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Song of the Slums

Song of the Slums

Titel: Song of the Slums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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Träumen hatte sie sich Lorrain Swale nicht so gutaussehend vorgestellt. In so ein Aussehen musste man sich einfach verlieben!
    Plötzlich erklang eine Fanfare, die Trompeter in der blau-goldenen Livree der Swales erschallen ließen. Andere Livrierte hielten ein Banner in die Höhe, auf dem das Wort DORRIN stand, der Nachname von Astors Stiefvater. Astor war ein wenig erstaunt darüber, denn sie war es doch, deren Verlobung bevorstand, aber vielleicht war den Swales nicht bewusst, dass sie den Namen ihres leiblichen Vaters, Vance, behalten hatte.
    Marshal Dorrin brachte Astor und ihre Mutter durch einen Laut, der irgendwo zwischen Husten und Bellen angesiedelt war, wieder in die Gegenwart zurück. Dann knallte er seine Hacken zusammen und schritt auf das Empfangskommittee zu. Er war einer der ganz großen Helden des Fünfzigjährigen Krieges und mit seinem kerzengeraden Rücken und seiner prachtvollen silbernen Haarmähne hatte er noch immer die Ausstrahlung eines Helden.
    Er schüttelte die Hund des stiernackigen Bruders.
    »Das ist Bartizan Swale«, murmelte Mrs Dorrin in Richtung Astor – und mit Blick auf den Bruder mit der dunkel getönten Brille: »Das ist Phillidas Swale.«
    Marshal Dorrin nickte Lorrain zu, ohne ihm die Hund zu schütteln und verbeugte sich darauf in Richtung der beiden mausgrauen Frauen, die im Hintergrund standen. »Die Ehefrauen«, erklärte Mrs Dorrin. Die Frauen schienen, nur weil sie wahrgenommen worden waren, völlig in Verlegenheit zu geraten, blickten zu Boden und knicksten halbherzig.
    Der Marshal und die beiden älteren Brüder führten ein Gespräch, allerdings konnte Astor nicht verstehen, was gesprochen wurde. Lorrain schien in dieses Gespräch nicht eingebunden zu sein … Sah er sie an? Vielleicht war er zu schüchtern oder zu höflich, um sie anzustarren, aber sie spürte seine versteckten Blicke unter den gesenkten Wimpern.
    Ihm musste gefallen, was er sah, da war sie sich sicher. Schon als sie ein Kind war, wurde ihr überall versichert, wie hübsch sie war, und nun, als siebzehnjährige junge Frau, wurde sie ebenso bewundert. Sie wusste um die Wirkung ihrer schlanken Figur und ihrer kupferfarbenen Locken, ohne wirklich eitel zu sein. Für diesen speziellen Tag hatte sie ein engtailliertes Kleid mit einem großen Reifrock, weißem Spitzenkragen und Manschetten sowie ihre taubengrauen Lieblingsstiefeletten ausgewählt.
    In der Zwischenzeit hatte ihr Diener begonnen, das Gepäck aus dem Luftschiff zu laden. Astor wünschte, er hätte gewartet, denn ein einzelner Diener wirkte verglichen mit der Armada der Swale-Bediensteten so dürftig. Zwar hätten sie im Luftschiff der Swales sowieso keine große Entourage unterbringen können, aber trotzdem … Ihr Diener trug nicht einmal eine Livree, nur die einfache schwarze Kleidung Bediensteter.
    Mrs Dorrin gewann Astors Aufmerksamkeit zurück, als sie ihr hinter vorgehaltener Hand zuflüsterte: »Da scheint jemand seine Augen nicht von dir nehmen zu können.« Sie sprach natürlich von Lorrain. »Ihn hat es schon jetzt erwischt.«
    Astor schnitt angesichts der überhitzten Einbildungskraft ihrer Mutter eine Grimasse. Mrs Dorrin war eine große Anhängerin romantischer Liebe, was sich auch in der Auswahl ihrer Kleidung zeigte: rosafarbene Haube, rosafarbenes Kleid mit unzähligen Schleifchen und Rüschchen und Volants. Sie war anmutige 150 Zentimeter groß, damit einen halben Kopf kleiner als Astor, und wies die weichen Rundungen einer Frau in den mittleren Jahren auf. Astor war ihrer Mutter zwar sehr zugeneigt, allerdings empfand sie ihr gegenüber nicht den Respekt, den eine pflichtbewusste Tochter haben sollte.
    Astor selbst war nicht besonders an romantischer Liebe interessiert. Diese Verlobung hatte ihr Stiefvater arrangiert, ohne sich auch nur einmal nach ihren Gefühlen zu erkundigen. Fraglos wollte er sie ebenso gern aus dem Haus haben wie sie wegwollte. Er hatte sie nie gemocht, und seine kalte graue militärische Ausstrahlung hatte Dorrin Estate zu einem kalten grauen ungastlichen Ort gemacht. Für Astor bedeutete Heirat lediglich ein Mittel zur Flucht … oder hatte es bedeutet, bis sie Lorrain Swale zu Gesicht bekommen hatte.
    Er blickte sie noch immer aus den Augenwinkeln an, während Bartizan, Phillidas und der Marshal ihr Gespräch fortsetzten. Astor wünschte sich, er würde auf sie zugehen … Anspruch auf sie erheben … sie als seine zukünftige Frau anreden … ihre Hand küssen … etwas … irgendetwas. Sie

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