Sonea - Die Heilerin: Roman
Kopf.
»Und … willst du mehr? Verspürst du ein Verlangen danach?«
Lilia überlegte kurz, dann schüttelte sie abermals den Kopf.
Anyi zog die Augenbrauen hoch. »Interessant. Angeblich wirkt es bei Magiern nicht anders als bei gewöhnlichen Leuten.«
»Einige Menschen leiden nicht so stark unter dem Verlangen wie andere«, bemerkte Donia.
Anyi sah die Frau an. »Du scheinst dir da sehr sicher zu sein.«
Donia nickte. »Ich habe es bei den Kunden gesehen. Manche Leute können nicht aufhören, andere können es durchaus. Es ist genauso wie beim Alkohol, obwohl ich wette, dass Feuel mehr Menschen süchtig macht, als Alkohol es tut.« Sie zuckte die Achseln. »Es ist ein elendes Pech, wenn man einer dieser Leute ist oder einer ihrer Angehörigen.« Sie sah Lilia an und runzelte nachdenklich die Stirn. »Da hast du ja ein schönes Abenteuer erlebt. Viele Dinge ergeben keinen Sinn. Du sagst, du hättest mühelos schwarze Magie erlernt, aber deine Freundin hat die gleichen Anweisungen befolgt und sie nicht erlernt. Ihr Vater wurde durch schwarze Magie getötet, aber weder du noch deine Freundin habt es getan – was wahr sein muss, denn Sonea hat auch ihre Gedanken gelesen. Es gibt nur zwei andere Schwarzmagier, aber die Gilde glaubt nicht, dass sie die Schuldigen sind. Also muss es da draußen noch einen weiteren Schwarzmagier geben.«
»Wenn das so ist, hat Skellin keine Kontrolle über diesen Magier, sonst wäre Lorandra nicht so erpicht darauf gewesen, Lilia zu ihm zu bringen«, sagte Anyi. »Und er kann aus demselben Grund nicht der Schwarzmagier sein.«
»Nakis Vater wurde getötet, nachdem man Lorandra in den Ausguck gesperrt hatte«, bemerkte Donia. »Wenn sie gewusst hätte, dass Skellin schwarze Magie erlernt hätte, würde Sonea das erfahren haben, als sie Lorandras Gedanken las. Aber wenn Skellin erst nach ihrer Gefangennahme schwarze Magie erlernt hätte, würde sie nichts darüber wissen.«
Anyis Augen weiteten sich. »Daran hatte ich überhaupt nicht gedacht. Wer weiß, was er mit Lilia gemacht hätte, wenn er sie nicht brauchte? Wahrscheinlich hätte er sie getötet.«
»Falls er dazu in der Lage gewesen wäre. Sie ist ebenfalls eine Schwarzmagierin«, rief Donia ihr in Erinnerung.
»Ja, aber Lilia hat sich nicht gestärkt, indem sie Magie von anderen genommen hat.« Anyi wandte sich an Lilia. »Oder?«
Lilia schüttelte den Kopf.
»Und dieser andere Schwarzmagier hat es getan, weil er Nakis Vater getötet hat.« Anyi verzog das Gesicht. »Vielleicht ist es eine gute Sache, dass das Treffen nicht stattgefunden hat. Was wäre, wenn sich ein Schwarzmagier dort eingefunden hätte und er stärker gewesen wäre als Sonea und die anderen Magier?«
Donia breitete die Arme aus. »Was geschehen ist, ist geschehen.«
Lilia blickte zwischen der älteren und der jungen Frau hin und her. » Sonea sollte an dem Treffen teilnehmen?«
Anyi zuckte zusammen. »Ja. Nun, sie sollte weniger daran teilnehmen als es unterbrechen. Verstehst du, ich habe als Leibwächterin für Rek gearbeitet, damit ich bei ihm spionieren konnte. Mein eigentlicher Auftraggeber – die Person, die dir helfen wird, Naki zu finden – hat Sonea bei der Suche nach Skellin unterstützt.«
Lilia runzelte die Stirn. »Du arbeitest für die Gilde?«
»Nein. Ich arbeite für jemanden, der für die Gilde arbeitet – aber keine Sorge. Ich werde dich ihnen nicht ausliefern.«
»Warum nicht?«, fragte Lilia.
»Weil … weil ich versprochen habe, Naki für dich zu finden, und ich breche keine Versprechen.« Anyi lächelte schief. »Sie muss dir viel bedeuten, dass du so große Risiken für sie eingehst.«
Unerwartet wurde Lilias Gesicht warm. Sie nickte, wandte den Blick ab und schob die Erinnerung an einen Kuss beiseite. »Sie ist meine Freundin. Sie würde für mich das Gleiche tun.«
»Du musst es Cery erzählen«, sagte Donia.
Anyi richtete sich höher auf. »Nein. Er wird sie einfach Sonea ausliefern.«
Donia lächelte. »Er wird es tun wollen, aber du wirst ihn überzeugen müssen, es bleiben zu lassen.«
Anyi lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück, legte die Hände zusammen und trommelte die Fingerspitzen gegeneinander. »Ich werde ihm sagen, ich hätte Lilia versprochen, dass er Naki finden würde. Gewiss würde er nicht wollen, dass ich ein Versprechen breche.«
»Du hast ihn offensichtlich noch nicht gut genug kennengelernt.« Donia kicherte. »Wenn du denkst, dass das funktionieren wird … Du musst darauf hinweisen,
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