Sonne, Meer und Bea (German Edition)
ich auf und versuche Maja zu wecken, bevor ich unter die Dusche springe. Das warme Wasser mag nicht kommen, die Tropfen rieseln kalt auf mich herab. Erfrischt wundere ich mich über Maja, die bereitsteht, ihrerseits unter der Dusche zu verschwinden. Das wird wohl ein außergewöhnlicher Tag.
Im Foyer haben sich außer uns noch sechs andere Personen eingefunden. Ein spartanisches Frühstück: Jeder bekommt zwei Toastscheiben und einen Marmeladennapf vor die Nase gestellt. Aber wir haben sowieso nicht viel Zeit zur Verfügung um das Frühstück zu genießen. Der Kleinbus vor der Tür drängelt und der vom Hotel angestellte Führer beäugt kritisch das Tempo unseres Essens. Die Stimmung ist nicht gerade berauschend. Wir werden regelrecht in den Bus getrieben. Auf geht es in die unergründlichen Weiten der keralesischen Backwater. Wenn ich nicht noch Hunger hätte, könnte es richtig schön sein.
»Hier nimm. Ich kann dich doch nicht leiden sehen.« Maja stößt mich an und reicht mir eine Packung mit Keksen.
»Du kannst Gedanken lesen. Du bist die Beste!«, sage ich und greife zu. Kann sie wirklich Gedanken lesen? Das wäre nicht ideal. Ich sollte mal darüber nachdenken, was ich den Tag über denke.
Nach gut einer Stunde Fahrt erreichen wir einen Pier. Um ihn herum hat sich ein Touristendorf ausgebreitet. Ein kleines Boot liegt bereit, um uns einzuladen. Ein spannender Trip steht uns bevor, meint zumindest der Führer, der uns bis hierher begleitet hat. Nun übergibt er uns in die Hände eines alten Bootsmannes: hager, dunkle Haut, nur mit einem Unterhemd und einem Tuch um die Hüfte bekleidet. Er ruckelt an der Leine des Motors, einmal, zweimal, dreimal. Dann eine Pause. Er wischt sich den Schweiß von der Stirn. Obwohl es erst acht Uhr am Morgen ist, drückt die Hitze. Da unser Boot kein Dach hat, befürchte ich Schlimmes. Erst in fünf Stunden werden wir wieder am Anleger sein. Ich habe meine Kappe und Maja einen Hut. Doch Josephine und Matthieu, die sich direkt vor uns in die erste Reihe gedrängt haben, sitzen ohne Kopfbedeckung da. Er in ärmellosem Shirt, sie mit einem Bügeltop, beide an den Füßen diese hässlichen Trekkingsandalen. Sie ahnen wohl nicht, dass die Fahrt für ihre Haut ein Höllentrip werden wird.
Unser Führer kommt noch mal zurück zum Boot und fragt uns, ob wir alle genug zu trinken hätten und verkauft jedem Pärchen noch eine Zwei-Liter-Flasche Wasser für 25 Rupien. Mit den Scheinen in der Hand verlässt er uns in Richtung eines Teestandes. In der Zwischenzeit hat es unser Bootsmann geschafft den Motor zum Laufen zu bringen.
Hinter uns sitzen zwei amerikanische Paare, die zwar ganz witzig scheinen, sich aber nur um sich selbst kümmern und nicht auf Kontakt aus sind. So bleiben uns Josephine und ihr Kerl, aber viel Spaß macht es mit den beiden nicht. Er fotografiert jeden Wasserhalm, und wenn er nicht den Auslöseknopf bedient, quatscht er ohne Ende mit Josephine. Ich langweile mich. Da hilft es nichts, ständig auf den Rücken von Josephine zu schauen und jede einzelne Hautunreinheit auszumachen, die einen wirklich davor feien, sie attraktiv zu finden. Matthieus Rücken ist nicht wesentlich hübscher, so drehe ich mich zu Maja und schaue mit ihr auf das Wasser hinaus.
In den kleinen Kanälen schaltet der Bootsmann den Motor aus und stakt ein wenig herum. Das sanfte Gleiten über das Wasser macht Maja schläfrig. Sie döst immer wieder weg, bis sie schlussendlich einschläft und mich alleine mit den Rücken von Josephine und Matthieu lässt. Die Stunden wollen einfach nicht verrinnen. Von einem Kanal kommen wir in den nächsten, Palmen säumen den Weg, hier und da mal eine Hütte. Auf größeren Kanälen begegnen wir den berühmten Hausbooten, die mit einem Fernseher und Koch ausgestattet sind. Was gäbe ich jetzt für einen Fernseher. Und was mehr, für einen Koch.
Irgendwann hat die Fahrt ein Ende. Der Bootsmann vertäut sein Schiff und wir werden ausgeladen. Ein Uhr: Es ist Zeit zu essen. Wie gut, dass unser Führer vom Hotel auf uns gewartet hat. Er geleitet uns in ein kleines Restaurant, deren Angestellte schon bereitstehen. Wir sitzen zu viert an einem Tisch, natürlich mit unseren französischen Freunden. Sie brabbeln weiterhin die ganze Zeit auf Französisch. Ich verstehe nichts.
»Bin ich eigentlich auch so rot?«, Maja stupst mich an.
»Nein, nicht ganz so.«
»Was Sonnencreme und Hut alles bewirken.« Maja grinst mich zufrieden und ausgeschlafen an.
Maja
Der Toast
Weitere Kostenlose Bücher