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Song of the Slums

Song of the Slums

Titel: Song of the Slums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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ein.«
    Reeth strahlte, er schien sehr zufrieden zu sein. »Du bestehst auf deinem Vetorecht?«
    »Darauf haben wir uns aber bislang nicht geeinigt«, mischte sich Ollifer wieder ein.
    »Nein, nein, kein Problem. Soll er doch machen, was er will.« Reeth strahlte noch immer. »Wenn er aus der Band ausgestiegen ist.«
    Jetzt herrschte Totenstille. Astor musste diese letzten Worte erst einmal verdauen: …
ausgestiegen ist?
    Einen Moment später erschienen Mave und Purdy, es war, als ob alle geahnt hatten, dass gerade etwas von entscheidender Bedeutung stattfand. Reeth erklärte ihnen in kühlen Worten, worum es ging. »Wir diskutieren gerade die Größe der Band. Ich finde schon seit längerer Zeit, das fünf von euch zu viele sind. Deshalb schlage ich vor, dass Verrol aussteigt.«
    Maves Augen wurden noch größer und runder, als sie ohnehin schon waren.
    »
Willst
du denn aussteigen?«, fragte sie Verrol.
    »Nein. Er will mich loswerden.«
    »Also, wenn ein Bandmitglied seinen eigenen Weg gehen will, na dann …«, murmelte Ollifer zustimmend. Er schien sich mit der Idee bereits angefreundet zu haben.
    »Ich gehe mit Verrol«, sagte Mave. »Wenn er nicht mehr reinpasst, dann passe ich auch nicht mehr.«
    Reeth hatte eine Antwort auf alles. »Es geht nicht so sehr um das Reinpassen. Ihr anderen seid alle notwendig für den Sound der Band. Er nicht.«
    Astor hatte ihre Stimme wiedergefunden. »Wieso nicht?«
    »Na, denk doch mal drüber nach. Ich weiß, dass er die Band mitgegründet hat. Aber ernsthaft, welchen Beitrag leistet er denn?«
    »Na, er ist unser Tänzer«, rief Astor aus.
    »Ja, und ein sehr guter Tänzer.« Reeth sprach das Wort mit einem Hauch Verachtung aus. »Aber was ist sein musikalischer Beitrag? Lasst seine Klapper und den Schellenkranz weg – fehlt dann was? Die wichtigen Percussions kommen doch von den Drums. Da trägt
er
doch kaum etwas zu bei.«
    Verrol sah Reeth mit einem gefährlichen Funkeln an. »Und wie viel trägst du bei? Wenn ich für die Band überflüssig bin, was ist dann mit dir?«
    »Ich spiele eine andere Rolle. Du bist der überflüssige Part.«
    »Nein,
du
bist überflüssig«, Verrol explodierte vor Ärger. »Tatsächlich werde ich dich gleich jetzt entsorgen. Über die Kante dieses Gebäudes.«
    Er näherte sich Reeth wie ein Wolf seiner Beute. Reeth biss die Zähne zusammen, nahm eine Verteidigungshaltung an und duckte sich. Selbst mit zwei Armen hätte er nicht die geringste Chance gehabt. Alle anderen fingen an zu schreien, Astor am lautesten von allen. Sie wußte als einzige, zu was Verrol wirklich fähig war. Er streckte beide Arme aus – doch dann blieb er stehen, ließ die Arme fallen und starrte den kauernden Reeth an. Abrupt drehte er sich um und ging davon.
    Reeth zitterte, aber er war kein Feigling. »Ich hätte mit ihm gekämpft«, murmelte er. »Ich lasse mich nicht von Drohungen kleinkriegen.«
    »Richtig so«, stimmte Ollifer ihm zu. »Wenn er keine Kritik hören kann, ohne gleich die Beherrschung zu verlieren …«
    Mave sah Verrol hinterher, aber sie folgte ihm nicht. Sie schien bestürzt und unangenehm berührt von dem, was sich gerade abgespielt hatte. Astor ging es ganz genauso.
    In diesem Augenblick fing es wieder an zu regnen. Erst einige wenige große Tropfen, dann klatschten mehr und mehr auf die Blätter der Rhododendronbüsche. Astor griff schnell nach ihrem Blechbecken und dem Messinggong, während die anderen sich ihre Fässer, Kessel und Töpfe griffen und sie wortlos ins Trockene trugen.

• 65 •
    Es gab kein Zurück, nachdem Reeth es ausgesprochen hatte. Die Möglichkeit, Verrol auszuschließen, hing wie ein Damoklesschwert über der Band, und die Spannungen nahmen weiter zu. Verrol tat sich selbst keinen Gefallen mit seinen langen Abwesenheiten, insbesondere weil Reeth es sich zur Aufgabe gemacht hatte, Purdy, Mave und Astor ständig mit seinen Argumenten zu bearbeiten. Astor wusste nicht, wen er schon ganz auf seine Seite gezogen hatte; sie selbst stellte sich ihm gegenüber taub.
    Das Problem war, dass Reeth im Prinzip recht hatte. Ließ man Verrols Tanzen beiseite – die Klapper und der Schellenkranz trugen tatsächlich wenig zum Sound der Band bei. Astor gab das vor Reeth zwar nicht zu, aber insgeheim wusste sie, dass es stimmte. Verrol hatte das Beste aus der Band herausgeholt, und sein Tanzen war für alle eine Inspiration – doch je erfolgreicher die Band wurde, desto weniger wichtig wurde er.
    Inzwischen war es für Astor

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