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Songkran

Songkran

Titel: Songkran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Matti
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ein, wenn Sie es für richtig halten. Aber bis Ende nächster Woche sollten Sie die Sache ohne Aufsehen geklärt haben. Khun Porphant, Sie haben die Verantwortung. Ich zähle auf Sie.“
    Die Worte klangen jetzt härter als am Anfang. Porphant spürte die Kälte, die von diesem faszinierenden Machtmenschen ausging. Er wusste, dass dessen Worte nicht angezweifelt werden durften. Diesen Fehler hatten schon Parteifreunde und Kabinettskollegen bereut. Eine lange Spur politischer Leichen lag hinter dem Premier.
    „Publicity können wir hier nicht gebrauchen. Der Tourismus ist eine bedeutende Einnahmequelle und einen Einbruch da, können wir uns nicht leisten. Geht der Massentourismus runter, sinken auch die Wachstumszahlen in den anderen Branchen. Und in nächster Zeit stehen Verträge für Direktinvestitionen aus Japan und Europa in Milliardenhöhe an. Eine tickende Bombe in Bangkok verunsichert die Investoren. Wir werden das nicht zulassen, habe ich Recht Khun Porphant?“
    „Soll ich Ihnen regelmäßig Bericht erstatten?“
    „Nicht nötig, lieber Khun Porphant.“
    Der Premierminister verschränkte die Arme vor der Brust und versank ein wenig im Sessel, bis er sich wieder gerade aufsetzte.
    „Sir, Sie können auf mich zählen“, sagte Porphant.
    „Khun Porphant, was ich von Ihnen will, ist, dass Sie mir den Rücken frei halten. Nichts von dem Vorfall darf an die Presse gelangen. Nichts an die Opposition im Parlament. Seit den Demonstrationen hat die wieder Rückenwind gewonnen. Wer weiß, wie weit der Mob auf den Straßen geht, um mich zu stürzen? Ein Attentat von wirren Köpfen aus den Streitkräften ist bereits fehlgeschlagen. Khun Porphant, ich muss mich zu 100% auf Sie verlassen können.“
    Porphant hatte von diesem Versuch gehört, wobei die Meinungen darüber bis dato auseinander gingen. Die Polizei sprach von einem in der letzten Minute vereitelten Bombenattentat, während das Militär dieser Deutung widersprach und den Vorfall als nicht erwähnenswert abtat.
    „Sir, der Innenminister weiß nichts von diesem Auftrag?“
    „Genau Khun Porphant. Ich verlasse mich auf Sie. Sie haben freie Hand. Noch Fragen?“
    Der Premier schaute auf seine Armbanduhr. Porphant verstand, dass das Gespräch zu Ende war. Weitere Detailfragen schenkte er sich. Was er hören wollte, hatte er gehört. Dass der Regierungschef ihm dieses Vertrauen entgegenbrachte, katapultierte ihn in eine Hochstimmung. 
    Der Premier erhob sich aus dem Sessel und deutete Porphant an, sitzen zu bleiben. Er ging zu seinem überdimensionierten Schreibtisch hinüber. Aus der Distanz betrachtete er den Mann auf dem Sessel, der einsam wirkte. Wie nützlich kann dieser Emporkömmling aus Chonburi für ihn sein? fragte er sich.

Der Fluch der irren Pille
     
    Eine Stunde später
     
    Ohne anzuhalten rauschte der Skytrain durch die Station Victory Monument und erzeugte erfrischende Turbulenzen, die dem Streifenpolizisten durch das verschwitzte Uniformhemd wehten. Mit erstaunten Gesichtern blickten die Passagiere des Skytrains durch die getönten Scheiben hinaus auf den entleerten Bahnsteig. Kurz sahen sie den Mann in brauner Uniform, der mit einer Kelle in der Hand Signale gab. Der Mann schaute den Rücklichtern der Bahn hinterher. Sein Blick glitt über die Plattform. Dann griff er zum Sprechfunkgerät.
    „Sir, der letzte Zug ist durchgefahren. Hier oben ist alles geklärt.“
    „Halten Sie die Stellung!“, schnaufte Chaiyon, der die Treppe der Bahnstation hocheilte. Er war in Schweiß gebadet. Eine feuchtheiße Dunstglocke lastete auf der Stadt. Am Treppenabsatz erwartete ihn Inspektor Bunrot von der zuständigem Polizeiwache.
    „Wie sieht es aus Bunrot?“, fragte Chaiyon.
    „Sir, der Scharfschütze ist auf Position.“
    Chaiyon stapfte in eine Blutlache.
    „Verflucht nochmal! Wo kommt das viele Blut her?“
    „Nicht von der Geisel. Der Irre hat sich das Ohr abgeschnitten.“
    Chaiyon rieb seine Schuhsohle an der unteren Kante des hüfthohen Geländers, das die Fußgängerbrücke nach beiden Seiten begrenzte.
    „Was hat er gemacht?“
    „Hier bitte, sehen Sie selbst, Sir“, sagte Bunrot und reichte Chaiyon ein kleines Fernglas.
    „Der Irre hat sich das Ohr abgeschnitten“, murmelte Chaiyon.
    „Wie geht es jetzt weiter, Sir?“
    „Wir müssen abwarten. Thanee kommt gleich.“
    Wenn die Frau bis dahin noch lebt, dachte Bunrot und schwieg.
     
    Der Junkie drückte seinen Rücken gegen einen runden Betonpfeiler. Mit dem linken Arm

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