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Song of the Slums

Song of the Slums

Titel: Song of the Slums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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Tage, drei Tage, zwei Tage bis zum 16. November – und die Band hatte noch immer zu keiner Entscheidung gefunden. Astor hatte ihre Zukunft fest mit den Rowdys verbunden, und nun sah sie, wie sich alles in Nichts auflöste. Doch trotz ihrer Enttäuschung wollte sie nicht, dass Verrol aus der Band ausstieg.
    Ohne ihn wäre es nie mehr dasselbe.
    Am Morgen des 15. November goss es wie aus Kübeln. Die meisten Bandmitglieder hatten ihre Schlafkammern nicht verlassen, nur Astor und Purdy saßen schweigend im Wohnbereich. Plötzlich flog die Tür auf, und ein kalter feuchter Windstoß blies ins Zimmer. Ein Klopfen hatten sie nicht gehört.
    »Zumachen – «, raunzte Astor, bevor sie sah, wer es war. »Oh, entschuldigen Sie. Treten Sie ein.«
    Es war Lorrain Swale. Der Wind hatte sein Haar zerzaust und seine Wangen leicht rosig gefärbt, was sein perfektes Aussehen noch besser zur Geltung brachte. Er sah Astor an und räusperte sich.
    »Ähm. Die Swales müssen Sie sprechen.«
    »Nur mich?« Sie blickte ihm mutig ins Gesicht.
    »Ja.« Er zeigte auf die Tür. »Ich habe Regenschirme für uns beide dabei.«
    Astor war froh, ihrer langweiligen Umgebung zu entkommen. Sie folgte Lorrain nach draußen, wo zwei Diener auf sie warteten, die riesige Regenschirme mit Stangen aus Stahldraht trugen. Einer ging neben ihr in Stellung und schützte sie vor dem Regen.
    Sie brauchten die Schirme nur für die kurze Entfernung bis zum Pavillon. Dort ließen sie die Bediensten zurück, und Lorrain selbst begleitete sie. Sie stiegen nicht in den Dampffahrstuhl, sondern die Treppen hinab. Zwei Stockwerke unter dem Dachgarten drehte Lorrain sich mit einem eigenartigen Blick in seinen dunklen großen Augen zu ihr um. »Ich habe nicht ganz die Wahrheit gesagt«, gestand er ihr, »denn ich bin der einzige Swale, der mit Ihnen sprechen muss.«
    Jetzt schien er tatsächlich zu erröten. Wäre es jemand anders gewesen, wäre sie auf der Hut gewesen, aber ihr Instinkt sagte ihr, dass Lorrain ein Gentleman war. Und tatsächlich geleitete er sie nicht in einen Raum, sondern den Korridor entlang zu einem Erkerfenster.
    »Bitte«, sagte er, »nehmen Sie doch Platz!«
    Die in die Erkerwände eingelassenen Sitzbänke waren mit Kissen ausgelegt. Astor tat, wie ihr geheißen. Es war überraschend angenehm, so im Warmen und Trockenen zu sitzen, während an der anderen Seite der Fenster der Regen herablief.
    Lorrain setzte sich nicht. »Ich habe Sie hierher gebracht …«, begann er, dann wusste er nicht weiter.
    Er versuchte es noch einmal. »Ich dachte, dieser Platz …«
    Wieder stockte er. Er lockerte seine Halsbinde und fuhr mit einem Finger an der Innenseite seines Kragens entlang.
    »Ich habe seit Tagen darüber nachgedacht. Ich …«
    Er schien eine Frage stellen zu wollen. Astor wäre ihm zu Hilfe gekommen, wenn sie gewusst hätte, was er fragen wollte. Er gab ein seltsames Stöhnen von sich und ließ sich auf ein Knie fallen.
    »Wollen Sie mich heiraten?«
    Astor traute ihren Ohren nicht. »Haben Sie gerade gesagt, was ich glaube, dass Sie gesagt haben?«
    »Ja. Heiraten Sie mich! Werden Sie meine Frau! Bitte!«
    Einerseits verspürte sie den Drang, wie eine Verrückte loszukichern, und andererseits den Drang aufzuspringen und davonzulaufen. Doch der schmachtende Blick seiner Augen hielt sie zurück.
    »Aber das … ich will sagen … das hat doch keinen Sinn.«
    »Für mich schon. Ich glaube, ich habe Sie von dem Augenblick an geliebt, in dem ich Sie zuerst erblickt habe.«
    »Bitte? Und warum haben Sie sich dann niemals etwas anmerken lassen? Sie hatten doch vor drei Monaten jede Möglichkeit dazu.«
    »Das konnte ich nicht.«
    »Ich bin in der Überzeugung nach Swale House gekommen, dass wir uns verloben würden. Ein Heiratsantrag hätte da gewiss nicht geschadet.«
    »Ich weiß. Ich weiß. Ich habe mich so schlecht gefühlt. Aber Sie waren nur die Hauslehrerin. Meine Brüder hätten das niemals zugelassen.«
    »Können Sie denn keine eigenen Entscheidungen treffen?«
    »Das verstehen Sie nicht. Meine Brüder haben die absolute Kontrolle über die Finanzen der Familie. Sie treffen alle Entscheidungen. Nur über meine Gefühle können sie nicht entscheiden.«
    »Ihre Gefühle? Nun,
ich
wusste jedenfalls nicht von Ihren angeblichen Gefühlen. Hätten Sie mir nicht ein winziges Zeichen geben können?«
    »Keine
angeblichen
. Bitte sagen Sie das nicht. Ich gebe zu, dass es mir nicht leichtfällt, meine Gefühle zu zeigen. Ich bin zu gehemmt und

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