Sonne, Meer und Bea (German Edition)
Hotelangestellte versucht unsere Bedenken zu verscheuchen: » Don't worry, no problem. Give me five minutes! «
Er verschwindet und kommt mit einem kleinen blauen Plättchen zurück, das er triumphierend in die Höhe hält. » Mosquito Mat «, sagt er stolz und zündet eine Ecke davon an. Der aufsteigende Rauch riecht nicht gesund. Der Boy schreitet das ganze Zimmer ab und beräuchert mit seiner vermeintlichen Waffe gewissenhaft auch unser Badezimmer. Mir ist nicht richtig klar, was er damit bewirken will, da die Moskitos weiter um mich surren. Ich schaue ihn ungläubig an: » Okay, and now? «
Wir sollen fünf Minuten warten, dann wäre alles in Ordnung. Damit verlässt er uns. Und tatsächlich, auf einmal geraten die Moskitos ins Taumeln und ich kann zusehen, wie einer nach dem anderen zu Boden sinkt. Es regnet Moskitos. Rational denke ich: »Was für ein brutaler Akt«, doch innerlich freue ich mich, dass wir für heute die Füße hochlegen und uns noch einen ruhigen Abend machen können. Mit dem Tuch, das vor dem Badezimmer als Matte liegt, fegen wir die Moskitos so gut wie möglich in einer Ecke des Raumes zusammen und hängen Pauls nasse Sachen vom Morgen zum Trocknen auf. Anschließend spannen wir zur Sicherheit unser Moskitonetz über das Bett, obwohl der Geruch im Zimmer für neu eintreffende Moskitos bestimmt den sicheren Tod verheißt.
»Für uns ist das auch nicht gesund«, stellt Paul fest, »aber immer noch besser, als wenn du Malaria bekommst und ich dich pflegen muss!«
»Ha, ha«, Paul kann schon wieder uncharmante Witze auf meine Kosten machen, dann geht es ihm also besser. Ich springe zu ihm aufs Bett und versuche ihn in den Schwitzkasten zu nehmen, was bei seiner Statur jedoch ein albernes Unterfangen ist. Er rettet seinen Kopf und meine Ehre mit den Worten: »Wie wäre es mit Pizza auf der Terrasse? Ich lade dich ein.«
Mein Magen knurrt zustimmend, eine wunderbare Idee. Wir steigen die Treppe hinauf auf die Dachterrasse und genießen die Abendstimmung. Zu der Pizza lässt sich Paul sein erstes Bier in Indien schmecken. Nach den Ereignissen am Morgen finde ich das eine dämliche Wahl, aber ich möchte ihm jetzt keine Vorhaltungen machen, denn vom Nachbartisch haben wir deutsche Stimmen vernommen. Sie gehören Annika und Moritz aus Frankfurt. Paul lässt sich die Gelegenheit einer kleinen Konversation nicht nehmen und so klingt der Abend gemütlich zu viert aus. Das Pärchen ist lustig und wir lachen viel, da Moritz ihre Reiseerlebnisse mit ulkigen Grimassen ausstattet. Zum Abschied rät Annika mir, ich solle bei der Besichtigung der berühmten mit Sexszenen versehenen Tempel unbedingt auf die Orgien-Szene mit dem Pferd achten. Die sei echt heiß.
ॐ
Der nächste Tag beginnt gemächlich. Nach dem Bier werde ich nur langsam klar im Kopf. Um Paul vor größerem Schaden zu bewahren, habe ich mich erbarmt und ihn beim Leeren seiner zweiten Flasche kräftig unterstützt. Er hätte sonst ohne Sinn und Verstand alles in sich hineingeschüttet und wäre sicher heute auch nicht zu gebrauchen gewesen. Er rührt sich noch nicht und zur Erholung lasse ich ihn weiter schlafen. Ich raffe mich auf, schleiche ins Bad und nutze die Zeit für eine ausgiebige Dusche. Nach dem Abtrocknen mache ich mir einen lockeren Zopf und betrachte mein Gesicht im Spiegel. Etwas Farbe habe ich in den wenigen Tagen bereits bekommen, nicht viel, aber wir achten auch sorgfältig darauf, uns regelmäßig einzucremen. Die Sonnencreme verteile ich auch jetzt auf Gesicht, Hals und Arme. Ein abschließender prüfender Blick und ich bin bereit für den Tag. Paul hat sich inzwischen aufgesetzt und reibt sich verschlafen die Augen. Ich setze mich zu ihm und streichle seine stachelige Wange. »Guten Morgen«, sage ich betont fröhlich. »Gut geschlafen? Und, wie geht es dir heute?«
»Na ja«, brummelt er. »Mit 'nem Kaffee wird’s schon werden.« Dann macht er den Fernseher an und dreht die Lautstärke des Musiksenders auf, ehe er im Bad verschwindet. Ich schaue mir die Choreografie der bauchfreien Tänzerinnen und des galanten Tänzers in ihrer Mitte an. „Patiala House“ wird am Ende eingeblendet, das ist wohl der Titel des Films, aus dem der Song stammt. So lenke ich mich mit den bunten Bildern und ihren eingängigen Melodien ab und versuche mir keine Sorgen um Pauls Zustand zu machen.
Paul
Der gestrige Abend war doch noch lustig. Nachdem ich mich nach Khajuraho gequält habe und echt mächtigen Hunger schob,
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