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Songkran

Songkran

Titel: Songkran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Matti
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nicht rekonstruieren. Aber wir sind dran.“
    Guns Behauptung, der Informant aus Thonburie sei über jeden Zweifel erhaben, war gewagt. Das Gegenteil war der Fall, vor allem, weil es sich hier um eine anonyme Quelle handelte. Nicht mal er selbst, sondern seine Ermittlungsbeamten hatten mit dem Mann, der vorgab ein Militär zu sein, am Telefon gesprochen.
    „Wissen Sie etwas Neues über die Bombenbauer?“, fragte Chaiyon und lenkte das Gespräch in eine neue Bahn.
    „Wir suchen einen ca. 25 Jahre alten Mann. Unsere Fachleute haben ein Phantombild am Computer erstellt. Einer der Parkplatzwächter konnte sich noch recht gut erinnern an den Taxifahrer. Unter der Hand kassieren die Parkplatzwächter nämlich kleine Geldsummen und lassen die Autos dort parken. Und unser Taxifahrer hat das Doppelte des üblichen Preises gezahlt. Deshalb blieb er dem Parkplatzwächter in Erinnerung. Das Phantombild ist an alle Dienststellen gegangen. Vielleicht haben wir Glück.“
    „Vorsicht, Gun. Bei diesem Fall gilt höchste Geheimhaltung“, schaltete sich Chaiyon besorgt ein.
    „Keine Sorge, Sir. Wir haben die Fahndung neutral gehalten“, antwortete Gun, wobei er wusste, dass das Durchsickern eine Frage der Zeit war.
    „Was hat das mit dem Namen Phra Si An auf sich? Sind das irgendwelche buddhistische Fundamentalisten?“
    „Durchaus möglich, aber nicht sehr wahrscheinlich. Die Putschisten gegen die absolute Monarchie haben sich im Jahre 1932 auf diesen messianischen Buddha bezogen. In den siebziger Jahren hat der kommunistische Untergrund diesen Phra Si An bemüht, um die Revolution zu rechtfertigen. Sir, ich glaube eher, dass uns dieser Name verwirren soll.“
    „Gut Gun. Und was wissen wir über die Herkunft des Taxis?“
    „Vor fünf Tagen als gestohlen gemeldet, Sir.“
    „Fingerabdrücke?“
    „Leider nicht, Sir. Das Lenkrad und die Schaltung waren sauber abgewischt.“
    „DNA?“
    „Kaum. Aber die Kriminaltechnik arbeitet noch dran.“
    „Und wie geht’s jetzt weiter, Gun?“ Chaiyons Tonfall klang verzweifelt.
    „Wir werden uns die Überwachungskameras von Skytrain und Untergrundbahn vornehmen. Bis jetzt warten wir noch auf die Videobänder. Aber ich bin Optimist. Und noch was zur Bombe mit Zeitzünder. Die Kriminaltechnik meint, dass das fähige Amateure waren. Also das Ding wäre uns ganz schön um die Ohren geflogen.“
    „Für Ihren Optimismus beneide ich sie, lieber Gun. Dann hoffe ich, dass Sie diese fähigen Amateure in den nächsten sechs Tagen finden. Viel Glück!“
    „Jetzt sind Sie der Optimist, Sir“, antworte Gun und legte den Hörer auf.

Der Mann im Hintergrund
     
    Freitag 20 Uhr
     
    Ein wolkenverhangener Nachthimmel begleitete den 65-jährigen Sakkarin, als dieser die Längsseite seines angenehm temperierten Außenpools entlang schwamm. Stark schmerzte seine linke Schulter in der Vorwärtsbewegung. Heimtückisch strahlte der Schmerz über den Ellenbogen in den Unterarm hinein. An der Kopfseite des Beckens angelangt, rotierte Sakkarin auf den Rücken. Rudernde Arme bewegten seinen nackten Körper über die 11 Meter lange Diagonale des Pools zurück. Die Bein- und Armbewegungen glichen der eines kraftlosen Frosches.
    Das Röntgenbild hatte eine Kalkansammlung in seiner Schulter offenbart, die seit einer Woche im Bangkok-Hospital mit Stoßwellen therapiert wurden. Drei weitere Sitzungen standen aus. Der behandelnde Arzt, Chef der Orthopädie und guter Freund Sakkarins, versprühte überschwänglichen Optimismus. Die neue Behandlungsmethode hatte in den USA und Europa überzeugende Resultate geliefert. Als großzügiger Mäzen des Bangkok-Hospitals wusste Sakkarin, dass seine Schulter, wie auch alle anderen Gelenke, bei seinem Freund in besten Händen waren.
    Sakkarin drehte sich auf den Bauch und paddelte den letzten Meter gegen die Strömung, die zwei Düsen in der Beckenwand erzeugten. Dann griff er zum Rand des Pools, zog sich heran und setzte sich auf die Sitzfläche, die unterhalb der Wasseroberfläche angebracht war. Unzählige kleine Massagedüsen zwischen den Fliesen setzten das Wasser in sprudelnde Bewegung. Sakkarin entspannte und der Schmerz in seinem lädierten Schultergelenk verflüchtigte sich.
    Der Feierabendverkehr strahlte in sein luxuriöses Refugium hinein, das in 55 Meter Höhe über der Sukhumvit thronte. Seine Bangkokresidenz lag in Sichtweite zur Trasse des Skytrains. Ihre exklusive Funktion, eine der teuersten Adressen Bangkoks zu sein, hatte sie in den letzten Jahren

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