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Song of the Slums

Song of the Slums

Titel: Song of the Slums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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Blanquette ihr erzählt hatte, dass Widdy noch nicht richtig sauber sei.
    Nach dem Essen begaben sie sich wieder ins Schulzimmer, und Astor fuhr mit ihrem Unterricht fort, doch am Nachmittag waren die Schüler schwerer unter Kontrolle zu halten. Blanquette schoss mit der Bemerkung »Für eine Hauslehrerin wissen Sie aber wenig.« den ersten vergifteten Pfeil ab. Dann warf Widdy ein Stück Kreide quer durch den Raum. Aber schlimmer wurde es nicht. Astor tat, als habe sie Blanquettes Bemerkung nicht gehört, und sie brachte Widdy nach zehn Minuten tatsächlich dazu, das Stück Kreide wieder aufzuheben.
    Sie traute ihren Schülern nicht eine Sekunde über den Weg. Aber ihr größter Vorteil war, dass sie das Schlimmste, was sie ihr antun konnten, schon getan hatten. Nichts konnte sie mehr schmerzen als die Zerstörung ihrer Harfe.
    Prester hatte die ganze Zeit die Uhr im Schulzimmer im Auge. Und als es fünf vor drei war, hielt er seine Hand in die Höhe und sagte laut: »Um drei Uhr ist Schluss.«
    Niemand hatte Astor mitgeteilt, wann der Unterricht zu beenden war. Sie drehte sich zu Blanquette und fragte: »Stimmt das? Dein Vater wird mich sofort wissen lassen, wenn es nicht stimmt.«
    »Es stimmt«, bestätigte Blanquette.
    Astor grinste innerlich. Bislang hielt der Bluff über ihre Beziehung zu Bartizan.
    »Also gut«, sagte sie, »packt eure Sachen zusammen.«
    »Ich kann gerne noch bleiben«, bot Prester an, »für Extra-Unterricht.«
    Astor hätte selbst dann Nein gesagt, wenn sie seinen anzüglichen Blick nicht gesehen hätte. »Ich glaube, für heute hast du genug gelernt.«
    »Wir haben uns doch gut betragen, oder?«, fragte Blanquette.
    Astor entspannte sich ein wenig. »Gut genug.«
    Sie blickte ihnen nach, als sie den Raum verließen. Sie
hatten
sich gut genug verhalten, aber sie machte sich nichts vor. Auch wenn sie bisher die Kontrolle hatte – es würde es ein endloser Kampf werden. Immerhin hatte sie einen exzellenten Start hingelegt.
    Ich bin stärker, als ich aussehe, dachte sie zufrieden. So hatte sie es Verrol gesagt, und heute hatte sie es bewiesen.

• 11 •
    Astor suchte sich ein halbes Dutzend Bücher aus dem Lager aus. Sie wollte in ihrem Zimmer den morgigen Unterricht vorbereiten, denn nach den heutigen Erfahrungen war klar, dass sie ihre Schüler nur dann unter Kontrolle halten können würde, wenn sie ständig neue Dinge mit ihnen durchnahm.
    Sie folgte der Strecke, die ihr Verrol am Morgen gezeigt hatte, doch als sie den Seitenkorridor erblickte, kamen ihre guten Vorsätze ins Wanken. Plötzlich erschien es ihr sehr deprimierend, in ihr winziges Zimmer unterhalb der Smoggrenze zurückzukehren. Eigentlich verdiente sie eine Belohnung nach ihrem heutigen Einsatz und Erfolg, sie verdiente es einfach, einen Hauch frische Luft zu schöpfen. Ob sie Verrols geheimen Ort wohl alleine finden konnte?
    Dieser Seitenkorridor war etwa fünfzehn Meter lang, drei einfache Türen gingen von ihm ab, und Astor versuchte eine nach der anderen zu öffnen. Die erste Tür war verschlossen, die zweite führte in einen Raum, in dem sich Heizungskessel und isolierte Rohre befanden. Hinter der dritten Tür verbarg sich ein kleiner runder Raum, der als senkrechter Schacht schier endlos weiter nach oben führte. Endlos wie auch die Zahl der Steinstufen, die entlang der Wand spiralförmig nach oben führten. Hinauf an die frische Luft!, dachte Astor. Dies musste der Weg sein. Sie stapelte ihre Bücher hinter der Tür und machte sich an den langen Aufstieg.
    Sie hatte keinen Schimmer, wie viele Stockwerke sie durchstieg, sie kletterte einfach höher und höher, immer im Kreis, bis ihr schwindelig war. Endlich erreichte sie eine Falltür, durch die sie in eine Kammer mit einem schmalen Fenster gelangte; dies war das Innere eines Türmchens. Eine Leiter war gegen die Wand gelehnt, unter einer schrägen Dachluke, durch die ein kleiner Fleck blauen Himmels zu sehen war. Sie klettert flink wie ein Wiesel die Leiter hinauf und stellte fest, dass die Dachluke unverschlossen war. Es war ein kniffliges Unterfangen, sich von der obersten Sprosse mit Kraft durch die Dachluke hochzudrücken, aber nun konnte sie nichts mehr aufhalten. Und schon schwang sie sich über die Kante der Dachluke, hinaus unter den freien Himmel.
    Herrliche frische Luft! Strahlender Sonnenschein! Die Dachluke führte auf ein schräges Schieferdach, den kegelförmigen Hut des Türmchens. Sie feierte das Gefühl von frischem Sauerstoff in ihrer Lunge und

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