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Song of the Slums

Song of the Slums

Titel: Song of the Slums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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aufrecht, wenn ich bitten darf. Nicht die Schultern hängen lassen! Und keine Ihrer prahlerischen Gesten. Denken Sie daran, Sie befinden sich hier nicht auf der Straße. Sie nehmen Teil an einer sehr feierlichen althergebrachten Zeremonie.«
    Astor sah, wie sich Verrols Mund verzog, doch er sagte nichts. Sie wiederholte ihre Frage jetzt in einem schärferen Tonfall. »Wieso nur zwei Finger, wenn wir zu viert sind?«
    Dieses Mal ließ sich der Mann dazu herab, ihr eine Antwort zuteil werden zu lassen. »Immer nur zwei Kandidaten auf einmal, das entspricht der Form dieser Zeremonie.«
    Purdy sprach jetzt laut. »Aber wir gehören zusammen, denn dies ist ein Orden des Britischen Empire für die Rowdys.«
    »Ist es
nicht
.« Die Verachtung des Mannes war inzwischen unmissverständlich. »Es werden vier einzelne Orden an vier einzelne Individuen aufgrund ihrer Dienste für König und Vaterland verliehen. Mit irgendwelchen Rowdys hat das nichts zu tun.«
    »Wir sind ein Team«, beharrte Purdy. »So funktioniert Gangmusik.«
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie
Gangmusik
funktioniert.« Dem Mann schien es schwerzufallen, das Wort auszusprechen. Sein Mund hatte sich voller Widerwillen verzogen, bevor er es zustande brachte. »Aus welchem Grund auch immer Seine Majestät es für angebracht hält, Ihnen diese Auszeichnung zu verleihen, so kann ich sagen, dass es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht um Verdienste um die Musik geht.«
    »Vielleicht hat er tatsächlich Geschmack gefunden … an Gangmusik«, sagte Verrol provozierend.
    Der Mann richtete sich kerzengerade auf, legte den Kopf in den Nacken und antwortete in seiner erhabensten Pose: »Ich kann Ihnen versichern, dass Seine Majestät nicht einmal die Bedeutung dieses Ausdrucks kennt.«
    In dem Moment hörte man von der Treppe her ein Glöckchen läuten, und eine Stimme rief aus: »Die Kandidaten mögen vortreten!«
    Das Gesicht des Mannes verwandelte sich in eine ausdruckslose Maske. Schweigend spreizte er Mittel- und Zeigefinger in Richtung der beiden Bandmitglieder zu seiner Rechten: Mave und Purdy.
    Mave zog ein Gesicht, und Purdy tat so, als wähle er mit
eene, meene, muh
zwischen den Fingern aus. Trotzdem ergriff jeder von ihnen einen Finger. Der Mann verneigte sich, drehte sich dann um und geleitete die beiden zur Treppe. Die Wachen nahmen Haltung an und präsentierten ihr Gewehr, als sie an ihnen vorbeigingen.
    Astor und Verrol beobachteten, wie sie die Treppe hinaufstiegen. Mave winkte kaum merkbar, bevor sie aus ihrem Blickfeld verschwand.
    »Wir sind dann die nächsten«, sagte Verrol – und Astor nahm einen leicht fragenden Unterton wahr.
    »Ich würde zu gern wissen, was du gerade denkst«, sagte sie.
    »Ich frage mich, wie viel Zeit wir haben.«
    »Bevor …?«,
    »Bevor Schwarzstab wiederkommt, um uns einzusammeln.«
    »Wir könnten uns ja einfach davonmachen.«
    Verrol grinste sein wölfisches Grinsen. »Willst du wirklich einen Orden des Britischen Empire?«
    Astor schüttelte den Kopf. »Wir haben schon einen in der Familie.«
    »Ich kann diese Leute nicht leiden.«
    »Sie verachten uns. Sie sind genauso schlimm wie die anderen.«
    »Fast. Die anderen wollten einen Krieg erklären, und das mussten wir verhindern. Aber ich bin nicht auf deren Seite, weder auf der einen noch auf der anderen.«
    »Ich auch nicht. Weil wir auf der Seite der Streetkids stehen.«
    »Der Seite der Slums.«
    »Der Seite der Gangmusik.«
    Sie sahen sich an und lachten.
    »Also, sollen wir?«
    »Ja, los.«
    Ganz beiläufig setzten sie sich in Richtung der Glastüren in Bewegung. Aber nicht beiläufig genug, um der Aufmerksamkeit der beiden Wachen zu entgehen. Sie hörten auf, wie Statuen dazustehen, und folgten ihnen.
    »Halt!«
    »Wo gehen Sie hin?«
    Die Glastüren waren nach dem Ansturm der Streetkids noch nicht repariert worden. Mit schnellen Schritten überholten die Wachen sie und hielten ihre Gewehre überkreuz vor die Türöffnung, durch die Astor gerade hinausgehen wollte.
    »Das dürfen Sie nicht!«
    Astor griff nach den Gewehrläufen und schob sie weg. »Ich glaube doch.«
    Die Wachen konnten ihrer Entrüstung kaum Herr werden, als Astor durch die Tür ging.
    »Aber Sie werden doch erwartet!«
    »Sie
müssen
an der Zeremonie teilnehmen!«
    Astor trat in Freie, und Verrol folgte ihr. Der Himmel wurde von einem trüben Licht erhellt, und die Riverside Gardens leuchteten in kräftigen Farben. Eine Brise wehte den Duft von Gras und blühenden

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