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Songkran

Songkran

Titel: Songkran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Matti
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22 war Gun bekannt. Ein architektonisches Relikt des Vietnamkrieges, als die GIs zum rest and recreation in die Etappe nach Bangkok flohen. Nun diente das 27 als billiges short time hotel für ausländische Sextouristen und Thais, die aus unterschiedlicher Motivation ihr Schäferstündchen dort abhielten.
    „Na ja, immerhin gehört die Soi 22 nicht mehr zu meinem Revier“, murmelte Gun vor sich hin. „Das Hotelzimmer bezahlt die Lottofirma?“, fuhr er bestimmt fort.
    „Richtig! Nach der Ziehung muss der Gewinn innerhalb von drei Tagen angetreten werden. Wenn nicht, verfällt der Preis.“
    „Kommt das vor?“
    „Selten.“
    „Wie hoch ist Ihr Verdienst?“
    „400 Baht für das Mädchen, 200 Baht für das Zimmer, macht zusammen 600 Baht Kosten. Wenn ich innerhalb von zwei Wochen alle 100 Tickets an den Mann bekomme, bleiben unter dem Strich ca. 2400 Baht übrig.“
    „Pro Baustelle.“
    „Genau.“
    „Wie viele Baustellen bedienen Sie?“
    „Nur die auf der Soi 8.“
    „Warum nur die? Auf der Sukhumvit oder in Bangkok wird doch überall gebaut. Sie könnten viel mehr verdienen.“
    „Sie haben ja recht, Herr Inspektor. Aber ich wollte mein Geschäftsmodell ausprobieren und dann bei Erfolg expandieren.“
    Gun schluckte. Diese Jaomae war ein Profi durch und durch. Ohne Skrupel, immer auf der Suche nach der lohnenden Rendite. Dagegen sprach nichts, wenn sie das Gesetz respektierte. Und Zuhälterei verstieß eindeutig dagegen.
    „Gut. Wir sind hier fertig“, sagte Gun abschließend, erhob sich  und öffnete die Tür des Verhörraums. Mit einem Nicken signalisierte er dem Beamten auf dem Flur, dass die Jaomae abgeführt werden sollte.
    Er schaltete das Tonbandgerät aus. Seine Aufgabe war es jetzt, die Akte des Falles wasserdicht an die Anklagebehörde weiterzuleiten, so dass kein weiterer Ermittlungsbedarf entstand. Rückfragen des Staatsanwaltes waren unangenehm und bedeuteten wohl möglich zeitaufwändige Nachuntersuchungen. Zusätzlich musste er seine schriftliche Empfehlung für das Strafmaß dem Staatsanwalt zukommen lassen. Der Deal mit der Jaomae war nicht auf Guns Mist gewachsen. Die Order kam von Chaiyon. Gun verschwendete über die Hintergründe des Arrangements keinen Gedanken. Es war ihm egal. Er wollte den Fall vom Schreibtisch haben.

Die Bananenschale
     
    Montagabend
     
    Polizeiinspektor Gun erfüllte kaum den Anspruch, den  thailändische Männer an sich selbst stellen.
    Er war der geborene Abstinenzler. Spirituosen in allen denkbaren Varianten und Geschmacksrichtungen lehnte er ab. Das gleiche galt für einen künstlich herbeigeführten Rausch.
    Das Glücksspiel mied er wie der Teufel das Weihwasser, seit sein Vater Haus und Hof in Petchaburie verzockt hatte. Ein traumatisches Erlebnis für den jugendlichen Gun, der daraufhin von seinen Eltern zum Broterwerb nach Bangkok geschickt wurde.
    Mit seinem unerschütterlichen Hang zur Monogamie konterkarierte Gun das Image des ewig untreuen, sexwütigen Thaimannes. Sex war für ihn Nebensache, die angenehm, manchmal notwendig, aber nie alltagsbestimmend war. Er brauche keinen Sex, war sein Credo. Diese hormonelle Disposition hatte sich als junger Mann bei ihm manifestiert. Aufschlussreich war die Begegnung mit einer attraktiven Hippie-Französin in den 1970er Jahren, noch bevor er in den Polizeidienst eingetreten war. Die beiden lernten sich zufällig im Bus auf der Fahrt von Guns Heimatstadt Petchaburie nach Bangkok kennen. Für einen Nachmittag fungierte Gun als ihr Touristenführer in Wat Phra Kaeo und in Wat Pho. Am Abend lud er sie zum Essen ein in ein Restaurant in Chinatown. Die Nacht verbrachten sie zusammen im Doppelzimmer eines billigen, chinesischen Hotels in Bahnhofsnähe. Die Französin hatte Sex gewollt, er jedoch nicht. Am Morgen war sein Ruf als Sexmuffel zementiert und die Französin abgereist.
    Ähnlich rigoros verhielt er sich zur Geister- und Dämonenwelt seines Landes. Für ihn hatte dieser spirituelle Firlefanz keine Bedeutung. Amulette und Geisterhäuser zur Abwehr oder Beschwichtigung böser Phi nahm er zur Kenntnis, mehr nicht. Verwundert schüttelte er über den Aberglauben vieler Thais, inklusive den seiner Frau, den Kopf. Würde er auf einer Bananenschale ausrutschen und sich dabei ein Bein brechen, würde er dieses Ereignis als Zufall bezeichnen und als nicht vorausbestimmt.
    Guns Bananenschale für diesen Montag lag in Form einer abgegriffenen Zeitung im Flur des Polizeigebäudes. Achtlos hatte einer der

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