Song of Blood (German Edition)
einem letzten Nicken in der Halle stehen. Der schaute Cooper bedrückt hinterher.
Er wird auch nicht jünger, fiel es ihm auf einmal auf. Mathis’ Worte über das Altern von Menschen hingen ihm auf einmal wie eine zentnerschwere Last auf den Schultern. Wie aus dem Nichts stand Songlian plötzlich neben ihm und sah Cooper ebenfalls nach, der mit schweren Schritten zu dem Rest seines Teams ging.
„Es tut mir sehr leid, mo chroí“, sagte Songlian leise.
„Du hast es gehört?“, fragte Far ruhig. Songlian nickte bestätigend.
„Warum hast du nicht mit mir darüber gesprochen?“
„Hättest du Mathis’ Meinung widersprechen können?“
„Dass man nicht gleichzeitig Vampir und ein SEED-Officer sein kann? Wohl nicht. Ich habe es ja am eigenen Leib gespürt. Du hättest das nicht alleine mit dir abmachen müssen, Far. Warum hast du nicht mit mir darüber gesprochen? Jetzt bist du traurig.“
Far lächelte schwach. „Aye, natürlich bin ich traurig. Dafür hast du in ein paar Monaten, wenn meine Ersparnisse aufgebraucht sind, einen Schmarotzer am Hals.“
In Songlians Augen blitzte es frivol auf. „Am Hals klingt ja ganz gut. An anderen Körperteilen wäre es allerdings deutlich besser.“
In gespielter Verzweiflung warf Far die Arme in die Höhe.
„Und so werde ich gezwungen, mich während meiner restlichen Existenz zu prostituieren, um Obdach zu erhalten.“
Songlian grinste frech und neigte den Kopf leicht zur Seite.
„Wir sollten eine Preisliste festlegen, was ich dir im Gegenzug zu welchen Dienstleistungen bezahlen muss. Hm, lass mich mal überlegen. Im Bois de Boulogne werden zwanzig Euro für ein Flötenkonzert genommen, wenn ich mich nicht täusche.“
„Stopp, stopp, stopp!“ Far winkte entrüstet ab.
„Reden wir hier von Stricherpreisen? Du willst mich ernsthaft mit einem französischen Stricher vergleichen, der dir in einem Gestrüpp einen bläst?“ Far spielte den Gekränkten.
„Ach, du meinst, du wärst schon ein wenig professioneller?“ Songlian zog zweifelnd die Stirn kraus. „Also, was Eugène mit seiner Zunge anstellen kann, ist wirklich nicht ohne.“
„Song!“
Sein Liebster lachte. „Na gut, weil ich dich schätze, Baxter, dreißig Dollar für einen Blow-Job.“
„Song!“ Far schlug nach ihm. Feixend tauchte Songlian unter dem Hieb hindurch.
„Du willst mehr?“
„Ich will dich schlagen, also halte gefälligst still.“ Far schnaufte erbost.
„Ich dachte, Mathis hätte dir etwas über den Nahkampf zwischen Vampiren beigebracht.“ Glucksend wich Songlian einem weiteren Hieb aus und sprang Far im Gegenzug rasch an. Ineinander verschlungen fielen sie rangelnd zu Boden, wo Songlian versuchte Fars Hände festzuhalten. Plötzlich wurde Fars Miene ernst und er stellte seine Gegenwehr abrupt ein, um an Songlian vorbeizusehen. Der schaute ebenfalls empor.
„Da ist einer wütend“, stellte Far fest.
Songlian stieg von ihm herunter und zog ihn auf die Füße. Gerade rechtzeitig, denn Joey packte Far grimmig am Arm.
„Entschuldige, So-lian“, sagte Joey knapp und zerrte Far grob mit sich. Im Esszimmer wurde er rücklings gegen die Tapete gestoßen.
„Joey!“, rief Jonathan, der ihnen mit den übrigen Freunden hinterherlief. Doch der ließ sich in seinem Ärger nicht bremsen.
„Das ist nicht dein Ernst“, schrie Joey Far an. „Sag mir, dass Coop uns gerade angelogen hat und dass du nicht kündigen wirst.“
Far rumste ein weiteres Mal unsanft an die Wand und verzog dabei das Gesicht.
„Hör mal …“ Er versuchte sich zu erklären, hatte aber keine Chance, durch Joeys enorme Entrüstung durchzudringen.
„Zur Hölle! Wir sind ein verdammtes Team“, rief der völlig aufgebracht und schubste Far erneut.
„Joey Fisher!“ Cooper ging dazwischen und zerrte seinen Partner energisch zurück.
„Far bekommt blaue Flecken, weil du eine Entscheidung nicht akzeptieren kannst.“
„Scheiß Entscheidung.“ Joey raunzte weiter und hätte Far vors Schienbein getreten, wäre der nicht zurückgewichen.
„Joey, ich bin ein Vampir.“ Far startete einen erneuten Erklärungsversuch. „Du weißt, was Vampire im Allgemeinen tun.“
Steif und fest, mit einer Treue, die Far zutiefst bewegte, behauptete Joey: „Du bist anders.“
Trotzig verschränkte er die Arme vor der Brust. „Du hast ebenfalls den Eid geschworen, die Menschen zu schützen, Far. Und daran hältst du dich.“
„Ach ja, richtig“, sagte Far. „Der verflixte Eid.“
Ehe sich jemand rühren
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