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Song of the Slums

Song of the Slums

Titel: Song of the Slums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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Lachen von sich. »Er ließ mitten in einem Konzert seinen Bogen fallen!«
    »O je. Du hast seine Konzentration gestört.«
    »Ja, und das ganze Konzert. Er hat deshalb schlimmen Ärger bekommen. Aber das ist nur dieses eine Mal geschehen. Später war ich immer seine größte Stütze. Ihn in seine Musik vertieft zu beobachten – das habe ich geliebt. Er hat mich seine Muse genannt …«
    »
Ich habe das gehört!
«
    Die Tür flog auf und krachte gegen die Wand. Marshal Dorrins Silhouette zeichnete sich gegen das Licht ab. Seine Stimme bebte, sein ganzer Körper bebte – vor Ärger.
    »Du sprichst von
ihm
, oder?«
    Astor antwortete für beide. »Meinen Sie Lorrain Swale?«
    Ihr sachlicher Ton machte ihn nur noch wütender, bis er kaum mehr einen Satz hervorbringen konnte. »Sie wissen, wen ich meine.
Ihn!
Spielen Sie keine Spiele mit mir! Wagen Sie es nicht! Ich bin kein Idiot!«
    »Sie haben an der Tür gelauscht«, sagte Astors Mutter leise.
    »Ich bin Ihr Ehemann! Ich habe das Recht zu wissen, was unter meinem Dach vor sich geht!«
    Astor blickte von ihrem Stiefvater zu ihrer Mutter und wieder zurück. Woher kam diese Wut? Es schien eine alte Geschichte zwischen ihnen zu sein. Ihre Mutter war betreten, wie wenn etwas Hässliches oder Ungehöriges vorgefallen wäre.
    »Nicht jetzt«, murmelte sie. »Astor hat Neuigkeiten …«
    Ihre Worte schienen ihn nicht zu erreichen.
    »Immer er!«, schimpfte der Marshal weiter. »Immer nur er! Warum haben Sie sich einen zweiten Mann gesucht, wenn Sie nicht aufhören können, an den ersten zu denken? Warum haben Sie mir das nicht gesagt? Man hätte mir das sagen müssen! Sie hätten ehrlich sein müssen und mir sagen, dass sie mich niemals würden lieben können!«
    »Aber ich liebe Sie doch«, sagte Astors Mutter. »Sie sind meine zweite Liebe.«
    »Aber das ist nicht genug. Das ist nicht dasselbe.«
    »Nein, das ist nicht dasselbe. Aber man kann unterschiedliche Männer auf unterschiedliche Arten lieben.«
    »
Pff
!« Der Marshal schnaufte wie eine Lokomotive. »Frauengeschwätz. Typisch Frau! Die Wahrheit verdrehen! Sie wissen nicht, was Loyalität bedeutet!«
    »Ich habe keinen anderen Mann auch nur angesehen, seitdem wir verheiratet sind.«
    »Nein, aber Sie denken …«
    »Woher wollen Sie denn wissen, was ich denke?«
    »Sie denken immer an
ihn
! Jede Minute des Tages!«
    »Das ist nicht wahr.«
    »Beweisen Sie es!«
    Astors Mutter hob verzweifelt ihre Hände. »Das kann ich nicht. Sie wissen selbst, dass ich das nicht kann.«
    Astor wünschte sich, irgendwoanders zu sein. Nun verstand sie, warum ihre Mutter so peinlich berührt war. Es war, als ob er eine klaffende Wunde öffentlich zur Schau stellte.
    Sie trat vor ihre Mutter, um den Marshal von ihr abzulenken.
    »Ich bin gekommen, um Ihnen Neuigkeiten zu überbringen«, sprach sie ihn direkt an. »Etwas Wichtiges, das Sie betrifft.«
    Er schwieg und starrte sie einen Moment lang an, doch dann brachen schon die nächsten Anschuldigungen aus ihm heraus.
    »Sie sind hierher gekommen, um über ihn zu sprechen.
Darum
sind Sie gekommen. Seine Tochter. Sein lebendes Vermächtnis. Sie tun, was Sie schon immer getan haben. Ich weiß, was sich zwischen Ihnen beiden abspielt.«
    Astor bemerkte ein leichtes Kopfschütteln ihrer Mutter. Dies war also noch so eine alte Geschichte? Astor konnte es kaum glauben – doch ihr Stiefvater bestätigte es mit jedem seiner wütenden Worte.
    »Sie dachten wohl, ich wüsste das nicht, aber ich habe das gewusst! Mutter und Tochter, die sich verbünden. Die
ihn
auf ein Podest heben und sich gegen
mich
verbünden. Aber dieses Mal habe ich Sie beide dabei erwischt!«
    Astor hörte nicht mehr zu, denn sie war zu sehr damit beschäftigt, einzuordnen, was sich gerade abspielte. Sie hatte sich immer darüber gewundert, warum ihr Stiefvater solch eine Abneigung gegen sie hatte, warum ihn nichts, was sie tat, jemals zufriedenstellte. Jetzt begriff sie zum ersten Mal, dass es nicht um sie als Person ging – er betrachtete sie nicht einmal als eine Person. Für ihn war sie nur und ausschließlich das lebende Vermächtnis ihres Vaters.
    Es war so offensichtlich, und doch war sie nicht darauf gekommen! Er hatte immer so kontrolliert und emotionslos gewirkt, während er doch die ganze Zeit innerlich vor Eifersucht raste! Was diesen Teil seines Lebens betraf, war er offenbar nicht zurechnungsfähig.
    Der Marshal wütete weiter und fand kein Ende. Astor nahm die immer gleichen Worte und Anklagen, die er

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