Sonea - Die Heilerin: Roman
von der Tür ein Klopfen. Naki wandte den Blick ab und öffnete sie mit Magie. In Lilia wetteiferte Erleichterung mit Enttäuschung, als die Dienerin ein Tablett mit einer Flasche Wein, Kelchen und einer kunstvollen Schachtel hereintrug.
»Ah!«, sagte Naki eifrig und ohne auf die Verbeugung und den anschließenden Rückzug der Dienerin zu achten. Sie griff nach der Schachtel und warf eine Handvoll des Inhalts in das Kohlebecken. Eine Flamme loderte zwischen den Kohlen empor, zweifellos angefacht von Nakis Magie, und Rauch stieg in der Luft auf.
Lilia machte sich daran, die Weinflasche zu öffnen und die Kelche zu füllen. Als Naki zum Sofa zurückkehrte, reichte sie ihr ein Glas. Naki hob es.
»Worauf trinken wir?«, fragte sie. »Nun, natürlich auf Vertrauen, Treue und Liebe.«
»Vertrauen, Treue und Liebe«, wiederholte Lilia, dann nippten sie beide an ihrem Wein.
Ein behagliches Schweigen senkte sich herab. Der Rauch vom Kohlebecken wehte durch den Raum. Naki beugte sich vor und atmete tief ein. Kichernd tat Lilia es ihr nach und hatte dabei das Gefühl, als seien ihre Gedanken verkrampfte Muskeln, die sich langsam lockerten und dehnten. Sie lehnte sich auf dem Sofa zurück und seufzte.
»Danke«, sagte sie zu ihrer eigenen Überraschung.
Naki drehte sich um und lächelte. »Dir gefällt es hier? Das dachte ich mir.«
Lilia sah sich um und zuckte die Achseln. »Es ist in Ordnung. Ich habe dir dafür gedankt, dass du … dass du … mir gezeigt hast, wie man sich entspannt, wie man Spaß hat, und … einfach dafür, dass man mit dir so gut zusammen sein kann.«
Nakis Lächeln verblasste und wurde durch einen nachdenklichen Ausdruck verdrängt. Dann erschien ein vertrautes, schelmisches Leuchten in ihren Augen, und Lilia wappnete sich. Wann immer dieser Ausdruck in die Züge ihrer Freundin trat, war das, was folgte, wahrscheinlich überraschend und mehr als nur etwas herausfordernd.
Diesmal beugte Naki sich vor und begann Lilia schnell, aber entschieden zu küssen.
Mit warmen, kribbelnden Lippen starrte Lilia ihre Freundin mit Erstaunen und, wie ihr nur allzu bewusst war, mit Hoffnung an. Ihr Herz raste. Ihr Kopf drehte sich. Das war gewiss überraschend, dachte sie. Aber wie alles, was Naki tat, doch nicht so herausfordernd, wie es zunächst zu sein schien.
Langsam und bedächtig küsste Naki sie noch einmal. Eine Woge von Gefühlen und Gedanken durchströmte Lilia, allesamt angenehm und nichts, was sich mit dem Feuel-Rauch oder dem Wein wegerklären ließe. Der Wein … Sie hielt noch immer den Kelch in der Hand und wollte ihn loswerden. Ich glaube … Naki schlang einen Arm um ihre Taille, und sie wollte die Hand nach ihrer Freundin ausstrecken. Sie beugte sich zur Seite und versuchte, den Kelch auf den Boden zu stellen. Ich glaube, ich habe mich verliebt.
Sie musste das Glas auf eine unebene Stelle gesetzt haben, da sie ein Klirren hörte und ein Schwappen, als es umkippte.
Oh-oh, dachte sie. Aber obwohl sie keinen Laut von sich gab, hörte sie eine schwache Stimme, die es für sie tat. Eine Stimme, die aus der Richtung des Kamins kam.
Das ist seltsam.
Sie konnte sich nicht bezähmen. Sie neigte den Kopf zur Seite und blickte zum Kamin hinüber. Irgendwo darin flackerte etwas. Als sie genauer hinsah, gewann sie den überaus seltsamen Eindruck, dass irgendetwas sie anblinzelte.
Jemand beobachtet uns.
Ein kalter Schauer überlief sie, und sie schob Naki ein wenig von sich.
»Was ist los?«, fragte Naki, deren Stimme jetzt noch tiefer und kehliger klang als gewöhnlich.
»Ich habe gesehen …« Lilia schüttelte den Kopf und riss den Blick von dem Kamin los, der jetzt dunkel und gewöhnlich wirkte. Dann schaute sie Naki an. »Ich … ich glaube doch nicht, dass es mir hier gefällt. Es scheint mir nicht sehr … privat zu sein.«
Naki suchte ihren Blick, dann lächelte sie. »Kein Problem. Lass uns den Wein austrinken und von hier verschwinden.«
»Ich habe meinen verschüttet …«
»Keine Bange.« Naki beugte sich vor und hob den Kelch auf. »Sie sind hier an kleine Missgeschicke gewöhnt, obwohl sie im Allgemeinen erst dann geschehen, wenn die Kunden ein wenig berauschter sind als wir.« Sie füllte den Kelch wieder auf, dann hielt sie ihn Lilia lächelnd hin. »Auf die Liebe.«
Lilia erwiderte das Lächeln, und das überschäumende, von Jubel erfüllte Gefühl kehrte zurück, während ihr vorheriges Unbehagen verblasste.
»Auf die Liebe.«
8 Konsequenzen
D as kleine Mädchen
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