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Titel: Sonderauftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. Heidenreich; T. Trczinka
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jetzt Rat gewusst, doch leider war sie vor zwei Jahren von ihm gegangen. Dieser verfluchte Krebs!
    Mit Tränen in den Augen schaute er sich noch einmal um, dann griff er nach dem Koffer und ging, leicht vornüber gebeugt, den schwersten Gang seines Lebens.

16
    Kröger unterhielt sich an diesem Montagmorgen mit Vollert über dessen Hausbaupläne und Schneider saß an seinem Schreibtisch und las mit einem süffisanten Lächeln die Tageszeitung, als das Telefon klingelte.
    Kröger, der abhob, lauschte kurz und sagte dann: »Bring ihn hoch.«
    Als er auflegte, meinte er: »Der alte Fenske ist unten und will sich stellen. So viel konnte der Posten aus ihm herausbekommen.«
    »Er will sich stellen ?«
    Vollert und Schneider fragten beide gleichzeitig. Vollert nahm den Hintern von seinem Schreibtisch und Schneider ließ die Zeitung sinken.
    »Sag mal«, Kröger sah zu Schneider hinüber, »hat er am Freitag denn nichts davon gesagt?«
    »Bei Fenske war keiner da«, quetschte Schneider heraus.
    »Und die anderen Befragungen?«
    »Alle erkannten Wernher von Schleyersdorf. Der andere Typ war ihnen unbekannt und Neues konnte auch keiner berichten.«
    »Aha! Und dein Be …« Kröger wurde von dem eintretenden Posten unterbrochen, der den alten Fenske förmlich in das Büro hineinschieben musste.
    Kröger begrüßte den alten Herrn, stellte sich und seine Kollegen vor und wies auf einen der Stühle. Fenske nahm vorsichtig Platz, das linke Bein weit von sich gestreckt. Er hielt seinen alten karierten Koffer auf den Knien, der von einem brüchigen Lederriemen umschlossen wurde. Dieses Koffermodell war sicher schon gut 40 Jahre aus der Mode, Kröger kannte diese Art von Gepäckstücken. Schwer, unhandlich und nicht gerade praktisch waren die Dinger, aber fast nicht kaputtzukriegen. Fast, fügte Kröger in Gedanken noch einmal hinzu: Eine der Metallecken von Fenskes Koffer stand nämlich ab, wahrscheinlich war ein Niet durchgerostet.
    »Den können Sie ruhig abstellen. Kommen Sie, ich nehme Ihnen das gute Stück ab.« Lächelnd streckte ihm Kröger seine Hand entgegen. Nur zögernd gab der Mann den Koffer frei.
    Als Kröger den Koffer hinter seinen Schreibtisch stellte, fiel sein Blick auf zwei alte Abziehbilder. Das eine zeigte das Logo der Agra Markkleeberg und das andere das Stadtwappen von Suhl.
    »Waren Sie mal in Markkleeberg und in Suhl?« Kröger versuchte, Vertrauen aufzubauen.
    »Ja, ist aber schon lange her.« Zögernd kamen die Worte über die Lippen des alten Mannes.
    »Und, war es schön?« Kröger setzte sich links von Fenske.
    »Markkleeberg war interessant … wegen der Tierleistungsschauen, aber Suhl war richtig schön.« Ein zaghaftes Lächeln erhellte kurz sein Gesicht.
    »Urlaub?« Kröger hakte nach.
    Der alte Fenske nickte. »Ja, das Hotel war gerade eröffnet, und meine Hilde und ich, wir zwei im Hotel, wie feine Leute. Aber nun ist Hilde ja schon zwei Jahre tot.« Aus dem letzten Satz sprach eine große Traurigkeit.
    »Möchten Sie etwas trinken?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich … ich bin ein Mörder, müssen Sie wissen.«
    »So, ein Mörder sind Sie, und wen haben Sie ermordet?« Kröger lächelte immer noch.
    »Den Wernher von Schleyersdorf, damals, 1945.«
    Er schien froh zu sein, diese Worte endlich ausgesprochen zu haben.
    Kröger sah ihn an und versuchte zu ergründen, was in dem Mann jetzt vorging. Die schwarzgrauen Haare waren akkurat gescheitelt, tiefe Falten hatten sich in das Gesicht gegraben und der schwarze Schnurrbart hatte graue Spitzen. Die Hände waren abgearbeitet und die Finger vom Nikotin bräunlich-gelb verfärbt. Er trug ein weißes Hemd, eine Cordweste und darüber eine schwarze Filzjoppe. Der Hauch einer Mischung aus Pitralon und Rheumasalbe lag in der Luft.
    »Erzählen Sie uns bitte, was damals geschehen ist?«
    Schneider legte raschelnd die Zeitung aus der Hand. Vollert stellte das Diktiergerät auf den Tisch und setzte sich dann, ungläubig die Szenerie betrachtend, an seinen Schreibtisch.
    Der alte Mann schaute mit traurigen Augen auf Kröger, nickte dann und begann stockend, als müsste er nach jedem Wort suchen, zu erzählen.
    »Es war damals kurz vor Kriegsende, müssen Sie wissen. Ich arbeitete als Kutscher und Pferdeknecht für den gnädigen Herrn. Durch mein steifes Bein brauchte ich nicht an die Front.«
    Er rieb sich das Knie. Kröger kam es vor, als hätte der Mann Schmerzen, doch er fragte nicht nach, er wollte den alten Fenske jetzt nicht unterbrechen. Der

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