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Sonea - Die Hueterin

Sonea - Die Hueterin

Titel: Sonea - Die Hueterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trudi Canavan
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Leben retten? Es sei denn, es war eine Lüge, und sie hat soeben eine unschuldige Sklavin getötet, um mich davon zu überzeugen ...um mich von irgendetwas zu überzeugen.
    Dann erinnerte er sich an den Ausdruck auf dem Gesicht der Fremden, als sie Tyvara erblickte.
»Aber ...er muss sterben«,
hatte sie gesagt. Das bestätigte, dass sie die Absicht gehabt hatte, ihn zu töten.
»Du bist eine Verräterin an deinem Volk!«,
hatte sie außerdem zu Tyvara gesagt. Bezog sich »an deinem Volk« auf das sachakanische Volk? Plötzlich erschienen ihm die Sorgen seiner Mutter allzu real.
Zumindest scheint Tyvara mich am Leben lassen zu wollen. Wenn ich hierbleibe, wer weiß, was dann geschehen wird? Nun, Tyvara glaubt, dass jemand anderer versuchen wird, mich zu töten.
    Er steckte in Schwierigkeiten. Aber er erinnerte sich an das, was er bei der Anhörung beschlossen hatte. In welche Schwierigkeiten er auch geraten sollte, er musste das Problem selbst lösen. Während er die Möglichkeiten abwog, die er hatte, entschied er sich für das, wovon er hoffte, es sei die beste dieser Möglichkeiten.
    Er blickte sich im Raum um. Brauchte er sonst noch etwas? Nein. Er ging zu Tyvara hinüber.
    »Ich habe alles, was ich brauche.«
    Sie nickte, wandte sich der Tür zu und spähte in den Flur hinaus.
    »Also, was sagtet Ihr noch, wer genau es war, dem mein Vater in die Quere gekommen sei?«, fragte er.
    Sie verdrehte die Augen. »Wir haben keine Zeit für Erklärungen.«
    »Ich wusste, dass Ihr das sagen würdet.«
    »Aber ich werde es Euch später erklären.«
    »Ich nehme das als Versprechen«, erwiderte er.
    Sie runzelte die Stirn, legte eine Hand auf die Lippen, um ihn zum Schweigen zu ermahnen, dann bedeutete sie ihm, ihr zu folgen, und schlüpfte leise in die dunklen Flure des Gildehauses hinaus.
     
    Früher hätte Cery sich ohne ein Licht durch die vertrauten Teile der Straße der Diebe bewegt. In der Dunkelheit war die Gefahr gering gewesen, einem Messer zu begegnen, da nur jene, die von den Dieben gebilligt wurden, das Netzwerk der Gänge unter der Stadt benutzt hatten, und der Waffenstillstand zwischen den Dieben hatte dafür gesorgt, dass nur von den Dieben gebilligte Mörder in den Tunneln anzutreffen gewesen waren.
    Jetzt gab es keinen Waffenstillstand, und jeder, der es wagte, konnte die Straße benutzen. Es war schnell so gefährlich geworden, dass nur wenige es taten, was ironischerweise die verlassenen Teile umso sicherer machte. Und Geschichten über übergroße Nagetiere und Ungeheuer hielten alle bis auf die Kühnsten von Erkundungszügen ab.
    Aber ich würde trotzdem nicht ohne ein Licht weitergehen,
dachte Cery, als er eine Ecke umrundete. Sein Herz hatte, seit sie auf der Straße angekommen waren, unbehaglich schnell geschlagen. Er würde sich erst wieder entspannen, wenn sie sie verließen. Nachdem er um die Biegung geschaut hatte, hob er die Lampe, und eine neuerliche Welle der Erleichterung schlug über ihm zusammen, als er sah, dass sich niemand im Tunnel vor ihnen aufhielt. Dann wurde ihm klar, dass das, was er für die nächste Biegung gehalten hatte, tatsächlich Schutt war, der ihm den Weg versperrte. Seufzend drehte er sich zu Gol um.
    »Eine weitere Blockade«, sagte er.
    Gol zog die Augenbrauen hoch. »Die war letztes Mal nicht da.«
    »Nein.« Cery blickte zur Decke auf. Als er den Riss dort sah, wo sich das Mauerwerk aus Ziegeln teilte, zuckte er zusammen. »Niemand kümmert sich heutzutage noch um die Wartung. Wir werden darum herumgehen müssen.«
    Sie gingen ein Stück zurück, und Cery wählte einen nach rechts führenden Gang. Gol zögerte, bevor er ihm folgte.
    »Kommen wir da nicht...?«, begann der große Mann.
    »...der Schneckenstadt ziemlich nahe?«, beendete Cery seine Frage. »Ja. Wir sollten besser leise sein.«
    Die Schnecken waren eine Gruppe von Straßenkindern gewesen, die Zuflucht in den unterirdischen Gängen gefunden hatten, nachdem ihre Gegend der Hüttenviertel neuen Straßen und Gebäuden hatte weichen müssen. Sie hatten sich unter der Erde eingerichtet und kamen nur nach oben, um Essen zu stehlen. Irgendwie hatten sie überlebt, waren erwachsen geworden und hatten in der Dunkelheit ihrerseits Kinder bekommen, und jetzt verteidigten sie ihr Territorium mit grimmiger Wildheit.
    Der Dieb, der in dem Gebiet über der Schneckenstadt arbeitete, hatte einmal versucht, sie unter seine Kontrolle zu bringen. Sein Leichnam und die seiner Männer waren einige Tage später aus der

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