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Sonne, Meer und Bea (German Edition)

Sonne, Meer und Bea (German Edition)

Titel: Sonne, Meer und Bea (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Christopher
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schaffen. Mit einem Zug vielleicht, der hat wenigstens eine Toilette …
    So gebe ich dem Fahrer recht und sage: »Okay, hotel. Good hotel!« Er grinst. »Very good hotel, madam!«
     Schon die Fahrt mit der Rikscha verlangt Paul einiges ab. Jede Kurve und jedes Überholmanöver quittiert er mit einem Stöhnen. Er ist sichtlich erleichtert, als wir vor dem heruntergekommenen Bau halten. Ich hingegen gar nicht. Die Auffahrt ist schmierig, mit roten Flecken und Müll übersät. Paul macht sich sofort Schritt für Schritt auf in die Rezeption. Mir bleibt nichts übrig, als dem Rikschafahrer den ausgemachten Preis in die Hand zu drücken und Paul zu folgen. Wir bekommen ein kleines Zimmer ohne Fenster, dafür mit Flachbild-Fernseher. Auch hier sind in der Ecke über dem Mülleimer Flecken. Aber ich kann mich nicht beschweren, denn Paul steuert direkt auf das Bett zu und legt sich hin.
    Der Tag wird lang. Paul schläft die halbe Zeit, und als er wach wird, trägt er mir auf, die Bustickets für morgen klarzumachen. Also tigere ich zur Rezeption, um zu fragen, wie ich das am besten bewerkstellige. Der Mann hinterm Tresen ist sehr zuvorkommend. Er ruft gleich bei einem Busunternehmen an und bucht uns zwei Plätze. Die Summe, die er dafür von mir fordert, ist happig. Wahrscheinlich hat er die Hälfte für sich draufgeschlagen. Aber egal, er ist freundlich und ich bin froh unsere Weiterfahrt so unproblematisch organisiert zu haben. Auf dem Rückweg in unser Zimmer gehe ich beim Restaurant vorbei und kaufe uns Wasser und einfaches Naan-Brot. Damit sollte Pauls Magen zurechtkommen. Den Rest des Tages verbringe ich auf dem Bett und zappe mich durch das indische Fernsehprogramm, während Paul neben mir döst.
     
    Ich erwache am nächsten Morgen als Paul aufspringt. Mit den Worten »Oh Gott, mir ist da ein Malheur passiert«, rennt er ins Badezimmer. Auf einen Schlag bin ich hellwach und bemerke den unschönen Geruch, der im Raum hängt. Ein Blick auf Pauls Bettseite bestätigt den Verdacht. Das Laken ist von einer braunen Flüssigkeit überzogen, die sich noch in Bewegung befindet. Hastig verlasse auch ich das Bett, ehe sie zu mir herüber laufen kann. Da hat sich Paul wohl bei Silvie angesteckt, denke ich, und rufe in Richtung Bad: »Alles klar bei dir? Brauchst du Hilfe?«
    »Nein, nein, schon gut. Ich wasche nur meine Hose und meinen Schlafsack aus. Ähm, pack du doch schon mal unsere Sachen zusammen. Ich glaube, wir müssen hier so schnell wie möglich weg!«
    Ja, das denke ich mir auch. Der Gestank ist kaum zu ertragen und unser Zimmer hat schließlich kein Fenster zum Lüften.
    Als ich alle herumliegenden Dinge in unsere beiden Rucksäcke verstaut habe und umgezogen bin, öffnet sich die Badezimmertür. Paul schleicht heraus, ohne mich anzublicken. Er murmelt etwas, das ich als Plastiktüte interpretiere. Er kramt seine Tüte für die Schmutzwäsche aus seinem Rucksack, leert sie aus und stopft die nassen Sachen hinein. Ihm scheint sein Unglück peinlich zu sein. Immerhin, er hält sich aufrecht auf den Beinen und sieht lange nicht mehr so blass wie gestern aus. Ich versuche die Situation zu überspielen und tue so, als wäre nichts gewesen. Während Paul das Laken vom Bett zieht und in eine Zimmerecke schmeißt, schnüre ich meine Schuhe und gehe zur Tagesordnung über: »Na, dann mal auf nach Khajuraho«.
    Statt einer Antwort verzieht Paul das Gesicht und rennt erneut aufs Klo. Ich suche aus meinem Rucksack die Packung mit dem Loperamid heraus. Wortlos nimmt Paul sie an sich. Beim Verlassen unseres Zimmers schließen wir schnell die Tür hinter uns. An der Rezeption legen wir den passenden Betrag für die zwei Nächte und den Zimmerschlüssel auf den Tresen, und ehe der Hotelangestellte dahinter noch etwas sagen kann, sind wir bereits auf und davon. Paul sieht zu mir herüber und instruiert mich: »Kein Wort mehr darüber, ja?«
    »Ja, klar«, bestätige ich ihm sein Anliegen und stelle mir vor, wie in diesem Moment der Hotelboy die fleckigen Laken entdeckt.

Paul
    Viel zu früh sind wir am Busbahnhof. Besorgt fragt Maja: »Geht es?« Ich bin froh über die echte Zuwendung, die sie mir gegenüber zeigt.
    »Ein bisschen besser.« Natürlich ist gar nichts gut, denn es rumort weiter, und es fühlt sich nicht okay an.
    »Du kannst gerne was essen. Ich lasse es besser sein«, biete ich ihr an.
    Aus meiner Tasche krame ich zwei Tabletten hervor und werfe sie mir ein. Jetzt sollte Ruhe sein, doch der Schluck Wasser löst

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