Sonderplanung Mini-Mond
Normalmunition.
»Fünfundzwanzig Meter, Muscy«, erklärte Alec. Seinen Gedanken entnahm ich, daß er dies als letzten Identifikationstest einstufte. Dr. van Haetlin war ein ausgezeichneter Sportschütze – und das wußte Bridgeman.
Er reichte mir die Waffe. Ich lud durch.
Nonyo brüllte Befehle.
Fünf Robotmenschen erhielten je eine Spielkarte. Es waren die vier Asse, Nummer fünf war ein Herzkönig.
Sie stellten sich nebeneinander in fünfundzwanzig Metern Entfernung auf und hielten die Karten hoch. Beim geringsten Tiefschuß mußte ich ihnen die Hände zerschmettern, aber das spielte auf dem Planetoiden CERTURRY offenbar keine Rolle. Wie billig hier Menschenleben waren, hatte ich vorher erst erfahren.
»Okay, Doc, fünf Schuß«, sagte Nonyo fasziniert. »Fünf Sekunden Zeit, Treffer im jeweiligen Mittelpunkt. Wenn Sie die Bios töten, kostet Sie das pro Stück hundert europäische Dukaten. Okay?«
Der einzige Mann, der sich angeekelt abwandte, war Professor Horatio-Nelson Bridgeman. Er war sehr blaß. Ich ahnte, was in ihm vorging. Meine Charakterbeurteilung stimmte. Dieser Wissenschaftler war ein Gentleman, ein ehrenhafter Mann, der nur durch absurde Schicksalsschläge auf die schiefe Bahn geraten war. Das mußte ich mir merken! Menschen wie er waren im Verlauf der Menschheitsgeschichte fähig gewesen, ihr eigen Fleisch und Blut umzubringen.
»Wenn du nicht triffst, bist du auch nicht van Haetlin«, warnte Alec. »Also, fünf Sekunden Zeit.«
»Drei Sekunden!« korrigierte ich lässig. »Ihr haltet mich wohl für einen Stümper, wie? Geht die Waffe genau Fleck?«
»Mikroskopisch genau«, behauptete Nonyo. »Ich habe sie auf der Maschine eingeschossen. Keine nachweisbare Streuung, tausendfach ausgesiebter Lauf, großartige Präzisionszüge. Rückschlag schwach, da gute Dämpfung durch Gasdruckladung. Okay, drei Sekunden.«
Die fünf Robotmenschen standen teilnahmslos vor mir. Sie rührten sich nicht. Ich zog ein kleines Schauspiel ab, denn ich wußte, wie gut ich schießen konnte. Das GWA-Training war das beste der Welt. Selbst relativ untalentierte Männer wurden zu guten Schützen herangebildet. Ich besaß eine Art Naturtalent. Der beste GWA-Schütze nach mir war Hannibal Utan.
Ich stand mit dem Rücken zu den Bios, sprach noch ein Wort zu Nonyo, dann wirbelte ich blitzschnell herum.
Das Hochreißen des Waffenarms und das erste, rasend schnel le Durchziehen erforderte einen Sekundenbruchteil. Die fünf Schuß waren in 1,6 Sekunden draußen.
Der schwarzhäutige Hüne fuhr sich über die linke Wange, wo ihn meine ausgeworfenen Patronenhülsen getroffen hatten. Er war fassungslos.
Als die Bios die Spielkarten ablieferten, lagen die Durchschüsse haargenau im jeweiligen Zentrum.
»Das … das ist unheimlich«, stotterte der Massai. »Mann, so etwas habe ich noch nie gesehen. Wo und wie lernt man das, Doc?«
»In schießsportlich orientierten Vereinen oder Interessengruppen. Training drei Stunden pro Tag, fünfhundert Schuß pro Tag. Nach drei Jahren kommen Sie allmählich hin.«
»Sie gehört dir«, sagte Alec-Hood Bridgeman fast feierlich. »Muscy, das ist mein erstes Geschenk an dich. Aber dabei bleibt es nicht. Wenn wir auf dem Mond sind, kannst du dir etwas wünschen.«
»Dann weiß ich jetzt schon, worauf ich scharf bin«, lachte ich und tippte gegen das ovale Gerät von etwa dreißig Zentimeter Durchmesser, das er ebenso wie sein Vater auf der Brust trug.
»Einen Schutzschirmprojektor?« staunte er, »Junge, du machst mir Spaß. Nach dem entscheidenden Impuls brauchen wir das nicht mehr!«
»Hm, schon möglich! Aber wenn ein Mann wie Nonyo Batrun wieder einmal auf die Idee kommt, einen MK zu entsichern und die Mündung
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