Sonea - Die Heilerin: Roman
getötet hat«, bemerkte Peakin. »Welche Beweise haben wir?«
»Gar keine«, antwortete Kallen. »Es gab keine Zeugen. Die Diener haben nichts gehört oder gesehen. Wir haben nur Nakis Schlussfolgerung, dass Lilia schwarze Magie erlernt habe und die einzige Person im Haus mit dem entsprechenden Wissen war, so dass sie die Schuldige sein musste.«
»So ausgedrückt scheint es offensichtlich zu sein, dass es Lilia war«, sagte Vinara. Sie sah Sonea an, und ihre Mundwinkel zuckten nach oben. »Wäre da nicht die Tatsache, dass sie sich an nichts erinnern kann. Macht sie den Eindruck, als könnte sie eine Mörderin sein?«
Sonea schüttelte den Kopf. »Nein. Sie ist ziemlich entsetzt und voller Angst, dass sie es im Schlaf oder unter dem Einfluss von Feuel getan haben könnte.«
»Könnte sie unter Drogen gehandelt haben und sich nicht daran erinnern?«, fragte Peakin. »Naki hat es ihr gegenüber schließlich angedeutet.«
Sonea schauderte. »Ich habe gelernt, mich nicht mehr überraschen zu lassen, wenn es um die vielen abträglichen Wirkungen von Feuel geht, aber ich habe noch nie zuvor gehört, dass so etwas geschehen wäre. Und selbst wenn etwas derart Außergewöhnliches vorgefallen ist, bedeutet das immer noch, dass Lilia Lord Leiden nicht bewusst und vorsätzlich ermordet hat. Es könnte nur als ein Unfall betrachtet werden.«
Ein kurzes, nachdenkliches Schweigen senkte sich über den Raum. Der Hohe Lord Balkan trat vor.
»Eines ist bekannt: Lilia hat schwarze Magie erlernt. Der König und das Volk werden von uns erwarten, dass wir sicherstellen, dass sie, sollte sie am Leben bleiben, niemanden gefährdet.«
»Wir müssen ihre Kräfte blockieren«, sagte Vinara.
»Kann man ihre Kräfte blockieren?«, fragte Peakin und blickte zwischen Kallen und Sonea hin und her.
»Es hat noch nie zuvor jemand versucht, die Kräfte eines Schwarzen Magiers zu blockieren«, erklärte sie ihm. »Ob es möglich ist, können wir erst herausfinden, wenn wir es versuchen.«
»Wenn es uns gelingt, was tun wir dann mit ihr?«, fragte Garrel. »Sie ist keine Magierin mehr und damit kein Mitglied der Gilde, aber wir können sie auch nicht auf die Straße setzen.«
»Sie wird ständig bewacht werden müssen«, sagte Peakin. »Wer wird das übernehmen?«
Blicke wurden getauscht. Mienen wurden grimmig. Ein Frösteln überlief Sonea.
»Gewiss haben wir eine bessere Möglichkeit, als sie in den Ausguck zu stecken«, sagte sie laut.
»Ich sehe nicht, dass wir eine Wahl hätten«, erwiderte Vinara. Die anderen nickten.
»Bis die Ursache für Lord Leidens Tod geklärt ist, wissen wir nicht, ob man ihr vertrauen kann oder nicht«, fügte Garrel hinzu. »Wenn sie jemanden im Schlaf getötet hat … nun, wir wollen nicht, dass das noch einmal geschieht.«
»Die Gilde hatte seit Jahren keinen Gefangenen mehr«, murmelte Lord Telano. »Plötzlich hat sie zwei.«
Sonea zuckte leicht zusammen. Die letzten Gefangenen waren sie und Akkarin gewesen, obwohl man sie nicht lange festgehalten hatte.
»Lasst uns sicherstellen, dass sie es so behaglich wie möglich hat und gut versorgt wird«, sagte Osen. »Es erscheint mir durchaus richtig, dass ihre Strafe weniger hart ausfällt als die Lorandras, von der wir wissen, dass sie Gesetze gebrochen und andere getötet hat. Sind wir uns in diesem Punkt einig?«
Zustimmendes Gemurmel folgte. Osen sah Sonea an. »Ihr wirkt bekümmert, Schwarzmagierin Sonea.«
Sie nickte. »Ich bin durchaus der Meinung, dass eine Strafe vonnöten ist, aber … sie ist kein schlechter Mensch, und sie ist so jung. Es ist eine Schande, sie für den Rest ihres Lebens einzusperren. Vielleicht könnten wir ihren Fall in einigen Jahren noch einmal betrachten, wenn auch sie ein gutes Benehmen an den Tag gelegt hat.«
Er schürzte die Lippen, während er nachdachte. »Wie viele Jahre?«
»Zehn?«, schlug irgendjemand vor. Sonea zuckte erneut zusammen, als die anderen zustimmten, nickte jedoch, als Osen sie ansah. Sie bezweifelte, dass sie die anderen Magier zu einer kürzeren Zeit würde überreden können.
»Also, wer wird ihre Kräfte blockieren?«, fragte er und schaute zwischen ihr und Kallen hin und her.
»Ich übernehme das«, erwiderte sie. »Wenn Ihr keine Einwände habt, möchte ich mir ihre Erinnerungen noch einmal ansehen.«
Er lächelte und nickte. »Keine Einwände. Wenn Ihr irgendetwas herausfinden könnt, das mehr Licht auf die Ereignisse der vergangenen Nacht wirft, wäre das überaus willkommen.« Er
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