Sonea - Die Heilerin: Roman
übel vertraut hatte, einige Gedanken zu machen.
Obwohl sie zuversichtlich war, dass sie ihr nichts antun konnten, da sie schließlich ihre Magie hatte, könnte es andere Möglichkeiten geben, wie sie sie vielleicht ausnutzen würden. Sie konnte nur hoffen, dass Lorandra sich an ihre Abmachung halten würde. Obwohl die alte Frau das zu tun schien, bezweifelte Lilia, dass sie ihre Bemühungen fortsetzen würde, wenn die Suche nach Naki sie mit einem Verbündeten in Konflikt brachte oder einen zu hohen Preis forderte.
Die Anstrengungen, die sie auf sich nimmt, um mir zu helfen, scheinen größer zu sein als das, was ich getan habe, um ihr zu helfen. Ich habe sie lediglich aus dem Gefängnis befreit. Dazu brauchte ich niemanden um Gefälligkeiten zu bitten. Jetzt, da ich die Welt gesehen habe, in die sie gehört, denke ich nicht, dass sie das Opfer zu schätzen weiß, das ich gebracht habe, indem ich etwas getan habe, was mir noch mehr Schwierigkeiten mit der Gilde eintragen wird. Sie versteht nicht, dass ich in die Gilde zurückkehren will und darauf hoffe, dort eines Tages wieder aufgenommen zu werden, denn sie hat der Gilde ja niemals angehören wollen.
Der Dieb, dessen Name Jemmi war, hatte ein Treffen mit einem anderen Dieb arrangiert, der vielleicht wusste, wo Naki war. Er, Lorandra, Lilia und ein Mann und eine Frau, bei denen es sich um Leibwächter zu handeln schien, waren vor etwa einer Stunde aufgebrochen und hatten sich über eine unterirdische Route in ein Lagerhaus begeben. Von dort traten sie auf die dunklen Straßen hinaus, in schwere Kapuzenumhänge gehüllt, während sie durch den Regen zu einem Bolhaus eilten.
Sie alle gingen hintereinander eine Treppenflucht hinauf und in einen kleinen Raum, der zwei Stühle und einen Tisch enthielt. Es war kalt, und Lilia fühlte sich versucht, die Luft zu erwärmen, aber Lorandra hatte sie davor gewarnt, ihre Magie zu benutzen, wenn es nicht unbedingt notwendig war. Der männliche Leibwächter rückte näher an Jemmi heran und sagte etwas. Der Dieb runzelte die Stirn und wandte sich an Lorandra.
»Wir müssen ein Honorar vereinbaren, bevor wir weitermachen.«
»Was für ein Honorar?« Lorandras seltsam geformte Augen wurden schmal. Sie sah Lilia an. »Bleibt, wo Ihr seid«, sagte sie. »Wir werden nicht weit entfernt sein.«
Sie ging auf die Tür zu. Jemmi betrachtete den männlichen Leibwächter und machte eine ruckartige Kopfbewegung zum Zeichen, dass er ihn nach draußen begleiten solle. Der Leibwächter sah seine Kollegin an und gab ihr ein kurzes Zeichen, bevor er in den Flur trat und die Tür schloss.
Verwundert setzte Lilia sich auf einen der Stühle.
Die Leibwächterin ging zur Tür und lauschte offenkundig auf die Stimmen dahinter. Lilia beobachtete sie und fragte sich, wie eine Frau zu einer solchen Arbeit kommen mochte. Sie ist jünger, als ich zuerst dachte, überlegte Lilia. Als sie noch genauer hinschaute, bemerkte sie an den Händen und am Hals der Frau einige Narben. Die Art, wie der Stoff des Umhangs von ihren Schultern hing und sich bewegte, ließ darauf schließen, dass darin Gegenstände verborgen waren. Messer vielleicht? Gewiss kein Schwert …
Die Frau drehte sich um und sah Lilia an. Ihre Miene verriet Unentschlossenheit. Sie schüttelte den Kopf, dann seufzte sie.
»Weißt du, wem man dich übergeben wird?«
Lilia blinzelte. »Mich?«
»Ja. Dich.«
»Sie bringen mich zu einem Treffen mit einem anderen Dieb.«
»So drücken sie es aus.« Die Frau schürzte die Lippen. »Der Name des Diebs ist Skellin. Weißt du, wer er ist?«
Skellin? Lorandras Sohn war ein Dieb? Lilia spürte den kalten Hauch der Angst auf ihrer Haut. Warum hat Lorandra mir nicht erzählt, dass sie mich zu ihrem Sohn bringt? Dachte sie, ich würde Angst bekommen und versuchen wegzulaufen? Sie schluckte. Ich denke, damit läge sie richtig. Er ist furchteinflößender als sie, da er seine magischen Kräfte gebrauchen kann.
Die Frau blickte sie erwartungsvoll an.
»Ich dachte, sie würde mir helfen, Naki zu finden, bevor sie zu ihrem Sohn geht«, erklärte Lilia. »Sie sagte, wir würden uns mit jemandem treffen, der eine bessere Chance hätte, sie zu finden, und vielleicht ist er der Beste …«
»Skellin ist ein Magier.« Die Frau entfernte sich von der Tür, legte die Hände um die Armlehnen von Lilias Stuhl und schaute auf sie herab.
»Ich weiß …«
»Und du verstehst dich auf schwarze Magie. Denkst du wirklich, er wird deine Freundin finden, ohne
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