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Sonne, Meer und Bea (German Edition)

Sonne, Meer und Bea (German Edition)

Titel: Sonne, Meer und Bea (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Christopher
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war einer der schlechteren. Seit Coimbatore habe ich mich zu einer Spezialistin entwickelt und unterscheide verschiedene Labberigkeitsstadien. Dieser war eine Vier von Fünf. Zum Glück sind meine Toasttage eigentlich vorbei. Gestern habe ich wieder mit indischem Essen begonnen und hatte mich zum Frühstück auf Idlis gefreut. Doch die Backwatertour beinhaltete ein Europäer-kompatibles Frühstück. Zumindest schien es den anderen Paaren zu schmecken, mit denen wir heute den Tag verbringen.
    Wir schippern los. Das Gefühl, wie wir sanft über das Wasser gleiten, die schöne Natur, ich fühle mich erhaben. Doch ab der zweiten Stunde wird es eintönig und heiß. Das stupide Tuckern des Motors, das Schaukeln des Bootes und die Sonne machen mich müde und ich verschlafe die restlichen Stunden.
    Als ich erwache, legen wir gerade wieder an Land an.
    »Huch, habe ich was verpasst Paul?«
    »Ü-ber-haupt nichts!«, und er beeilt sich als Erster vom Boot zu kommen.
    Mit dem französischen Pärchen ist leider nicht viel los. Wir sitzen ihnen beim Abschlussessen (das natürlich nicht im Preis inbegriffen ist, wie sich jetzt herausstellt) gegenüber, aber ein Gespräch kommt nicht in Gang. Sie sind damit beschäftigt, die Backwatertour durch ihre Kamera Revue passieren zu lassen. Begeistert schauen sie sich am kleinen Monitor all ihre Fotos an. Wir blicken nur auf ihre roten Nasen. Es müssen hunderte Fotos sein. Bis der Thali kommt, schauen sie nicht mehr auf.
    Auf der Platte, die vor mich hingestellt wird, liegt ein ganzer gebratener Fisch. Alles ist noch dran: Augen, Schwanzflosse, Schuppen.
    »Das arme Fischilein. Paul, den kann man doch nicht essen!«
    »Schieb ihn einfach zur Seite und bedecke ihn mit Reis, dann kann er dich nicht mehr anschauen.« Paul knabbert dabei ein wenig von seinem Fisch ab, scheint aber auch nicht überzeugt. Kerala ist kulinarisch überhaupt nicht mein Fall.
     
    ॐ
     
    Paul will am Abend noch mal ins Internet. Ich bin dabei, denn ich erwarte gespannt Kathis Antwort. Wir finden einen kleinen gemütlichen Laden unterm Dach. Im Halbkreis stehen etwa zehn Computer. Über die Hälfte davon ist bereits von Europäern belegt, doch an der Fensterseite sind für uns noch zwei Plätze nebeneinander frei.
    Kathi hat mir nicht geschrieben! Dafür hat meine Schwester Bianca eine Mail und ein lustiges Foto geschickt. Es dauert ewig, bis sich das Bild öffnet, aber die Warterei lohnt sich. Der Schnee in unserem Garten in Travemünde hat gerade so für einen kleinen knubbeligen Schneemann gereicht. Neben ihm posieren Bianca und ein hübscher junger Mann. Hui, meine kleine Schwester hat einen neuen Freund. Wenigstens eine, die mich informiert! Kathi enttäuscht mich, jetzt muss ich wohl doch zu anderen Mitteln greifen.
    »Paul, kann ich über deinen Facebook-Account mal nach Kathi schauen? Sie meldet sich gar nicht bei mir.«
    »Ähm ja, nee sorry, ich habe Facebook gerade geschlossen und schreibe noch Mails. Isses denn wichtig?«
    »Ach nee, nicht wirklich.« Ich kann ihm ja leider nichts vom Telefonat erzählen und dass ich nach dem ominösen Roberto recherchieren will.
    »Na dann«, meint Paul. »Mach dir keine Sorgen. Philipp meldet sich auch nicht bei mir. In Berlin ist halt immer was los, die sind einfach zu beschäftigt, um zu schreiben.«
    »Ja, das glaube ich auch.« Und ich wüsste zu gerne, mit wem Kathi beschäftigt ist! Auch wüsste ich gerne, wem Paul so lange schreibt. Aber meine Neugierde wird heute nicht befriedigt.
    Ich bezahle meinen Computer und nutze die Zeit, um die Toilette zu suchen. Sie ist direkt unter der Dachschräge. Der dunkle Weg dorthin führt mich unter Holzbalken hindurch, die mit Spinnenweben verbunden sind. Im Normalfall wäre ich direkt umgedreht, aber das letzte Klo habe ich im Restaurant heute Mittag besucht. Das ist eine ganze Flasche Wasser, zwei Kaffee und eine Bovonto her. Ich öffne die Toilette und taste nach dem Lichtschalter, finde aber keinen. Ich schließe dennoch die Tür und verriegele das Schloss. Als sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, entdecke ich den Lichtschalter, ein kleiner Haken, den ich nach oben schiebe.
    Das Licht ist grell. Ich blinzle und drehe mich zur Toilettenschüssel um. Direkt darüber sitzt eine schwarze Spinne, so groß wie meine Hand. Aber nicht flauschig, sondern einfach nackt. Eine glänzende schwarze Riesenspinne, die aussieht als könne sie gut springen. Mit zitternden Händen ziehe ich hinter mir an der Tür, während

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