Sonne, Meer und Bea (German Edition)
aber der Mann bleibt nicht locker. Er zählt eine Menge Hotelnamen auf und wartet unsere Reaktion ab. Als wir uns für eine Richtung entscheiden, bleibt er an uns dran. Im Gegensatz zu unserem Rikschafahrer hat er den entscheidenden Vorteil, dass wir ihn nicht abschütteln können.
Als er merkt, dass wir nicht mit ihm reden, verstummt er, weicht uns aber nicht von der Seite. Ich sehe den einen oder anderen Schlepper starten, uns auch aufzusuchen. Sie stoppen aber abrupt ihr Vorhaben, als sie sehen, dass wir einen der Ihren schon im Schlepptau haben.
»Maja, ist Dir aufgefallen, dass wir uns hier stets wen einfangen?«
»Echt?«, antwortet sie schnippisch. »Doch, jetzt wo du es sagst …« Sie schaut Silvie lächelnd an und sagt zu mir: »Du hattest dir doch erst in Agra was eingefangen!«
»Kann ich mich gar nicht erinnern.«
»Ich mich aber um so besser. Da war es aber eine blöde Kuh.« Dann singt sie: »Gestern war sie braun, heute ist sie blond, und alles ist ja so wunderbar, wunderbar.«
»Das Lied kannte ich noch nicht«, fällt Silvie ins Gespräch ein.
»Kannst du auch nicht. Ist ein Speziallied.«
»Speziallied?«
»Ja, sehr speziell.« Maja lacht.
Wir bleiben vor einem Hotel stehen. Der Schlepper schaut zu uns hinüber.
»Ich glaube, wir sind da!«, meine ich zu den beiden.
Ich schaue am Schild hoch: »Yogi Ganga Lodge«.
»Und was ist mit dem hier »New Yogi Ganga Lodge«? Das scheint neuer zu sein«, meint Silvie begeistert und zeigt auf ein anderes Schild gegenüber.
»Nein, lass uns dieses nehmen. Paul hat es vorher mal im Netz gecheckt und es klang gut. Oft nennen sich Nachahmer ähnlich, um etwas vom Ruhm abzuschöpfen«, leistet Maja einen entscheidenden Beitrag.
Wir schultern unsere Rucksäcke. Der Schlepper setzt sich ebenfalls in Bewegung. Er stürmt als Erster zur Tür hinein und stellt sich an den Tresen. Er murmelt zum Rezeptionisten etwas auf Hindi. Dieser schaut zu uns hinüber und murmelt etwas zurück. Ich schüttle sofort protestierend den Kopf.
Einen Raum für drei Personen möchte er uns anbieten. Der Preis scheint zu hoch zu sein. Hat sich der Schlepper für das Hinterherlaufen etwa eine kräftige Provision verdient? Ich bleibe skeptisch. Maja stellt ihren Rucksack auf den Boden. Silvie steht etwas verloren herum. Sie hätte ihren Rucksack wohl auch gerne abgestellt.
Aber ich bin nicht bereit mich auf dieses Spiel von Hotel und Schlepper einzulassen. Zuerst kläre ich den Rezeptionisten auf, dass wir zwei Zimmer benötigen und dass ich nicht gewillt bin, soviel zu bezahlen. Der Schlepper bleibt schön in unserer Nähe. Ich aber werde grantig.
»Mädels, los! Die wollen uns über den Tisch ziehen.«
Widerwillig schultert Maja ihre Sachen und folgt mir. Der Rezeptionist zischt den Schlepper an und folgt mir. Er fasst mir an den Arm und zerrt mich zurück. Ich blicke ihn an.
»Special price, special price!« Er bietet uns einen Rabatt an.
Ich bin mir sicher, dass es der Ausgangspreis ist. Also gut. Angesichts der steigenden Temperaturen und der fehlenden Lust eine andere Unterkunft zu suchen, quartieren wir uns in seiner Herberge ein. Der Rezeptionist hebt die Schultern zum Schlepper, der ohne den erwarteten Lohn abzieht.
Silvies Travellerschecks werden aber leider nicht akzeptiert. Wir müssen ihr die Anzahlung vorstrecken.
Nachdem sich Maja auf unserem Zimmer frisch gemacht hat und wir uns im hauseigenen Restaurant gestärkt haben - die Rechnung ging auf mich - machen wir uns auf, um Silvie neu auszustatten. Zuerst fahren wir in die Luxa Road am Rande der Altstadt. Dort tauscht sie ihre Travellerschecks ein.
»Endlich wieder Geld in den Händen«, erleichtert zahlt Silvie uns aus. Aber es ist nicht das erwartete Shopping Paradies. Wir hören von einer großen Mall in Richtung Bahnhof und lassen uns per Rikscha dort hin kutschieren.
Silvie begibt sich in einen Shopping-Rausch und ich bin froh, dass Maja sich heute zurückhält. Aber Silvie muss mir alles zeigen: »Paul, schau mal, steht mir das?«
Ich sage kulanterweise stets Ja und Amen: »Ja super Silvie. Sexy.« Im Fab-India Laden suche ich ihr sogar ein paar nette Oberteile aus. Sie ist von meiner Beratertätigkeit dermaßen angetan, dass ich selbst ihre Unterwäsche begutachten muss. Es ist mir ein wenig peinlich, als Mann in einem indischen Laden eine eigentlich wildfremde, wenn auch hübsche, Frau in BH und Höschen zu begutachten. Ebenfalls peinlich berührt scheint die Verkäuferin. Nur Maja ist
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