Song of Blood (German Edition)
ruhiger. „Ich habe mich so nach dir gesehnt, dass nicht einmal ein verflixter Ozean oder eine neue Identität mich von dir fernhalten konnten. Und du dämlicher Hund hast bei unserer ersten Begegnung nichts Besseres zu tun, als mich ungeniert anzulügen. Von wegen Mathis sei dein neuer Lover …“ Far brach verdrossen ab.
Zögernd streckte Songlian die Hand aus und berührte Far am Arm. Überrascht blickte der auf.
„Aye, ich habe dich angelogen. Mathis ist lediglich ein Freund. Ein sehr guter Freund. Tut mir leid“, flüsterte Songlian. „Ich war nur so verletzt wegen dir.“
„Wegen mir?“ Ungläubig starrte ihn Far an. „Was habe ich denn getan?“
„Du hast uns aufgegeben, Far. Und … und du gehörst ihm.“
„Songlian Walker! Wer redet dir diesen Schwachsinn ein?“
„Von wegen Schwachsinn. Mir gehörst du jedenfalls nicht, ansonsten hättest du wenigstens einmal Ich liebe dich zu mir sagen können. Oder wenigstens den Versuch gestartet, es mir zu zeigen. Stattdessen hast du mich derartig gleichgültig behandelt, dass mir die Worte fehlen, um es zu beschreiben.“
„Hast du überhaupt kein Verständnis für meine Situation?“
„Natürlich habe ich das. Ich verstehe, dass du verletzt, verängstigt und am Ende deiner Kräfte warst. Das ist völlig normal, wenn man auch bloß einen Tag in der Gesellschaft meines Bruders verbracht hat. Was ich keinesfalls verstehe, ist, warum ich dir nicht helfen durfte und warum Bhreac …“ Songlian brach mitten im Satz ab.
„Was ist mit Bhreac?“, fragte Far wachsam.
„Mein Bruder hat dir vertraut, Verhovai Severnyi. Du konntest dich frei bewegen und hattest nicht einmal einen Aufpasser. Bhreac hatte sogar eine Waffe auf mich gerichtet und nicht abgedrückt. Stattdessen hat er mich und seinen Eiswolf gehen lassen.“
„Verdammt, Songlian! Was willst du mir damit unterstellen? Du kannst mich doch nicht für Bhreacs Verhalten verantwortlich machen. Es ist richtig, dass ich ihn an mich rangelassen und dafür einige Vergünstigungen erhalten habe. Neben der nicht so ganz unwesentlichen Tatsache, dass dir, Joey und den anderen nichts geschieht. Aber ich bin Bhreac bestimmt nicht hinterhergekrochen und habe ihn angefleht mit mir ins Bett zu gehen. Er hat mich benutzt.“
„Wenn das so ist, warum hast du mich dann fallen lassen? Warum ist bei mir Eindruck entstanden, dass ich dir gleichgültig geworden bin?“ Seelenschmerz zeichnete sich auf Songlians Gesicht ab und Far fühlte bei diesem Anblick tief in seiner Brust ein qualvolles Stechen.
„Ich konnte nicht mehr fühlen, Song. Es ging nicht mehr.“
„Ach? Und nach sechs Monaten ist alles wieder gut? Jetzt kannst du es plötzlich wieder?“
Diese Frage hatte er befürchtet.
„Ich habe keine Ahnung, Song. Ich möchte es jedenfalls sehr gerne“, antwortete er ehrlich. „Doch dazu brauche ich dich.“
Zweifelnd blickte ihn Songlian an. „Ich weiß nicht, ob ich dir glauben kann. Du hast dich nicht gegen Bhreac gewehrt, Far. Und schlimmer noch: Du hast nicht um unsere Liebe gekämpft.“
Empört schnappte Far nach Luft. „Das ist nicht wahr. Songlian, bitte, ich hasse deinen Bruder. Aber ich hatte Angst. Ich konnte das alles in Moskau nur durchstehen, indem ich meine Gefühle weggeschlossen habe.“ Und das war ihm so gut gelungen, dass er Songlian damit vertrieben hatte. Er sah es ja selbst ein.
„Du willst mir allen Ernstes erzählen, dass du Bhreac davon überzeugt hast, dich wie einen seiner Vertrauten zu behandeln, obwohl er dich ohnehin jederzeit in sein Bett zwingen konnte? Was hätte er dadurch gewinnen können?“
„Ich weiß es nicht, Song. Bhreac hat sich mir gegenüber so seltsam verhalten. Als ob ihm etwas an mir gelegen wäre. Songlian, bitte! Ich bin keiner von Bhreacs Leuten geworden, wie du es mir unterstellen willst. Meine Gefühle dir gegenüber haben sich nicht verändert. Aber ich brauche dich, um sie wieder aus mir herauszulassen.“
„Ich bin mir nicht sicher, ob ich dir helfen kann. Es ist sehr ermüdend, gegen Windmühlen zu kämpfen. Ich bin kein Don Quichotte.“
„Das musst du auch gar nicht sein. Inzwischen bin ich wirklich bereit, mir von dir helfen zu lassen. Bitte gibt mir eine Chance, es dir zu beweisen.“
Songlian sah ihn zweifelnd an, aber entdeckte er da nicht auch einen Hoffnungsschimmer in seinen Augen?
Songlian brachte noch einen letzten, schwachen Einwand: „Du hast Bhreacs Blut getrunken …“
„Davon weiß ich nichts. Es ist mir auch
Weitere Kostenlose Bücher