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Sonne, Meer und Bea (German Edition)

Sonne, Meer und Bea (German Edition)

Titel: Sonne, Meer und Bea (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Christopher
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ab …!«
    »Aber das war doch lange vorher! Ich habe mir halt nichts dabei gedacht. Ich war im Halbschlaf.«
    »Na ja«, seufzt Paul. »Wir hätten ja eh nichts machen können. Wenn sie wieder bei uns vorbei kommt, müssen wir ihr wohl oder übel ausrichten, dass ihr Rucksack vor ihr ausgestiegen ist.«

Paul
    Dort steht sie. Ich habe sie eben noch im Zug gesehen. Aufgeregt, hektisch atmend. Nun sitzt sie auf dem gelb-schwarzen Bordstein in der Nähe von einem der großen Lichtmasten auf dem Vorplatz zum Bahnhof, knapp fünfzig Meter von uns entfernt. Sie wollte also auch hierher. Ihr blondes Haar weht in der leichten Brise.
    »Hello Sir! Rikscha« spricht mich ein Mann von der Seite an.
    »Nein«, versuche ich ihm deutlich zu machen, aber er lässt keine Ruhe.
    Wie soll ich mich hier konzentrieren, wenn der Kerl ständig versucht an meinem Arm zu zuppeln?
    »Hotel, Hotel!« Mein Sichtfeld ist von einer mit Gold umrahmten Visitenkarte gestört. Versteht der Mann nicht, dass ich gerade nicht mit ihm reden möchte?
    »Schau mal da hinten. Ist das nicht das Mädchen aus dem Zug?«, fragt mich Maja und zerrt an meinem anderen Arm.
    »Wer? Wo?« Ich versuche zu sehen, was sie sieht. Und sie sieht das gleiche Mädchen wie ich.
    »Sie sieht verlassen aus. So ohne Rucksack.«
    Ein wenig Häme klingt durch Majas Worte.
    »Sollen wir sie fragen, ob wir helfen können?«
    »Nein, lass mal. Sie wartet bestimmt auf jemanden, der sie abholt«, sagt Maja entschieden.
    »Fragen schadet doch nichts«, versuche ich sie umzustimmen, aber Maja wiegelt ab.
    »Ich will ins Hotel. Nach der Fahrt brauche ich eine Dusche!«
    Wir kämpfen uns weiter nach vorne, vorbei an allerhand Leuten, die versuchen, mir und Maja eine Fahrt in ihrem Gefährt aufzuschwatzen. Ein Elefant ist leider nicht mit dabei, den hätte ich vielleicht genommen.
    Uns wurde geraten, sich nicht auf die Fahrer am Bahnhof einzulassen, da sie einen nur über den Tisch ziehen. Daher wollen wir weiter die Straße hinunter, in Richtung Stadt, und dort einen netten und zuverlässig aussehenden Rikscha-Fahrer aussuchen.
    »Komm, wir müssen weiter, am besten hier entlang!« Maja stiefelt entschlossen über eine von den hohen Bordsteinkanten und quetscht sich zwischen zwei Autos hindurch. Ihr Weg führt weit weg von der Blondheit, in einem großen Bogen über den Parkplatz.
    »Maja, komm, da ist doch ein Weg für Fußgänger. Der ist sicherer!«
    »Finde ich nicht!«, faucht sie mich an.
    Doch die nächsten Lücken sind für uns mit den Rucksäcken zu schmal. Ich setze mich durch und wir kehren auf den Fußweg zurück.
    »Hallo!« Das blonde Mädchen schaut zu uns hoch, als hätte sie auf mich gewartet. »Ihr seid aus Deutschland, wie ich höre. Schön, Deutsch kann ich besser als Englisch. Ich habe auf euch gewartet. Ihr seid die einzigen netten Menschen im Zug gewesen.«
    »Oh danke«, gibt sich Maja verblüfft.
    »Können wir dir irgendwie helfen?«, frage ich sie.
    »Meinen Rucksack haben die nicht gefunden.«
    »Ich glaube«, gibt Maja kleinlaut zu, »den werden sie auch nicht mehr finden. War er gelb?«
    Silvie bejaht.
    »Dann ist er vermutlich schon in Lucknow ausgestiegen, ohne dich. Im Halbschlaf habe ich drei Männer mit einem Rucksack hinausgehen sehen.«
    Silvie muss schlucken. Die letzte kleine Hoffnung hat Maja ihr zerstört.
    »Ach herrje! Jetzt habe ich nichts mehr. Zum Glück trage ich meinen Pass und meine Traveller Checks stets bei mir.« Sie wischt sich mit dem Arm den Schweiß im Gesicht weg.
    »Ja, das ist gut. Wenigstens ist dann die Reise nicht verloren«, richtet Maja ihr Verständnis an sie.
    »Übrigens. Ich bin Silvie. Aus Uppsala.«
    »Ich bin Paul und das ist Maja. Wir reisen zusammen. Woher kannst Du so gut Deutsch?«
    »Das habe ich studiert. Aber ich reise hier nicht im Land herum. Ich bin gekommen um etwas Gutes zu tun, bei einem Hilfsprojekt.«
    »Dann erwarten sie dich bestimmt! Du musst sie nur anrufen und sie holen dich ab! Wir können Dir gerne ein paar Rupien leihen«, sagt Maja. Ihr Blick ist in Richtung Innenstadt gerichtet.
    »Nein, so einfach ist das nicht! Zum einen habe ich die Nummer nicht mehr und die haben gesagt, ich soll morgen vorbei kommen.« Silvie wirkt in diesem Moment eher wie jemand, der Hilfe benötigt, anstatt wie jemand, der anderen helfen könnte.
    »Very good hotel!« Zwischen mich und Maja hat sich ein Mann gedrängt, der verspricht, uns das beste und schönste Hotel der Stadt zu zeigen. Es sei ganz günstig.

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