Sonea - Die Hueterin
ins Gedächtnis.
Man lässt sie wie Vieh arbeiten und züchtet sie auch wie Vieh.
Er versuchte sich vorzustellen, wie ein solches Leben wäre, und schauderte. Erst als die letzte Speise dargeboten und der letzte Sklave entlassen war, konnte Lorkin seine Aufmerksamkeit auf das Gespräch richten.
»Wie ist es, so nah am Ödland zu leben?«, erkundigte sich Dannyl.
Tariko zuckte die Achseln. »Wenn der Wind aus dieser Richtung kommt, saugt er die Feuchtigkeit aus allen Dingen. Er kann eine Ernte zerstören, wenn er zu lange weht. Anschließend ist alles von einer feinen Sandschicht bedeckt, drinnen wie draußen.« Er blickte auf, über die Mauern hinweg in Richtung des Ödlands. »Die Ödländer werden mit jedem Jahr ein wenig größer. Eines Tages, vielleicht in tausend Jahren, werden die Sandflächen sich mit jenen im Norden vereinen, und ganz Sachaka wird eine Wüste sein.«
»Es sei denn, es lässt sich umkehren«, sagte Dannyl. »Hat irgendjemand hier versucht, den Ödländern das Land wieder abzuringen?«
»Viele.«
Natürlich haben wir es versucht,
schien Tarikos Gesichtsausdruck zu sagen. »Manchmal mit Erfolg, aber niemals dauerhaft. Jene, die die Ödländer studiert haben, sagen, dass die fruchtbare obere Schicht des Landes weggerissen wurde, und ohne sie lässt sich das Wasser nicht festhalten, und Pflanzen können nicht zurückkehren.«
Interesse glitzerte in Dannyls Blick. »Aber Ihr habt keine Ahnung, wie?«
»Nein.« Tariko seufzte. »Alle paar Jahre fällt in der nördlichen Wüste Regen, und binnen weniger Tage wird das Land grün. Die Erde ist reich an Asche von den Vulkanen. Einzig der Mangel an Regen führt dazu, dass das Land eine Wüste bleibt. Hier haben wir jede Menge Regen, aber es wächst trotzdem nichts.«
»Das klingt wie ein Wunder, das man gesehen haben muss«, murmelte Lorkin. »Ich meine, die nördliche Wüste in Blüte.«
Tariko lächelte ihn an. »Das ist es auch. Die Duna-Stämme kommen nach Süden, um die Wüstenpflanzen abzuernten und die getrockneten Kräuter, Früchte und Samen in Arvice zu verkaufen. Wenn Ihr Glück habt, wird ein solches Ereignis während Eures Aufenthalts stattfinden, und Ihr werdet die Gelegenheit haben, einige seltene Gewürze und Delikatessen zu kosten.«
»Ich hoffe es«, sagte Lorkin. »Obwohl ich mir nichts Exotischeres und Köstlicheres vorstellen kann als die Mahlzeit, die wir gerade genossen haben.«
Der Sachakaner lachte leise, erfreut über die Schmeichelei. »Ich sage immer, dass von allen Sklaven gute Köche die zusätzlichen Ausgaben am meisten lohnen. Und Pferdeausbilder.«
Lorkin gelang es nur mit knapper Not zu verhindern, dass er angesichts einer solch lässigen Bemerkung über den Kauf von Menschen zusammenzuckte, und er war froh, dass Tariko nicht weiter darüber sprach. Nach einer Erörterung der einheimischen sachakanischen Speisen, während derer Tariko ihnen empfahl, bestimmte Gerichte zu kosten und andere zu meiden, straffte sich der Ashaki.
»Nun, Ihr müsst müde sein, und nachdem Ihr jetzt gegessen habt, will ich Euch nicht länger von einem Bad und Eurem Bett fernhalten.«
Dannyl wirkte enttäuscht, als ihr Gastgeber sich erhob, protestierte jedoch zu Lorkins Erleichterung nicht dagegen. Ein Gong erschallte, und zwei junge Frauen kamen hereingeeilt, um sich auf den Boden zu werfen.
»Bringt unsere Gäste in ihre Zimmer«, befahl er. Dann lächelte er Dannyl und Lorkin zu. »Ruht wohl, Botschafter Dannyl und Lord Lorkin. Ich werde Euch morgen früh wiedersehen.«
Cery schob die Kappe darüber nach oben, legte ein Auge an das Guckloch hin und spähte in den Raum dahinter. Er war schmal, aber sehr lang, so dass er insgesamt geräumig wirkte. Die Form hatte ihm nicht gefallen, aber man konnte den Raum in eine Reihe kleinerer Zimmer mit zahlreichen Fluchtmöglichkeiten unterteilen.
Mehrere Männer arbeiteten in dem Raum; sie bedeckten die Ziegelsteinmauern mit Vertäfelung, bauten das Gerüst für die Trennwände und kachelten den Boden. Zwei arbeiteten am Kamin und beseitigten eine Verstopfung. Sobald sie alle fertig waren und man gründlich sauber gemacht hatte, würde es ans Einrichten gehen, und Cerys neues Versteck - und die Falle für den Jäger der Diebe - würde zu einer geschmackvollen, luxuriösen Wohnung werden.
»Bist du dir sicher, dass du denselben Schlossmacher benutzen willst?«, fragte Gol.
Cery drehte sich um und sah das Auge seines Leibwächters, das von einem kleinen Lichtkreis hinter einem
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