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Song of the Slums

Song of the Slums

Titel: Song of the Slums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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uns jetzt wieder um
unsere
Angelegenheiten kümmern«, schlug Ollifer vor. »Wir müssen noch immer über die Mitgliederzahl der Band abstimmen.«
    »Gute Idee.« Reeth sah zu Verrol hinüber. »Jetzt wissen wir wenigstens, mit wem wir es hier zu tun haben.«
    Astor betrachtete die anderen Bandmitglieder und wusste, dass es für Verrol keine Hoffnung mehr gab. Mave sah erschrocken und bestürzt aus, Purdy runzelte die Stirn. Es war leicht zu erraten, wie die Wahl ausgehen würde.
    Ihr war jetzt alles egal. Verrol war selbst schuld. Sie konnte sie alle nicht mehr sehen. Ohne ein weiteres Wort sprang sie auf und lief in ihre Schlafkammer. Sie griff sich den Zettel, der auf ihrem Nachtisch lag, die Notiz ihrer Mutter mit der Adresse von Marshal Dorrins Londoner Anwesen:
Walnut Tree Walk 14, Lambeth
.
    Dann lief sie zurück in den Wohnbereich. Noch immer stand Verrol an derselben Stelle, und die anderen saßen an denselben Plätzen.
    »So, wir stimmen jetzt ab«, befahl Reeth mit einem sehr selbstgefälligen Lächeln.
    »Ich nicht«, sagte Astor. »Ich mach mich jetzt auf den Weg zu meiner Mutter. Und vielleicht bitte ich meinen Stiefvater um seine Zustimmung zu der Hochzeit.« Dann wandte sie sich an Verrol. »Ich werde dein Seil benutzen, um daran herunterzuklettern, wenn’s recht ist.«
    Herausfordernd blickte sie ihn an. Er erwiderte nichts, stand nur bewegungslos da mit geballten Fäusten und hängendem Kopf.
    »Gut.« Sie ging zur Tür, dann drehte sie sich noch einmal um und rief den anderen zu: »Stimmt doch ab, wie ihr wollt!«

• 69 •
    Es regnete nicht mehr, aber das Seil war nass und rutschig. Sie seilte sich in Bergsteigermanier ab, indem sie sich rückwärts mit den Füßen gegen die Wand hinunterhangelte. Der Smog wurde immer dichter, je tiefer sie kam, und das Licht wurde immer trüber.
    Als sie endlich die Erde erreicht hatte, waren ihre Handflächen rau, und die Arme schmerzten. Sie beeilte sich, einen sicheren Abstand zu Norfolk Palace zu gewinnen. An der ersten Kreuzung blieb sie stehen und peilte die Lage. Überall waren menschliche Laute aus dem Smog zu vernehmen: lärmende Männerstimmen, heiseres Geschrei und betrunkenes Lachen. Sie hatte zwar die Adresse, aber wen sollte sie nach der Richtung fragen?
    Vorsichtig ging sie weiter. Wie sie es sich gedacht hatte, gehörten die Männerstimmen zu einer Kompanie von Milizionären. Sie saßen oder lagen auf ausgebreiteten Planen herum und nahmen die gesamte Breite der Straße ein. Die Männer unterhielten sich laut, lachten und tranken Bier aus Flaschen. Über einer Feuerstelle in der Mitte der Straße brutzelte etwas an einem Spieß.
    Astor hatte nicht vor,
die
nach der Richtung zu fragen. Außerdem konnte sie ihren Dialekten entnehmen, dass sie gar nicht aus London stammten. Sie wollte gerade davonlaufen und es in einer anderen Richtung probieren, als sie zwei Polizisten mit ihren typischen hohen Helmen bemerkte. Sie standen am Straßenrand und beobachteten das Geschehen genau. Die konnten ihr schon eher helfen!
    Es stellte sich allerdings heraus, dass sie weder hilfsbereit noch freundlich waren. Als Astor sie nach dem Weg zum Walnut Tree Walk fragte, wurden sie sofort misstrauisch.
    »Walnut Tree Walk? Was hast du da zu suchen?«
    »Und was hast du
hier
zu suchen?«
    »Woher kommst du eigentlich?«
    »Dies ist doch gar nicht dein Teil der Stadt.«
    Astor ging langsam rückwärts. »Ist schon gut«, murmelte sie und suchte die nächste Seitenstraße.
    Sie befürchtete, die Polizisten würden ihr folgen, aber das geschah nicht. Als sie in die nächste Seitenstraße einbog, rannte sie fast in einen kleinen Jungen hinein, der sich flach an die Wand presste. Astor hatte den Eindruck, dass er die Polizisten beim Beobachten der Milizen beobachtete.
    »Willst zum Walnut Tree Walk, was?«, fragte er in einem heiseren Flüsterton.
    »Ja. Du hast aber scharfe Ohren!«
    »Scharfe Ohren, schnelle Augen, clevere Finger – so bin ich. Kann dich hinbringen.«
    Der Junge hatte eine Stupsnase, Sommersprossen und einen breiten Mund, in dem ein Schneidezahn fehlte; er trug eine tief ins Gesicht gezogene Wollmütze sowie eine fadenscheinige Jacke mit hochgezogenem Kragen und erinnerte Astor an die Slumtown-Kids in Brummingham.
    »Ich kann nichts bezahlen.«
    »Ja, ja, hab schon gesehen, dass du keine Geldbörse hast.« Sein Ton legte nahe, dass er die Börse, wenn sie eine dabei gehabt hätte, schon längst geklaut hätte. »Ich stunde es dir. Hier entlang.«
    Er

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