Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sonea - Die Heilerin: Roman

Titel: Sonea - Die Heilerin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trudi Canavan
Vom Netzwerk:
werden sie einsehen, dass Feuel nicht schlimmer ist als Wein – und in mancher Hinsicht sogar besser. Man bekommt davon keinen Kater.« Sie begann, sich die Luft zuzufächeln, und atmete tief ein. Nach einigen Atemzügen schloss sie die Augen und seufzte anerkennend. Ihre Augen waren dunkel und verführerisch, als sie Lilia ansah und sie herbeiwinkte. »Komm näher. Versuch es.«
    Lilia gehorchte. Sie beugte sich über das Kohlebecken und atmete tief ein. Ein wohlduftender Rauch füllte ihre Lunge. Sie hustete, und Naki legte eine Hand auf den Mund und kicherte. Statt gekränkt darüber zu sein, dass ihre Freundin sie ausgelacht hatte, stellte Lilia fest, dass es ihr nichts ausmachte. Weiterer Rauch füllte ihre Brust. Ihr Kopf begann sich zu drehen.
    »Beim letzten Mal habe ich einen großartigen Platz dafür gefunden«, sagte Naki und ging auf ihr Bett zu. Sie hängte das Kohlebecken auf einen Kleiderbügel und schob die Kleider ans andere Ende der Stange. Dann ließ sie sich aufs Bett fallen.
    Lilia lachte abermals. Naki drehte sich um, um ihr zuzulächeln, und klopfte auf die Bettdecken. »Komm und leg dich hin. Es ist sehr entspannend.«
    Zu Lilias Erleichterung weckte die Aussicht, neben Naki auf einem Bett zu liegen, nur ein mildes, fernes Echo der Nervosität, die sie früher einmal verspürt hätte. Sie ließ sich neben ihrer Freundin auf die Matratze sinken.
    »Machst du dir immer noch Sorgen, dass wir Ärger bekommen könnten?«, fragte Naki.
    »Nein. Plötzlich ist mir alles egal.«
    »Das ist es, was Feuel bewirkt. Man hört auf, die Dinge wichtig zu nehmen. Man hört auf, sich Sorgen zu machen.« Sie drehte den Kopf, um Lilia anzusehen. »Du scheinst dir in letzter Zeit eine Menge Sorgen zu machen.«
    »Ja.«
    »Worüber?«
    »Die Mädchen in meiner Klasse. Die, die meine Freundinnen waren. Sie haben Dinge über dich gesagt.«
    Naki lachte. »Darauf möchte ich wetten. Was haben sie denn gesagt?«
    Warum habe ich das gesagt? Verdammt. Ich kann es ihr nicht erzählen … oder doch? Es wäre gut, die Wahrheit zu kennen … »Dass … dass du Frauen magst. Anstelle von Männern. Ich meine …« Lilia holte tief Luft und hustete abermals, als der Rauch ihre Lunge füllte. »Ich meine, du ziehst weibliche Geliebte vor, so wie manche Männer männliche Geliebte vorziehen.« Sie legte eine Hand auf den Mund. Warum habe ich das getan? Warum bin ich einfach damit herausgeplatzt? Naki wird mich hassen!
    Aber Naki lachte nur abermals. Ein sorgloses, schelmisches Lachen. »Ich wette, das hat ihnen für Monate interessante Träume beschert.«
    Lilia kicherte. Sie versuchte sich vorzustellen, dass Froje und Madie Tagträumen nachhingen über … Nein, denk nicht daran.
    »Du willst wissen, ob es wahr ist.«
    Lilia blinzelte überrascht, dann sah sie Naki an.
    Ihre Freundin schaute ihr in die Augen und lächelte. »Es ist wahr. Und dir geht es genauso, hab ich recht? Oder … du bist dir nicht sicher.«
    Lilia, deren Gesicht plötzlich brannte, wandte den Blick ab. »Ich …«
    »Nur zu. Mir kannst du es erzählen.«
    »Nun … ich glaube, ja … hm … kannst du mir etwas dazu raten?«
    Naki drehte sich um und zog sich in eine sitzende Position hoch. »Mein Rat ist, dir deswegen keine Sorgen zu machen.« Sie hob die Hand und hängte das Kohlebecken ab. Es hatte aufgehört zu rauchen. »Frauen verlieben sich seit Jahrhunderten in Frauen. Männer haben immer angenommen, sie seien einfach enge Freundinnen. Was genau anders ist als bei den Männern, die keine engen Freunde sein können, aus Furcht, dass andere denken werden, sie seien in Wirklichkeit ineinander verliebt.« Sie kicherte, dann stieg sie aus dem Bett und winkte Lilia zu sich. »Mädchen können leicht Geheimnisse haben, weil niemand uns die Aufmerksamkeit schenkt, die uns gebührt. Lass uns in die Bibliothek gehen.«
    Lilia richtete sich auf, dann hielt sie inne und schloss die Augen, als ihr Kopf sich zu drehen begann. »Die Bibliothek? Warum in die Bibliothek? Warum jetzt?«
    »Weil da etwas ist, das ich dir zeigen will, bevor Vater nach Hause kommt. Und ich will noch ein wenig Feuel.«
    »Du bewahrst in der Bibliothek Feuel auf?«
    »Vater tut es.«
    »Dein Vater benutzt Feuel?«
    Naki stieß ein freudloses Lachen aus. »Natürlich tut er das.«
    Sie führte Lilia aus ihren Räumen heraus, durch Flure und einige Treppen hinab. Lilia fragte sich, wie spät es war. Spät genug, dass keine Diener mehr auf waren, wie es schien.
    »Die Familie meines Vaters

Weitere Kostenlose Bücher