Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Song of the Slums

Song of the Slums

Titel: Song of the Slums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
Vom Netzwerk:
Gartens, aus dem Astor nun ganz schwach Musik vernahm, eindeutig das Melodium. Mave war offenbar nach draußen gegangen, um für sich alleine zu spielen.
    Astor entschied sich, beide in Ruhe zu lassen.

• 63 •
    Das Wetter blieb regnerisch, und die Unstimmigkeiten zwischen den Rowdys ungelöst. Sie stritten zwar nicht offen, aber die Spannung und das Misstrauen zwischen ihnen waren deutlich zu spüren. Drinnen wie draußen saßen sie nun allein oder bildeten Grüppchen: Verrol mit Mave, Ollifer mit Reeth und – da es keine Alternative gab – Astor mit Purdy. Purdy schlug vor zu proben, aber die anderen schüttelten nur die Köpfe. Wofür? Astor konnte nicht glauben, dass alles in so kurzer Zeit auseinandergefallen war. Als ob die Unstimmigkeiten innerhalb der Band schon seit langem unter der Oberfläche geschwelt hätten. Eigentlich hatten sie, abgesehen von der Musik, tatsächlich keinerlei Gemeinsamkeiten.
    Reeth und Ollifer waren jetzt dicke Freunde, die ständig etwas zu besprechen hatten. Reeth war auch in Kontakt mit den Plutokraten. Immer mal wieder verließ er den Dachgarten und begab sich, begleitet von Dienern, zu Treffen nach unten. Er halte die Swales auf dem Laufenden, was die Entscheidung der Band anbetraf, erzählte er. Tatsächlich war die Band so weit von einer Entscheidung entfernt wie zuvor.
    Eines Abends machte Reeth eine Ansage, die mit einer Drohung verbunden war: »Nur noch sieben Tage. Die Plutokraten haben mittlerweile alternative Pläne, auf die sie zurückgreifen können. Ihr solltet wissen, dass die Rowdys nicht unersetzlich sind.«
    Er weigerte sich, ihnen von diesen anderen Plänen zu berichten. Stattdessen verkündete er am nächsten Morgen: »Ich habe die Lyrics für einige der Songs neu geschrieben, damit wir keine Zeit verlieren, wenn die Band ihre Entscheidung getroffen hat.«
    »Es wird aber nicht die Entscheidung sein, die du gerne hättest«, grummelte Verrol.
    »Es war die reine Fleißarbeit«, fuhr Reeth fort, als habe Verrol nichts gesagt. »
Sieg
und
Tapferkeit
und so ein Zeugs. Alles nur für einen einzigen Auftritt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein echter Songschreiber so was machen wollte.«
    Er sah Mave an, die sofort wegblickte. Er quittierte die Stille, die ihm entgegenschlug, mit einem unergründlichen Lächeln. »Aber dafür gibt es mich ja, nicht wahr? Um euch Bürden dieser Art von den Schultern zu nehmen.«
    Von diesem Zeitpunkt an bemerkte Astor, dass Ollifer oft mit einem Blatt Papier in der Hand herumlief und seine Lippen dabei bewegte, als sage er etwas auf. Kein Zweifel, dass er schon dabei war, Reeths neue Texte auswendig zu lernen.
    Sie wusste nicht, worüber sie sich noch mit Purdy unterhalten sollte, zumal er sowieso kein großer Redner vor dem Herrn war. Zu gerne hätte sie mit Verrol so wie früher gesprochen, aber das schien unmöglich geworden zu sein. Er gab ihr das Gefühl, dass sie nur dann wieder Freunde sein könnten, wenn sie ihn und Mave unterstützte.
    Astors Sorgen bezüglich Verrol und Mave waren verschwunden. Sie hatte die beiden unauffällig beobachtet und war sich nun sicher, dass sie kein Pärchen waren. Und als Verrol begann, für längere Zeiten zu verschwinden, stellte sie fest, dass Mave zu diesen Zeiten eigentlich immer da war.
    Bei einem Spaziergang entdeckte sie am Rand des Dachgartens, was sie erwartet hatte: Verrols handgemachtes Seil, das um den Stamm eines kräftigen Baumes gebunden war. Sie folgte dem Seil bis an die Kante des Daches, und stieß auf ein Loch, das in das Netz geschnitten war. Das Seil hing durch das Loch und über der Kante des Daches.
    Astor kniete sich hin und steckte den Kopf durch das Netz, um besser nach unten sehen zu können. Sie konnte das Seil etwa zehn Meter lang verfolgen, dann wurde es vom Londoner Smog verschluckt. Sie konnte Umrisse von Brücken und Spannseilen ausmachen und den Schein bunter Lichter tief unten in der braunen Brühe. Aber sie konnte nur raten, wie tief es hinunterging. Vermutlich noch einmal dreißig Meter, bis der Erdboden erreicht war. Der Smog unter ihr war ein deprimierender Anblick. Astor fragte sich, wohin Verrols Ausflüge wohl führten, und warum er ständig kam und ging. Bis es ihr schlagartig klar wurde:
die drei feinen Ladys in ihren Kutschen
!
    Eine andere Erklärung konnte es nicht geben. Wen sollte er wohl sonst besuchen? Sie hatte die Briefchen mit der Bitte um ein Rendezvous gesehen; hatte gesehen, wie er die Nachrichten in seiner Hosentasche versenkt

Weitere Kostenlose Bücher