Sonea - Die Heilerin: Roman
See gewesen, und es hatte Dannyl erleichtert, als die Inava am frühen Nachmittag in eine kleine, geschützte Bucht eingelaufen war. Obwohl Achati geplant hatte, dass sie die meisten Nächte an Land verbrachten, wurde die Entfernung zwischen den Hafenstädten immer größer, je weiter sie nach Norden segelten. Tayend hatte am Abend zuvor eine zusätzliche Dosis von der Droge gegen Seekrankheit eingenommen und war prompt eingeschlafen, eine Fähigkeit, um die Dannyl ihn irgendwann zu beneiden begann. Obwohl Dannyl die unangenehmen Begleiterscheinungen einer Seereise mit Magie heilen konnte, kostete es manchmal einige Anstrengung, in dem in den Wellen auf- und absteigenden Schiff im Bett zu bleiben. Einige Stunden vor Tagesanbruch legte sich der Sturm endlich, und er bekam ein wenig Schlaf, aber nur allzu bald mussten sie wieder aufstehen.
Achati hatte dafür gesorgt, dass sie auf dem Anwesen eines Freundes Quartier nehmen konnten, der gegenwärtig zu Besuch in der Stadt weilte. Sie hatten das Haus ganz für sich allein – bis auf die Sklaven natürlich. Die Sklaven, denen man aufgetragen hatte, die Gäste ihres Herrn gut zu behandeln, hielten ein köstliches Mahl bereit und begleiteten sie zu Bädern, die um eine natürliche heiße Quelle herum erbaut waren. Achati sagte, dass sie sich dieses Erlebnis nicht entgehen lassen dürften.
Es sah jedoch so aus, als würde Tayend genau das tun. Ein Sklave hatte ihn mehr oder weniger vom Schiff tragen müssen und ihn dann in die wartende Kutsche gehoben. Den ganzen Weg bis zu dem Besitz, der ihr Ziel war, schnarchte er laut vor sich hin und wachte nur lange genug auf, um einem Sklaven in die Gästequartiere zu folgen. Die Sklaven berichteten, dass er eingeschlafen sei, sobald er das nächste Bett erreicht hatte.
Achati und Dannyl gingen gemeinsam zu den Bädern. Diese erwiesen sich als ein einziger langgestreckter Raum mit einer Tür an jedem Ende und ohne Fenster. Dafür gab es in der Decke eine Öffnung, die den sternenübersäten Nachthimmel preisgab. Dampfende Wasserbecken zogen sich durch die gesamte Länge des Raums; das heiße Wasser floss vom einen ins andere, und neben den Becken wand sich ein Pfad entlang, der über eine Buckelbrücke, die eins der Becken überspannte, einmal die Seiten wechselte. In der Luft lag ein metallischer, salziger Geruch.
»Das erste Becken ist warm«, erklärte Achati, als er sich zu entkleiden begann. »Es dient der Reinigung und hat einen eigenen Abfluss. Sobald Ihr sauber seid, könnt Ihr mit dem nächsten Becken anfangen und Euch den Raum hinunterbewegen, bis Ihr eines findet, das Euch gefällt. Die Becken in der Mitte sind heiß, dann werden sie wieder kühler, bis zum letzten, das kalt ist.«
»Sie beenden ihr Bad mit einem kalten Becken?«
»Ja. Um einen zu wecken. Es ist sehr erfrischend. Aber wenn Ihr nach dem Bad unverzüglich schlafen gehen wollt, ist es empfehlenswert, mit einem der wärmeren Becken zu enden. Dort unten befinden sich Umhänge, in denen Ihr Euch warmhalten könnt.« Achati, der sich aller Kleider bis auf seine Hose bereits entledigt hatte, sah Dannyl an, der noch nicht begonnen hatte, sich auszuziehen. »Die Sklaven werden Eure Kleider säubern und sie in Euer Zimmer bringen.«
Dannyl nickte, dann entkleidete er sich. Öffentliche Bäder waren in Imardin vor ungefähr hundert Jahren aus der Mode gekommen. Es war allenthalben bekannt, dass Bäder (und einige Dokumente behaupteten ziemlich herablassend, das Baden ebenfalls) von Sachakanern eingeführt worden waren, als sie Kyralia erobert hatten. Das Baden erfreute sich weiterhin einiger Beliebtheit, aber nicht der öffentliche Aspekt. Die Bäder der Gilde waren in private Räume unterteilt, ebenso wie die Einrichtungen in der Stadt – obwohl er gehört hatte, dass einige Badehäuser, die mit Bordellen verbunden waren, größere Becken für gemischte Gruppen besaßen.
In Elyne gab es noch immer einige öffentliche Bäder, aber Männer und Frauen benutzten sie getrennt und trugen ein züchtiges Hemd aus schwerem Tuch. Dannyl hatte sie einige Male mit Tayend besucht, als er Gildebotschafter in Elyne gewesen war. Es war gängig gewesen zu beklagen, dass die guten alten Tage des Nacktbadens vorbei waren, aber das schwere Tuch abzulegen kam dennoch niemandem in den Sinn …
Von all den anstößigeren sachakanischen Gewohnheiten – Sklaverei, schwarze Magie – sollte diese diejenige sein, an die man sich am leichtesten gewöhnen kann. Obwohl ich in
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