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Songkran

Songkran

Titel: Songkran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Matti
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hatte.
    „Was war im Oktober?“, bohrte Gun nach.
    „Zwei Männer, die ich vorher nie gesehen hatte. Die gehörten hier nicht hin.“
    „DSI?“
    Unwissend verzog die Frau das Gesicht. Sie hatte noch nie etwas von der Spezialbehörde des Justizministeriums gehört.
    „Vielleicht Ermittlungsbeamte in Zivil?“, ergänzte Gun.
    „Ich glaube nein.“ Sie schüttelte den Kopf.
    „Was haben die Männer gemacht?“
    „Viel weiß ich nicht. Ich musste Gäste bedienen. Ich glaube, sie waren in Pats Haus. Einer hat lange mit den Motorradkurieren da drüben gesprochen.“
    Sie zeigte mit dem ausgestreckten Arm zur Straßenecke, wo eine Gruppe junger Männer in der prallen Sonne saß und auf Kunden wartete. Ihre japanischen Mopeds standen in einer Reihe vor ihnen.
    „Können Sie die Fremden beschreiben? Irgendetwas Auffälliges.“
    „Ich vermute, sie waren Chinesen. Denen möchte ich nachts nicht begegnen. Einer war groß und dünn. Ein widerlicher Typ. Der andere war stämmig und einen Kopf kleiner.“
    „Sonst noch was?“
    „Mehr weiß ich nicht. Es tut mir leid, ich muss jetzt weiterarbeiten“, sagte sie bestimmt, bevor Gun nachhaken konnte.
    Gun ließ seinen Blick über die Straße schweifen. Kurz fokussierte er die Motorradkuriere, die beschäftigungslos in der prallen Sonne herumlungerten und den Bürgersteig verengten. Was hatten die zwei Fremden von den Motorradfahrern gewollt? grübelte er. Und warum war das DSI im letzten Oktober nicht vor Ort gewesen? Und wenn die Kollegen nicht hier waren, wie kam das offizielle Siegel des DSI an die Wohnungstür?
    Als Gun auf den Rücksitz eines Taxis stieg, ahnte er nicht, dass er in Wangs Mausefalle tappte. Einer der Motorradfahrer erhob sich. Wie seine Kollegen trug er eine orangefarbene Weste, die ihn als Chauffeur und Kurier auf zwei Rädern kenntlich machte. Ohne Worte zu verlieren, stieg der Mann auf sein Moped, bediente den Kickstarter und heftete sich an Guns Fersen.
    Das gewaltige Denkmal zur Demokratie ruhte unter wolkenfreiem Himmel, als das Taxi sich auf der fünfspurigen Ratchadamnoen Klang Road in den Kreisverkehr einordnete. Gedankenverloren hatte der Inspektor keinen Blick für die vier steinernen Flügel übrig. 24 Meter hoch reckten sie sich in den tropischen Himmel. Kleine Nagaschlangen spähten aus dem Stein der Flügel und schienen das Taxi zu fixieren. Langsam umkurvte der Fahrer das historische Monument der Demokratie, das an die Abschaffung der absoluten Monarchie erinnern sollte. Dann ordnete er seinen Toyota Corolla eine Spur nach rechts ein. Kurz beobachtete er im Rückspiegel die kleiner werdenden Schwingen des Monuments, dann forderte der vorausfahrende Verkehr seine volle Aufmerksamkeit.
    Vor den weißen Mauern mit ihren Schießscharten und dem weißen Turm des Mahakan Forts, ein Überbleibsel der historischen Stadtmauer, bog der Taxifahrer nach rechts in die schmalere Maha Chai Road ein.
    Guns Handy brummte. An der Rufnummer erkannte er, dass es Noi war. In seiner Abwesenheit sollte sie Augen und Ohren offen halten.
    „Hallo Noi. Was gibt es?“
    „Sir. Superintendent Chaiyon hat angerufen.“
    „Was wollte er?“
    „Er wollte wissen, ob die Ermittlungsakte der Sexlotterie schon bei der Anklagebehörde ist.“
    Gun fasste sich an den Kopf. Er hatte die Akte inklusive seiner Empfehlung komplett vergessen.
    „Und ist sie?“
    „Keine Sorge Sir. Ich habe das heute morgen erledigt. Der Superintendent hat sich auch gewundert, warum Sie nicht als Revierleiter an dem Verkehrsseminar teilnehmen.“
    „Seminar?“
    „In vier Tagen beginnt Songkran, Sir.“
    „Ja, ja das Songkran-Seminar. Haben Sie ihm gesagt, dass Mex teilnimmt?“
    „Das habe ich, Sir.“
    „War er damit zufrieden?“
    „Ich glaube ja. Er hat wenigstens nicht weiter gefragt.“
    Gun wollte sich schon verabschieden, als ihm noch einfiel: „Noi. Ich habe eine dringende Bitte. Wenn sie nichts Wichtiges zur Zeit machen, lassen sie alles stehen und liegen. Haben sie was zum Schreiben? Notieren sie den Namen Ukrist Hirankrailart. Haben sie?
    „Ja, Sir!“
    „Gut. Fragen Sie bei der Thammasat nach, was die über ihn wissen. Studienfach, Semesterzahl und was es sonst noch gibt. Und zu keinem ein Sterbenswort, zu niemandem. Verstanden?“
    Guns autoritärer Tonfall am Ende erschreckte Noi. Plötzlich trat der Taxifahrer auf die Bremse. Gun stützte sich mit beiden Händen an der Kopfstütze des Vordersitzes ab. Ein buntfarbenes Tuk-Tuk, besetzt mit zwei japanischen

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