöhnlich um diese Zeit. Fragend sah sie den Bauern an.
    »Erna, de Männers sin von de Kriminalpolizei.«
    Damit hatte er alles gesagt, was in seinen Augen gesagt werden musste.
    Mit einem »Ach herrje, mein Gott!« legte die Frau ihren Kugelschreiber auf das Kreuzworträtselheft, nahm ihre Brille von der Nase, erhob sich und brachte alles zu einer Glasschale, die auf dem Küchenschrank stand. »Polizei, Polizei!« murmelnd fing sie an, durch die Küche zu wuseln. Als Erstes wurde die Wachstuchdecke von nicht vorhandenen Krümeln gereinigt, dann kam die Frage: »Darf ich Ihnen was anbieten?« Doch sie wartete nicht auf eine Antwort. Mit fahrigen Bewegungen wurde Kaffee abgemessen und die Maschine in Gang gesetzt. Danach ging sie in die Speisekammer, um nach einem kurzen Augenblick mit einer Keksdose in der Hand zurückzukommen.
    Bauer Trapp zog sich einen Küchenstuhl heran und nahm Platz. Wortlos zeigte er auf die anderen Stühle. Kaum saßen die Kriminalisten, lief die Frau mit kurzen, schnellen Schritten in die angrenzende Wohnstube. Man hörte das Geklapper von Geschirr und immer wieder das Gemurmel: »Ach herrje, Polizei …, Polizei.« Ein Tablett in beiden Händen balancierend, kam sie in die Küche zurück. Jede der vier Personen bekam eine Sammeltasse nebst dazugehörigem Teller.
    Kröger konnte ein Schmunzeln nicht verbergen, als er sah, dass das gute Porzellan aufgetragen wurde. In den Augen der Frau waren sie hoher und seltener Besuch, der dementsprechend bewirtet wurde.
    Ihr Mann sah das alles gelassener. Sie schüttete soeben die Kekse aus der Dose in eine Schale, als er sie zurechtwies. »Nu lott dat mal sinn un sett die henn. Büst ja hütt ganz närrich, Wief!«
    »De Herrn möten doch wat etten. Und dat is ok Kaffeetiet. Nee do, de Kirl hät doch keen Anstand.« Ärgerlich schüttelte sie ihr ergrautes Haupt und setzte sich ebenfalls auf einen freien Stuhl.
    Kröger folgte diesem kurzen Exkurs in die plattdeutsche Sprache amüsiert. Hier auf dem Dorf gehörte das Platt einfach dazu. Viele verstanden es, aber immer weniger konnten es sprechen. Fremdsprachen schienen an den Schulen wichtiger zu sein als die eigene kulturelle Vergangenheit. Nur langsam setzte ein Umdenken ein. An einigen Schulen wurde wieder Plattdeutsch unterrichtet und mancher junge Mensch interessierte sich

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