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Sonea - Die Heilerin: Roman

Titel: Sonea - Die Heilerin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trudi Canavan
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aufgefordert hatte, etwaige Einladungen in das Bett einer Magierin abzulehnen, hatte er mehr Anträge als gewöhnlich erhalten. Zumindest hatte er jetzt eine bessere Vorstellung davon, welche Magierinnen zu Kalias Gruppe gehörten.
    Für wie dumm halten sie mich eigentlich? Auf diese Weise hat Riva versucht, mich zu töten. Plötzlich hatte er Gewissensbisse. Ich hätte Evar warnen sollen. Aber ich habe nicht gedacht, dass sie Kalias Neffen Schaden zufügen würden. Nun, sie hatten ihm keinen Schaden zugefügt: Sie – Leota – hatte Evar bis an den Punkt der Hilflosigkeit geleert und ihn dann gedemütigt, indem sie seinen Fehler öffentlich machte.
    Trotzdem, Evar hätte es besser wissen müssen. Er hatte gewusst, dass sie eine Möglichkeit finden würden, ihn dafür zu bestrafen, dass er Lorkin in die Höhlen der Steinemacher geführt hatte. Gewiss war offensichtlich gewesen, was Leota vorhatte, als sie ihn in ihr Bett einlud?
    Lorkin schüttelte den Kopf. Vielleicht war Evar einfach zu vertrauensvoll, was seine eigenen Leute anging. Es stieß Lorkin ab, dass dies die Art war, wie sie sein Vertrauen vergolten hatten, und für den Rest des Tages war er hin- und hergerissen zwischen den Fragen, ob es klug von ihm gewesen war, ins Sanktuarium zu kommen, und ob die Verräterinnen jemals dazu gebracht werden konnten, einzusehen, wie ungleich ihre Gesellschaft wirklich war.
    Der Winter zog seinen Griff um Imardin langsam fester. Stehendes Wasser gefror über Nacht. Das Knirschen von Eis unter ihren Füßen war seltsam befriedigend und brachte Kindheitserinnerungen zurück. Man musste den tieferen Pfützen ausweichen, dachte Sonea, da sie gewöhnlich nur mit einer dünnen Eisschicht bedeckt waren, und wenn einem das Wasser darunter in die Schuhe lief, taten einem den ganzen Tag von der Kälte die Füße weh.
    Wasser in die Schuhe zu bekommen war seit vielen Jahren kein Problem mehr gewesen. Die für Magier gefertigten Stiefel waren die besten in der Stadt. Sobald sie auch nur die geringsten Spuren von Abnutzung zeigten, schafften Diener Ersatz herbei. Was ärgerlich ist, wenn man sie gerade erst eingelaufen hat. Bedauerlicherweise waren die Schuhe, die sie jetzt trug, weder wasserdicht, noch passten sie ihr richtig. Irgendjemand hatte sie aussortiert – sie waren Teil der Maskerade, die sie trug, wenn sie sich in die Stadt hinauswagte, um sich mit Cery zu treffen.
    Der Korb mit Wäsche in ihren Armen war voller und schwerer als gewöhnlich. Sie hatte bereits einmal stehen bleiben und Laken auflesen müssen, als sie vom Stapel im Korb auf den Boden gefallen waren. Natürlich konnte sie keine Magie benutzen, um sie festzuhalten oder aufzufangen. Das hätte verraten, dass sie mehr war als eine Dienstmagd.
    Sie verlangsamte ihre Schritte und duckte sich in eine Gasse. Es war eine Abkürzung, die die Einheimischen häufig benutzten. Heute war die Gasse menschenleer bis auf eine weitere Frau, die mit einem kleinen Kind in den Armen auf sie zugeeilt kam. Als Sonea sich ihr näherte, schaute die Frau zu ihr auf. Sonea widerstand dem Drang, sich die Kapuze tiefer ins Gesicht zu ziehen. Der Blick der Frau flackerte zu etwas hinter Sonea hinüber, und sie runzelte die Stirn, dann schaute sie hastig wieder zu Sonea, als sie vorbeiging.
    War dieser Blick eine Warnung?
    Sonea widerstand der Versuchung, sich umzudrehen, lauschte aber aufmerksam. Und tatsächlich, sie fing das leise Kratzen und Tappen von Schritten mehrere Meter hinter sich auf.
    Werde ich verfolgt? Die Gasse wurde häufig benutzt, so dass es nicht allzu merkwürdig war, wenn jemand hinter ihr herging. Etwas anderes musste die Frau erschreckt haben. Vielleicht war sie von Natur aus misstrauisch, vielleicht nicht. Sonea konnte es sich nicht leisten, die Möglichkeit zu ignorieren, dass die Frau Grund zu ihrem Misstrauen gehabt hatte. Sie beschleunigte ihr Tempo.
    Als sie das Ende der Gasse erreichte, ging sie nicht in die Richtung, in die sie hatte gehen wollen, sondern schlug die entgegengesetzte Richtung ein, überquerte die Straße und trat in eine weitere Gasse. Diese war breiter und voller Arbeiter aus den Werkstätten zu beiden Seiten. Vor den Mauern lag Holz für Brennöfen aufgestapelt. Fässer mit Öl und giftigen Flüssigkeiten, riesige, fest verschnürte Bündel von Lumpen und Holzkisten warteten darauf, hineingetragen zu werden. Die Menschen und die Hindernisse zwangen sie, einen gewundenen Weg zu nehmen und immer wieder auszuweichen, bis sie einen Turm

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