Sonderplanung Mini-Mond
das Wasser reichen. Alec war und blieb ein skrupelloser Mensch ohne jedes moralisches Empfinden.
Sein Wissensstand war überdurchschnittlich. Als Elektroniker leistete er Erstaunliches, während er sich der Kosmobakteriologie besonders verschrieben hatte.
Er hatte zweifach promoviert und zweimal hohe Auszeichnungen für besondere Leistungen erhalten.
Dennoch fühlte er sich mir und Peroni unterlegen, in erster Linie aber seinem Vater.
Mir war erst nach dem Rede- und Psychoduell im Raumschiffshangar klargeworden, daß ich Professor Bridgeman indirekt zum Tode verurteilt hatte. Das hatte ich in der Hitze des Gefechtes völlig übersehen!
Alec hatte auf seinen Vater bisher deshalb Rücksicht genommen, weil nur er ihm die Möglichkeit bot, eines Tages quotientenaufgestockt zu werden.
Außerdem hatte Professor Bridgeman bislang als einzige Person das überaus wichtige Venus-Depot betreten können.
Nun war plötzlich ein GWA-Schatten zur besonderen Verwendung aufgetaucht und hatte durch seine teils erlogenen, teils zutreffenden Geschichten eine Situation geschaffen, die Alec in dem Glauben wiegte, ab sofort auf die Gnade seines »Alten« verzichten zu können.
Dieses Problem machte mir seelisch zu schaffen, zumal ich einem Burschen wie ihm ohne weiteres das abscheulichste aller Verbrechen zutraute, den Vatermord!
Alec-Hood Bridgeman dachte rein zweckbestimmt. Es gab auf dieser kleinen Welt und im gesamten Universum nichts, was ihn von einer Tat abhalten konnte, die er als zweckmäßig und nutzbringend einstufte.
Genaugenommen, hätte er bei seinem Intelligenzgrad keine Aufstockung nötig gehabt. Er hätte alles erreichen können, denn er besaß in gewisser Weise das Genie seines Vaters.
Ihm fehlte nur dessen Seele; das feinfühlige Herz, das Professor Bridgeman wahrscheinlich daran gehindert hatte, noch vor Beginn meines Einsatzes »auf den Knopf zu drücken«.
Ich hatte mittlerweile erfahren, daß die bakterielle Verseuchung der Menschheit bereits vor Monaten erreicht worden war. Der Fall »Clara Poterlee« wäre, konkret betrachtet, viel zu spät gekommen, um rechtzeitig geeignete Gegenmaßnahmen treffen zu können.
Professor Bridgeman hatte den »Reifeimpuls« trotzdem nicht gegeben, obwohl er von den Hoch-Anden aus die Möglichkeit dazu gehabt hätte.
Ja – ich ahne, was SIE jetzt denken! SIE lesen meinen Bericht; SIE können die Sachlage ebenso beurteilen wie ich, denn SIE sind informiert.
Ich habe mich vor IHNEN zu rechtfertigen, denn mir ist klar, daß meine Schilderung über die Verhaltensweise des Professors Horatio-Nelson Bridgeman bei IHNEN den Eindruck erwecken muß, als wollte ich seine Untaten entschuldigen, sie aber zumindest abschwächen.
Nein, das liegt nicht in meiner Absicht, aber ich komme bei einer objektiven Beurteilung seines Falles nicht umhin, für ihn Milderungsgründe anzuführen. Er hat sich nicht wie ein typischer Verbrecher benommen.
Dennoch, das ist völlig klar, gehörte auch Horatio-Nelson Bridgeman abgeurteilt. Allein der von ihm arrangierte Flugzeugabsturz forderte hundertsiebenundachtzig Menschenleben. Das genügt für die Todesstrafe, die von der Menschheit Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts vorübergehend abgeschafft worden war, allerdings bei weitem nicht in allen Ländern unseres Planeten.
Die GWA-Statistiken beweisen, daß ein Mordgangster vor seiner Untat viel länger zögert, oder sie überhaupt nicht ausführt, wenn er weiß, daß er dafür in die Gaskammer oder unter das Fallbeil kommt. Alle anderen Erklärungen der Strafvollzugs-Korrektoren wurden und
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