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Song of the Slums

Song of the Slums

Titel: Song of the Slums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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hatte. Besuchte er nur eine von ihnen oder zwei oder sogar alle drei?
    Ihr wurde übel bei dem Gedanken. Er war ein Verräter seiner eigenen Prinzipien. Oder vielleicht hatten die Ladys reiche Plutokraten-Ehemänner, und dies war seine Form der Rache? Aber auch das machte es nicht besser, im Gegenteil, das machte es noch schlimmer!
    Und sie hatte ihn in Bezug auf Mave verdächtigt. Die süße unschuldige Mave! Plötzlich erinnerte sie sich an das, was er ihr in dem Veloziped gesagt hatte – nämlich dass die drei feinen Ladys eher sein Typ seien, eher als Mave. Seine eigenen Worte!
    Oh, sie verabscheute diesen Typen und seinen
Typ
! Sie waren alle kalt und unmoralisch und herzlos! Ihre Übelkeit wich einem heißen schwelenden Zorn …

• 64 •
    Am nächsten Tag lief alles wie gehabt: Verrol verschwand und seilte sich ab, Reeth machte sich auf den Weg zu einem Gespräch mit den Swales, Mave spielte auf ihrem Melodium, Purdy zupfte auf seiner Gitarre, und Ollifer spazierte umher und lernte lautlos die neuen Songtexte auswendig. Astor war weiterhin zornig, außerdem litt sie unter Langeweile. Als der Regen aufgehört hatte, entschied sie sich, ihre Drums draußen aufzubauen und zu proben.
    Sie fand ein verstecktes Plätzchen zwischen zwei großen Rhododendronbüschen. Gleich darauf drummte sie in voller Lautstärke los, als sei sie auf der Bühne der Royal George Hall. Sie begann mit einer Art doppeltem Backbeat zu experimentieren, einem Stilmittel, das bisher nicht zu ihrem Repertoire gehörte. Ganz in ihre eigene Welt vertieft, bemerkte sie nicht, dass Reeth ihr zuhörte. Erst als sie eine Pause machte, nahm sie ihn wahr. Vermutlich war er gerade von seinem Gespräch mit den Swales zurückgekehrt.
    »Entschuldige«, sagte er, »ich wollte dich nicht unterbrechen. Es ist einfach schön, dich wieder spielen zu hören. Was hast du da gerade gemacht?«
    »Experimentiert.«
    »Mave sollte das hören. Sie kann zu dem Rhythmus bestimmt einen großartigen Song schreiben.«
    Astor nickte. Natürlich wusste er alles über Rhythmen, er hatte ja lange genug selbst in einer Band gespielt.
    »Der jüngste Swale-Bruder hatte ganz recht, was dich betrifft«, lachte er. »Er hat doch gesagt, du kannst einfach alles?«
    Dies war die längste Unterhaltung, die sie seit dem Streit gehabt hatten. Astor akzeptierte das Kompliment und machte sofort weiter mit einem Trommelwirbel, den sie auch noch über Kreuz schlug.
    »Improvisationen«, sagte Reeth, als sie zum Ende gekommen war. »Auf der Bühne machst du das nie.«
    »Nein.«
    »Was ich mich die ganze Zeit frage: Ist Marschmusik eigentlich schwer zu spielen?«
    »Marschmusik?«
    »Ich weiß, die gefällt dir nicht. Aber nicht, weil sie schwer zu spielen ist, oder?«
    »Natürlich nicht.«
    »Obwohl sie so ganz anders ist als das, was du normalerweise spielst?«
    »Einfachste Sache der Welt«, sagte Astor, und schlug –
Rat-Tat-Rat-Tat
– einen Marschrhythmus an.
    »Scheint so«, sagte Reeth, klang dabei jedoch nicht überzeugt. »Aber der Sound hört sich sehr primitiv an.«
    »Die sind alle einfach. Die kann ich mir direkt beim Spielen ausdenken.«
    Sie stimmte einen neuen Marschrhythmus an, verfiel dann in einen anderen und wieder in einen anderen und dann noch einen und noch einen – und beendete das Ganze mit einem langen Trommelwirbel.
    Reeth grinste. »Du kannst es ja
wirklich
. Ich weiß gar nicht, warum ich daran gezweifelt habe.«
    Etwas an seinem Grinsen gefiel Astor nicht. Außerdem guckte er sie gar nicht an, sondern blickte über ihre Schulter. Sie drehte sich blitzschnell um – und sah in Verrols Gesicht.
    »Das ist es, was wir für den 16. November brauchen«, sagte Reeth.
    Verrol war schockiert … verletzt … geschlagen … wütend. Astor konnte seinen Gesichtsausdruck nicht deuten. Noch nie zuvor hatte sie sein Gesicht so nackt und schutzlos gesehen.
    Astor konnte nicht sprechen. Natürlich dachte er, sie sei Reeths Fraktion beigetreten, das war eindeutig. Zwar sprach er das Wort
Verräterin
nicht aus, aber das war auch gar nicht nötig.
    Dann war eine andere Stimme zu vernehmen. »Was ist denn hier los? Marschmusik?«
    Es war Ollifer.
    »Ich habe nur etwas bewiesen«, sagte Astor. Die Erklärung war hauptsächlich für Verrol gedacht, aber selbst in ihren eigenen Ohren hörte sie sich lahm an.
    Verrol ignorierte sie und wandte sich an Reeth. »Das hilft euch trotzdem nicht«, knurrte er. »Ich lege weiterhin ein Veto gegen unsere Rolle in dem Putsch

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