Sonea - Die Heilerin: Roman
dass Tayend und Merria sich einen spätabendlichen Umtrunk und ein Plauderstündchen im Herrenzimmer gönnten. Er hielt inne, um sie zu betrachten. Achatis Vorbereitungen für die Reise zu den Duna entwickelten sich ziemlich schnell, und Dannyl würde seiner Assistentin und dem elynischen Botschafter früher als erwartet davon erzählen müssen.
Es hat keinen Sinn, es auf die lange Bank zu schieben, sagte er sich. Er ging zu den Hockern hinüber und deutete mit dem Kopf auf die Weinflasche.
»Ist noch etwas übrig?«
Tayend grinste und winkte einen Sklaven heran, der an einer Wand stand. »Hol noch ein Glas«, befahl er, dann klopfte er auf den größeren Hocker in der Mitte der Sitzplätze, der für den Hausherrn bestimmt war. »Wir haben ihn dir freigehalten.«
Dannyl schnaubte leise und nahm Platz. Obwohl er die Person mit dem höchsten Rang im Gildehaus war, bezweifelte er, dass Tayend den Hocker aus diesem Grund gemieden hatte.
»Was habt ihr beiden denn so getrieben?«, erkundigte er sich.
Tayend machte eine wegwerfende Handbewegung. »Noch mehr wichtige Leute besucht, noch mehr köstliche Mahlzeiten verzehrt. Dergleichen Dinge.«
»Genieße es, solange es dauert«, erwiderte Dannyl. Dann sah er Merria an.
Sie zuckte die Achseln. »Ich habe meine neuen Freundinnen besucht und ihnen die Nachricht von Schwarzmagierin Sonea übermittelt. Und Ihr?«
Der Sklave kehrte zurück und hielt Dannyl das Weinglas mit geneigtem Kopf und gesenkten Augen hin. Tayend ergriff die Flasche und füllte das Glas auf. Dannyl nahm einen Schluck, dann seufzte er anerkennend. »Ashaki Achati und ich haben eine Reise zu den Duna geplant. Sieht so aus, als würden wir früher aufbrechen, als ich erwartet habe: in einer Woche – vielleicht sogar schon in wenigen Tagen.«
Merrias Augen weiteten sich vor Überraschung.
»Forschung oder diplomatische Pflichten?«, fragte Tayend mit einem wissenden Ausdruck in den Augen.
»Größtenteils Forschung«, gestand Dannyl. »Obwohl es in politischer Hinsicht auch nicht schaden wird.«
»Es waren die Bücher vom Markt, nicht wahr?« Tayend blickte selbstgefällig drein.
»Ich schätze, in gewisser Hinsicht haben sie tatsächlich Achati zu dem Vorschlag verleitet, eine Forschungsreise zu unternehmen.« Zu Dannyls Befriedigung verschwand der selbstgefällige Ausdruck.
»Also, wann brechen wir auf?«, fragte Merria.
Dannyl zog eine Augenbraue hoch. »Wir?«
Sie machte ein langes Gesicht. »Ihr nehmt mich nicht mit?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht.«
»Es ist eine Angewohnheit von ihm«, murmelte Tayend. »Immer lässt er Menschen zurück.«
Dannyl warf Tayend einen tadelnden Blick zu. Die Augen des Gelehrten weiteten sich in gespielter Unschuld.
»Gewiss werdet Ihr auf dieser Reise einen Assistenten brauchen«, beharrte Merria. »Jedenfalls mehr, als Ihr ihn hier braucht.«
»Ich – die Gilde – brauche Euch hier in Arvice«, entgegnete Dannyl. »Ihr müsst Euch um alles kümmern, sollte der unwahrscheinliche Fall eintreten, dass etwas geschieht. Wir können das Gildehaus nicht zurücklassen, ohne dass sich dort ein Gildemagier aufhält.«
»Das ist wahr«, stimmte Tayend ihm leise zu. »Mich würden sie hinauswerfen, da man von mir erwartet, ein eigenes Quartier zu finden.«
»Aber …« Merria begann panisch zu klingen. »Wenn etwas Wichtiges geschieht, werden sie mit einer Frau nicht verhandeln wollen.«
»Sie werden es eben müssen, oder aber sie müssen bis zu meiner Rückkehr warten. Wenn es etwas Dringendes ist …« Er schürzte die Lippen und dachte nach. Er würde Osens Blutring zurücklassen müssen, so dass Merria sich mit dem Administrator beraten konnte, falls etwas Wichtiges geschah. Auf diese Weise konnte sie Nachrichten an die Gilde und an Sonea weiterleiten. Wenn ich doch nur meinen eigenen Blutring machen könnte. Oder den einer anderen Person hätte … ah, natürlich! Ich habe Soneas Ring. Vielleicht wäre sie einverstanden damit, wenn ich ihn für Merria hier in Arvice ließe. Er würde sich morgen mit ihr in Verbindung setzen, beschloss er.
»Falls es dringend ist, werdet Ihr Euch über einen der Blutringe mit Osen oder Sonea in Verbindung setzen. Ich werde einen mitnehmen und einen hierlassen.« Dannyl richtete sich auf und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Ihr werdet Eure Sache gut machen, Merria. Ihr habt einen Weg in die verborgene Welt sachakanischer Frauen gefunden und Verbindungen zu den Verräterinnen hergestellt, und das
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