Songkran
years without condom. Never!“
„And your wife?“
Die Frage nach der Ehefrau drängte sich förmlich auf.
„I don´t care about my wife. I have fucked around in Thailand and Cambodia many years. You know, cambodia? No condom, never.“
Stolz sprach aus der Stimme des Australiers.
„And Aids?“
„I don´t care“. Er schien vor Stolz überzukochen.
Der Deutsche war ratlos. Hatte der Australier mit seiner Einstellung zu Reisen mit Kleinkindern, zur Intelligenz von Australiern und der Benutzung von Kondomen geflunkert? War dieser Australier in Wirklichkeit ein Soziologieprofessor aus Sydney, der eine empirische Studie über männliche Barbesucher in Thailand schrieb? Aber wenn nicht? War dann der Deutsche unbewusst Teilnehmer eines Zeitsprungs geworden, in dem er den Anfängen der menschlichen Zivilisation begegnet war?
Guns Alleingang
Dienstagvormittag
Das schmutzige Linoleum im Treppenhaus haftete an Guns Schuhen. Quietschend löste sich die Gummisohle vom klebrigen Kunststoffboden. Gun horchte in den Korridor, ob jemand der Hausbewohner seine Schritte gehört hatte? Eine offizielle Banderole des DSI versiegelte den Eingang zu Ukrist Apartment. Gun riss das Siegel ab. Die Tür war nicht verriegelt. Das erleichterte das unbefugte Betreten. Wann das Siegel angebracht worden war, wusste er nicht. Vermutlich waren die DSI-Leute vor kurzem da gewesen. Für den Inspektor von Lumphini blieb die Resteverwertung übrig.
Das Mittagslicht brach sich an den Holzjalousien, die an dem Fenster zur Straße runtergelassen waren. Ohne Erfolg drückte Gun den Lichtschalter. Der Strom war abgeschaltet. Im Zimmer baute sich eine undurchdringbare Barriere von Gestank und Hitze vor ihm auf. Ein penetranter Verwesungsgeruch schnürte seine Kehle zu. Er würgte und musste einen Schritt zurück in den Flur machen, um durchatmen zu können. Der faulig, modrige Geruch, der ihm in die Nase stieg, verfolgte ihn ins Treppenhaus. Vergebens kramte er nach einem Taschentuch in seiner Uniformjacke, um sich etwas vor Mund und Nase zu halten. Vor der Tür tief einatmend eilte Gun durch den Raum in Richtung Fenster; er stieß mit dem Schienbein gegen einen umgefallenen Stuhl und stolperte. Er richtete sich auf. Der Rollladen klemmte und ließ sich nur zur Hälfte hochziehen. Er öffnete das Fenster, vermied aber, von außen gesehen zu werden. Ein Wirrwarr von oberirdischen Drähten verlief dicht am Fenster vorbei. Das Alltagsleben auf der Gasse vor dem Haus schien keine Notiz von dem Polizeibeamten in der Wohnung im zweiten Stock zu nehmen. Eines stand für Gun jetzt fest: Diese Wohnung hatte seit Monaten keine Menschenseele gesehen. Vielleicht kommt das DSI noch? Aber wie kam dann das Siegel an die Eingangstür?
Der süßliche Verwesungsgestank verbreitete sich vom geöffneten Kühlschrank. Verfaultes Obst und verschimmeltes Fleisch waren von Maden und Insekten übersät. Wieder musste Gun vor Ekel würgen. Angewidert stieß er die Kühlschranktür zu.
Überall auf dem Boden lagen Bücher verstreut. Wahllos nahm Gun ein Buch auf und blätterte es durch. Er hatte den berühmten Thailändischen Roman Si Phaendin, Die vier Reiche, von Kukrit Pramoj in den Händen. Im Schulunterricht hatte Gun fasziniert die Lebensgeschichte der Thailänderin Phloi verfolgt, die den Leser in die Zeit der absoluten Monarchie in Siam führte. Ein besseres Geschichtsbuch konnte sich Gun kaum vorstellen. Auch in seiner häuslichen Büchersammlung waren zwei oder drei Werke des ehemaligen Premierministers Kukrit Pramoj zu finden. Gun ließ die Seiten durch die Finger gleiten. Vorsichtig, als ob er eine Kostbarkeit in den Händen hielt, stellte er das Buch auf das verstaubte Bücherregal. Auf dem Schreibtisch stand kein PC. Warum? Hatte das DSI den Computer oder das Notebook mitgenommen? Dafür sprach das einsame Mauspad auf dem Schreibtisch. Schränke und Schubladen waren durchwühlt worden. Gun konnte nichts Persönliches von Ukrist finden. Keine Fotografien, kein Album, nichts, was der Student geschrieben hatte. Kleidungsstücke und Bücher, viele davon in englischer Sprache, waren die einzigen Zeugen, die etwas über den Bewohner der Wohnung erzählten. Aber das Geheimnis der vier Bombenleger blieb ungeklärt. Das DSI hatte ganze Arbeit geleistet, musste der Polizeiinspektor anerkennen.
Gun verließ das Wohnhaus und trat auf die Straße. Autos zwängten sich im Schritttempo vor seiner Nase vorbei. Die Besitzerin eines Kaogaeng, das auf der
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