Sonea - Die Hueterin
anderen Guckloch erhellt wurde.
»Warum sollte ich nicht?«
»Du hast gesagt, du glaubtest nicht, dass Dern dich verraten habe, und wenn niemand dich verrät, dann wird der Diebesjäger auch niemals in unsere Falle tappen.«
Cery, der sich wieder dem Guckloch zuwandte, beobachtete die Männer bei der Arbeit. »Ich will nicht, dass die Leute denken, ich gäbe ihm die Schuld.«
»Ich bin trotzdem immer noch ein wenig argwöhnisch, was das Schloss betrifft. Warum sollte Dern es so bauen, dass man erkennen kann, ob Magie benutzt wurde, wenn es so unwahrscheinlich ist, dass Magie überhaupt benutzt werden würde?«
»Vielleicht dachte er, es sei durchaus wahrscheinlich. Schließlich bin ich ein Dieb. Diebe werden jetzt schon seit einigen Jahren ermordet.«
»Dann muss er einen Grund zu der Annahme haben, sie seien durch Magie getötet worden.«
»Vielleicht hat er diesen Grund. Vielleicht ist das, was Auftragsmörder wissen, nicht so geheim, wie sie glauben. Aber mir schien Dern stets gewohnheitsmäßig so gründlich zu sein, dass es schon ans Lächerliche grenzte, und ich denke, das ist der Grund, warum er das Schloss so gebaut hat, nicht der Umstand, dass er etwas über den Jäger und dessen Methoden wusste.«
Gol seufzte. »Ja... manchmal macht er tatsächlich diesen Eindruck. Und obwohl er dankbar dafür war, weitere Aufträge von dir zu erhalten, wirkte er auch, nun ja, nervös. Angespannt. Er sagte immer wieder, wenn der Jäger und der wilde Magier tatsächlich real seien und ein und dieselbe Person, welche anderen Legenden könnten dann noch wahr sein? Wie die Legende von den Riesen-Ravis, die Menschen bei lebendigem Leib fressen, wenn sie sich in die Kanalisation begeben, oder plötzlich daraus auftauchen und Leute von der Straße der Diebe wegreißen.«
»Es ist nur natürlich, dass er sich solche Fragen stellt.« Cery schüttelte den Kopf. »Ich habe den wilden Magier auch immer für einen Mythos gehalten. Die Leute erzählen sich, es habe sich zwanzig Jahre lang ein Magier in der Stadt versteckt, obwohl Senfel sich der Gilde wieder angeschlossen hat, nachdem man ihm Straffreiheit gewährt hatte, und er ist an Altersschwäche gestorben... Wann war das noch? Vor neun oder zehn Jahren?«
»Senfel hat die Leute auf diese Idee gebracht - genauso wie Sonea. Jetzt ist jedes seltsame Ereignis, das magischer Natur sein könnte, Beweis dafür, dass weitere wilde Magier in der Stadt leben.«
»Sieht so aus, als könnten sie da recht haben.« Cery runzelte die Stirn. »Aber das ist ein Grund mehr, warum wir uns sicher sein müssen, bevor wir es Sonea sagen.«
Gol brummte zustimmend. »Denkst du, wir sollten Skellin erzählen, was wir tun?«
»Skellin?« Einen Moment lang fragte sich Cery, warum, dann fiel ihm die Übereinkunft wieder ein, die er mit dem anderen Dieb geschlossen hatte. »Wir wissen nicht mit Bestimmtheit, ob die Person, die wir in die Falle locken wollen, tatsächlich der Jäger ist. Es könnte auch jemand sein, der es einfach auf mich abgesehen hat. Und der Magie benutzt.«
»Der wilde Magier?«
»Vielleicht. Wir werden es bald wissen. Und wenn es dann einen guten Grund zu der Annahme gibt, er sei der Jäger, werden wir es Skellin erzählen.«
Für eine Weile blickten sie beide nur schweigend durch die Gucklöcher, dann ließ Cery die Kappe seines Gucklochs zurückschwingen. Die Arbeiter kannten die Fluchtwege, die sie bauten, aber keinen von denen, die bereits existierten. Ebenso wenig wussten sie von den Gucklöchern, durch die Cery und Gol sie beobachteten.
»Lass uns gehen.«
Das Loch aus Licht vor Gols Auge verschwand. Cery setzte sich in Bewegung und strich dabei mit einer Hand an der Wand entlang.
Ich frage mich, welcher der Arbeiter, die ich eingestellt habe, den Standort meines neuen Verstecks durchsickern lassen wird.
Obwohl Cery Arbeiter immer gut behandelte und sie gerecht und ohne Verzug entlohnte, konnte er sich ihrer Loyalität oder ihrer Fähigkeit, Geheimnisse zu hüten, niemals ganz sicher sein. Er brachte so viel wie möglich über sie in Erfahrung: ob sie Familie hatten, ob ihnen diese Familie am Herzen lag, ob sie Schulden hatten, für wen sie in der Vergangenheit gearbeitet hatten, wer für sie gearbeitet hatte. Ob es jemanden - insbesondere die Wache - gab, dem sie lieber nicht begegnen wollten.
Nicht diesmal. Gol hat begonnen, Informationen zusammenzutragen, aber es ist nicht genug Zeit, um gründlich zu sein.
Damit die Falle funktionierte, brauchte Cery
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