Songkran
der Stange eines Verkehrsschildes in die Höhe. Sein Unterleib schmerzte. Das Schild bot seinem Körper Halt. Hilfe suchend blickte er sich um. Im Schein einer Straßenlaterne erkannte er eine Gruppe von Straßenhändlern in der Nähe, keine dreißig Meter entfernt. Teilnahmslos schauten die Männer und Frauen in seine Richtung, redeten und lachten miteinander. Keiner hatte ihm geholfen; niemand hatte die Polizei gerufen.
Lumphinipark
Freitagmorgen
Gun trabte durch die Pfütze auf dem Asphalt, die der frühe Morgen vom Regen der vergangenen Nacht übrig gelassen hatte. Die schmutzige Brühe überdeckte den gelben Richtungspfeil, der den spärlichen, motorisierten Verkehr im Lumphinipark regeln sollte.
„Mist!“, fluchte Gun leise. Wo war er mit seinen Gedanken gewesen?
Mitten auf dem Weg, dessen Breite einem rangierenden Leopard-Panzer genügen würde, blieb er stehen. Die durchnässten Sportschuhe hatten ihn aus seinen Gedanken zurück in die Realität geschleudert.
Langsam setzte er seine nackten Beine wieder in Bewegung. Er wechselte auf den trockenen Bürgersteig, um dann wenige Meter später in die alte Laufspur zurückzukehren. Ein Pulsmesser am Unterarm registrierte die Herzfrequenz. Das medizinische Gerät war ein Geburtstagsgeschenk seiner Frau, die sich um seine Gesundheit sorgte. Weniger aus Einsicht als aus Treue, versuchte er seinen Pulsschlag beim Joggen unter 120 zu halten.
Zu dieser frühen Morgenstunde zeigte die tropische Vegetation des Lumphiniparks ihr schönstes Gesicht. Die Luft war klar und die unerträgliche Schwüle des Tages fern. Gun liebte den frühen Morgen. Menschen, die die Nacht zum Tage machten, konnte er nicht verstehen.
Er bedauerte, sein Laufpensum um eine Runde reduzieren zu müssen. Superintendent Chaiyon hatte seinen Anruf für den frühen Morgen angekündigt. Wenn möglich, wollte Gun in seinem Büro das Gespräch entgegen nehmen. Der Superintendent war mit seiner Zeitangabe vage geblieben, sodass Gun sein Handy beim Joggen mitführte, etwas, das er unter normalen Umständen vermied.
Zwanzig Meter hohe Tamarinden, Palmen und Trompetenbäume säumten seinen Weg, der an der Nordseite des Parks entlangführte. Sträucher rosafarbener Bougainvillea verdeckten den massiven, gusseisernen Zaun, der die Grenze zur befahrenen Sarasin Road bildet.
Die Feuchtigkeit in den Schuhen spürte er kaum. Er schaute auf sein Pulsmessgerät. 125 Schläge die Minute. Nicht schlecht. Aus Erfahrung wusste er, dass seine Herzfrequenz runter geht. Spätestens, wenn er den großen See in der Nordwesthälfte der Anlage umrundete.
In Meditation versunken bewegten Menschen ihre Körper zu sanften Klängen chinesischer Musik. Die Tai-Chi-Gruppe übte jeden Morgen ihre bildhaften Bewegungsformen auf dem Rasen, den Gun linker Hand passierte. Eichhörnchen spielten Fangen auf den Baumwipfeln imposanter Laubbäume, ohne sich von der Menschengruppe, die merkwürdig langsame Verrenkungen machte, ablenken zu lassen.
„Guten Morgen, Sir!“, rief der uniformierte Polizist auf dem Fahrrad Gun zu. Der zwanzigjährige Mann verbrachte die Frühschicht auf dem Dienstfahrrad, mit dem er die asphaltierten Wege des Lumphiniparks entlang patrouillierte. Um diese Uhrzeit gab es nicht viel zu tun für ihn. Erst wenn die Touristen in den Park strömten, bot sich ab und zu eine polizeiliche Verwarnung wegen unerlaubten Rauchens an. Den verdutzt dreinblickenden Rauchern blieb dann keine Wahl, als tief ins Portemonnaie zu greifen und die Strafe an Ort und Stelle zu begleichen.
Gun nickte dem Kollegen zu und schenkte ihm keine weitere Beachtung auf seinem Pfad um den großen Lumphinisee herum. Das vertraute Gesicht eines Läufers gesellte sich an seine Seite. Viele Dauerläufer am frühen Morgen kannte Gun vom Sehen. Die beiden Männer nahmen kurzen Blickkontakt auf. Dann bog der andere nach links ab, um seinen Weg über eine kleine Brücke in Richtung island on the pond fortzusetzen. Dieses tropische Paradies mit seinen freilebenden Waranen sparte Gun für gewöhnlich aus.
Gun steuerte auf den Haupteingang des Lumphiniparks zu, auf dessen großem Vorplatz die beeindruckende Statue Rama VI thront. Aufrecht stehend und in vollem Ornat bewacht Vajiravudh, der sechste König der herrschenden Chakridynastie, das Eingangstor im Südwesten.
Guns Handy klingelte. Die anrufende Nummer im Display gehörte Chaiyon. Kein Zweifel, Guns Befürchtung, sein Boss störe ihn während des Laufs, war wahr geworden. Er
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