Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonne, Meer und Bea (German Edition)

Sonne, Meer und Bea (German Edition)

Titel: Sonne, Meer und Bea (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Christopher
Vom Netzwerk:
ich das Tier im Auge behalte. Aber das Schloss klemmt. Mein Hals schmerzt vom Schrei, der vor Schreck dort stecken geblieben ist. Unruhig wackle und zerre ich an der Tür, zu der ich mich jetzt umgedreht habe. In der Erwartung, dass die Spinne jeden Moment auf meinen Rücken hüpft. Als die Tür endlich aufspringt, renne ich zu Paul. Hysterisch hüpfe ich auf und ab.
    »Hua, Paul, Riesenspinne! Guck mal auf meinen Rücken.«
    »Da ist keine Spinne.«
    »Auf dem Klo war eine. Sie war riesig. Ich konnte die Toilette gar nicht benutzen.«
    »Oh, soll ich dich begleiten und sie wegsetzen?«
    »Nein, bloß nicht!« Ich stelle mir vor, wie die Spinne, von Paul unbemerkt, in seine Hosentasche krabbelt.
    »Okay, dann schreibe ich noch zu Ende.«
    Ich sitze neben Paul und spüre die amüsierten Blicke der anderen Touristen. Angespannt starre ich auf den Boden und versuche meine Blase in Schach zu halten.

Paul
    Der heutige Abend soll uns für den lahmen Bootstrip am Vormittag entschädigen. Maja macht sich für mich hübsch und ich rasiere meinen üppig gewordenen Stoppelbart.
    »Schick«, strahlt sie mich an und streicht mir über die Wange. »Wenn wir nicht hinaus müssten …«
    »Wir müssen doch nicht«, werfe ich ein.
    »Doch! Meine hübsche Tasche aus Pondicherry benötigt Auslauf. Und wenn Du deine Kultur nicht bekommst, wirst du garstig.«
    »Aber …«, versuche ich einzuwerfen als Maja zu mir meint, der Abend sei ja noch lang.
    Nach dem Essen besuchen wir eine Kathakali Vorstellung. Das Masken-Tanz-Theater ist ein Muss, wenn man in Kerala ist. Maja hat recht, ich wäre traurig gewesen, wenn ich es nicht hätte sehen können.
    Als wir das Theater, das eher eine mit Plastikstühlen vollgestellte Lagerhalle ist, betreten, werden auf der Bühne die Schauspieler geschminkt. Der Raum ist nur zu einem Viertel gefüllt und von einer erhabenen Stimmung ist nichts zu spüren. Der Theaterleiter gibt uns eine Einführung und preist uns die gleich stattfindende Vorstellung an. Es ist eine Zusammenstellung der Höhepunkte eines populären Stückes.
    Musiker spielen auf und zwei Darsteller wedeln mit den Händen Zeichen, stampfen mit den Füssen oder starren sich mit weit aufgerissenen Augen an. Gesprochen wird nicht. Nach gut einer Stunde werden wir wieder aus der Halle entlassen und ich bin enttäuscht. Das war so eine Ethno-Touri-Veranstaltung.
    Maja versucht mich auf dem Heimweg aufzuheitern. »Grün sähest du bestimmt auch gut aus. Grün wie der König. Oder war er ein Gott? Das habe ich jetzt vergessen.«
    »Mich schminken? Das hättest du wohl gerne«, antworte ich ihr. Maja lacht. Ich lache mit. Fröhlich laufen wir zurück zum Hotel.
     
    ॐ
     
    Zufrieden wache ich am nächsten Morgen auf. Ich freue mich auf unser nächstes Ziel. Nur eine Nachtzugfahrt und wir sind wieder am Strand. So richtig am Meer ist es doch am Schönsten. Ich erinnere mich an Pondicherry, an Mamallapuram, an Kovalam. Okay, wir sind gerade auf einer Insel, also faktisch im Meer. Nicht weit von hier entfernt sollen auch schöne Strände sein, aber Kochi ist in meinen Augen eher ein Stadturlaub, mit Sightseeing und so. Die Stadt ist schön, eigentlich traumhaft, aber so wenig lebendig, ein Touristenressort.
    Maja ist ganz aufgeregt, denn wir kommen morgen nach Goa. Ein magischer Ort der alten Hippie-Zeiten. Ihr Herz hüpft und freudig packt sie ihren Kram: »Können wir?«
    Ja, wir können. Und es wird ganz toll.
    Am Bahnhof von Ernakulam begegnen wir unserer ersten Gruppe Hippies. Sie sitzen nicht weit von uns entfernt auf dem Boden und warten bestimmt auf den gleichen Zug wie wir. Nervös schauen sie sich um. Die drei Männer sind rot verbrannt, im Gesicht und auf den Armen. Es ist unglaublich, wie viele Menschen wir hier in Indien mit schwerem Sonnenbrand gesehen haben. Die Haut blättert sich vom Körper, der aber weiterhin gnadenlos der Sonne ausgesetzt wird.
    Und wie ich sie beobachte, entdecken sie uns. Einer löst sich aus der Gruppe und kommt auf uns zu.
    »Was mag er wollen?«, fragt Maja mich belustigt. Wir haben es uns zur Angewohnheit gemacht, über eine gewisse Art von Indien-Urlaubern zu lästern, wenn es die Zeit erlaubt. Da sind einmal die Ashramis, denen man in einigen Orten begegnet. Die leben in ihrer eigenen Welt und wollen mit so profanen Wesen wie uns nichts zu tun haben. Sie fühlen sich erhaben, weil sie den Spirit besitzen und felsenfest davon überzeugt sind, die Wahrheit für sich gepachtet zu haben. Dabei erinnere ich

Weitere Kostenlose Bücher