Sonne, Meer und Bea (German Edition)
rufe deine neue Stelle an. Vielleicht können die dir ja helfen«, sagt Maja.
»Das ist nicht gut!« Silvie wimmert leise vor sich hin, aber noch genügend laut, dass wir es mitbekommen.
»Lass die Arbeit ruhen und erhole Dich etwas.«
»Darum geht es nicht. Ich mag nicht mehr!«
Maja schaut demonstrativ auf die Uhr.
»Wir müssen weiter.« Ich leite von Maja angespornt unseren Abschied ein. »Unser Zug fährt um halb zwölf nach Satna.«
»Bitte bleibt noch«, fleht Silvie uns an. »Ich fange wohl lieber nicht bei der Organisation an, was meint ihr?«
»Keine schlechte Idee. Viel Glück!«, rufe ich ihr beim Hinausgehen noch zu.
Wir hetzen die Treppen hinunter, frühstücken gemütlich und checken pünktlich aus. Eine Rikscha fährt uns zum Bahnhof, aber wir sind irgendwie schon wieder etwas spät dran. Der Zug steht schon bereit. Am Bahnsteig nehme ich meine Beine in die Hand und springe über einen unachtsam abgelegten Rucksack.
»Maja, komm schnell, den schaffen wir noch.«
Ach du heilige …!
Maja
Die Fahrt nach Satna verläuft unspektakulär. Paul schläft, oder tut so, ich weiß es nicht. Ich hänge meinen Gedanken nach und genieße den Moment der Ruhe. Das Land überfordert mich ziemlich. Daher blende ich Vieles aus und schaue lieber gar nicht zu genau hin. Ich glaube, sonst würde ich oft verrückt werden. So verlasse ich mich in vielen Situationen einfach auf Paul und vertraue darauf, dass er das schon richten wird. Eigentlich doch eine schöne Anerkennung für ihn. Aber ich denke, so kann es nicht weitergehen. Ich muss auch alleine in Indien zurechtkommen können. Schließlich will ich nicht von einem Mann abhängig sein. Aber wenn ich ehrlich bin, gefällt es mir, dass ich mich hier oft entspannt zurücklehnen kann, denn es ist stressig genug.
Ich wecke Paul. Wir sind in Satna angekommen, von wo wir mit einem Bus weiterfahren werden. Er schleppt sich hinter mir aus dem Zug. Ihm scheint es nicht gut zu gehen und ich mache mein Vorhaben wahr, stelle ihn auf dem Gleis im Schatten ab und organisiere uns ein Frühstück. Ich kaufe ich eine Maaza, eine Packung trockene Kekse und vier Bananen. Ich habe jetzt riesigen Hunger.
Als ich zu Paul zurückkehre, sitzt er zusammengesunken auf seinem Rucksack. Er schaut auf den Boden und stöhnt.
»Hier, Paul. Ich habe uns Frühstück mitgebracht. Vielleicht geht es dir danach besser!« Paul schaut mich an und hält sich schnell die Hand vor den Mund.
»Ich glaube, das ist keine gute Idee.« Er würgt. »Mir ist irgendwie schlecht. Iß du ruhig schon mal alleine.«
»Mhm, du siehst überhaupt nicht gut aus! Meinst du, wir schaffen es bis nach Khajuraho?«
»Bestimmt!«
»Gut, dann organisiere ich uns eine Rikscha zum Busbahnhof. Ich komme gleich wieder und hole dich ab.« Als Antwort erhalte ich nur ein zustimmendes Grunzen. Auf dem Weg durch den Bahnhof schiebe ich mir schnell eine Banane rein. Das muss als Frühstück erst einmal reichen. Vor dem Bahnhofsportal trete ich auf die Straße. Hier warten etliche Rikschafahrer. Ich spreche einen an und nach kurzer Verhandlung sind wir uns über den Preis zum Busbahnhof einig. Das war doch gar nicht so schwer! Ich bin mit mir mehr als zufrieden!
Nun muss ich nur noch Paul in die Rikscha befördern. Das erweist sich als gar nicht so einfach. Er steht schwankend auf und bricht beim Versuch seinen Rücksack aufzusetzen fast unter dem Gewicht zusammen. Ich nehme rasch seine Umhängetasche an mich, schwinge mir mit der anderen Hand mein Gepäck auf den Rücken und stütze ihn. Wir bleiben eine Weile so stehen. Paul atmet mehrmals tief ein und aus und gibt mir dann das Zeichen, dass es losgehen kann. Wir setzen uns im Schneckentempo in Bewegung und durchqueren den Bahnhof.
Unser Rikschafahrer hupt ungeduldig als er uns erblickt, aber dass macht Paul auch nicht schneller. Als wir endlich sein Gefährt erreichen und er Paul sieht, ist er entsetzt.
»No, no!« Er winkt ab. »Not Khajuraho, Hotel!« Ist das jetzt so eine Schleppersache? Statt uns zum vereinbarten Ziel zu bringen, lotst er uns ins Hotel seines Schwagers und bekommt eine fette Provision? Ich schüttle den Kopf und protestiere. »Busstation!«
Doch der Fahrer zeigt nur auf Paul und weigert sich uns zu befördern. Ich schaue fragend zu Paul.
»Was machen wir jetzt?«
Paul blickt mich an und ich erschrecke. Inzwischen sieht er noch schlechter aus. Ganz bleich ist er geworden und auch ich glaube nicht mehr, dass wir es mit ihm im Bus nach Khajuraho
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