Sonne, Meer und Bea (German Edition)
Schnellzug hält in Goa nur hier. Um in den Norden zu kommen, müssen wir mit dem Bus weiter.«
»Da bin ich aber beruhigt«, sagt Maja und lässt sich von mir unser Ticket zeigen. »Madgaon, stimmt!«
Ich strecke meine Beine aus. Die Pritschen in den Zügen sind etwas kurz für mich.
»Ich würde jetzt ja gerne etwas frühstücken«, meint Maja zu mir.
Ich schaue mich um. Untypisch für indische Bahnhöfe ist an unserem Bahnsteig kein Kiosk auszumachen. Ich biete ihr eine Banane und ein paar Kekse. Als ich meinen Kopf zu Maja drehe, sehe ich, wie der Hippie, der uns gestern angesprochen hat, aus dem Zug springt. Er muss gesehen haben, wie wir mit Rucksack auf dem Bahnsteig sitzen, aber er registriert uns nicht weiter. Er schaut sich kurz um und steckt sich eine Zigarette an.
»Wollten die nicht auch nach Goa?«, stellt Maja überrascht fest.
»Das klang gestern zumindest so.«
»Dann würde ich an deren Stelle meine Sachen packen und aussteigen, statt hier draußen in aller Ruhe eine zu rauchen. Oder hält der doch noch anderswo?«
»Nein, ich habe mir aufgeschrieben …«, ich blättere in meinem Notizbuch »… nächster Halt in Ratnagiri, irgendwann heute Mittag.«
»Sollen wir ihnen Bescheid sagen?«
»Wieso? Er könnte ja auch zu uns kommen und fragen.«
Das macht er aber nicht, sondern steigt nach seiner Zigarette wieder in den Wagen. Früher als in meinem Plan lässt der Zugführer das Signalhorn ertönen und die Lokomotive setzt sich langsam ruckelnd in Bewegung. Wir sitzen in Goa. Unsere Hippies fahren weiter, in Richtung Norden. Ich stelle mir vor, wie sie aus dem Fenster starrend an Goa vorbeifahren und panisch versuchen die Notbremse zu ziehen. Ich grinse hämisch vor mich hin.
»Du kannst aber auch ganz schön fies sein«, meint Maja.
Jetzt hat sie schon wieder meine Gedanken gelesen. Ich muss vorsichtiger denken.
Mit der Rikscha fahren wir zum Busbahnhof und von dort weiter nach Panjim und Calangute. Wir sind in Goa. Und wer ist nicht da!?
Maja
In Calangute lassen wir die großen Pauschaltouristenblöcke direkt links liegen und schauen uns kleinere Hotels an. Schnell ist ein nettes Gasthaus gefunden, mit einem gemütlichen Zimmer und einem sauberen, großen Bad, in dem beim Duschen nicht gleich die Toilette mit unter Wasser gesetzt wird. Auf den Fluren und unten in der einladenden Lobby stehen überall Kübel mit Pflanzen. Eine perfekte grüne Oase! Ich freue mich, hier zu sein. Mein Onkel Klaus hatte recht, die Strände und das Meer sind klasse. Nur die vielen aufdringlichen Händler und die unzähligen Touristen trüben das Bild. Ich mache etliche Fotos, obwohl Klaus sicher von den Veränderungen enttäuscht sein wird.
Danach schlendern wir gemütlich am Strand entlang. Hand in Hand, hier ist es so westlich, da geht das in Ordnung. Wir finden einen Strandabschnitt, der nicht ganz so überlaufen ist, und lassen uns nieder. Jeder hüpft mal kurz ins Wasser, während der andere die Sachen bewacht. Anschließend sonne ich mich. Paul hat sich drei Westlern angeschlossen und spielt mit ihnen etwas weiter weg Fußball mit einer Kokosnuss. Ich finde das Leben gerade großartig und das Tollste ist, dass wir noch ganze drei weitere Tage hier verbringen werden. Herrlich!
Am späten Nachmittag suchen wir uns am Strand ein Restaurant. Nach dem Essen gönnen wir uns noch einen Bananen-Milchshake und genießen den Blick auf den Sonnenuntergang. So viele Sonnenuntergänge wie in Indien habe ich in Deutschland noch nie bewusst erlebt. Diesen Sommer werde ich mit Paul öfter mal ins Grüne fahren und diesen Mangel beheben.
Zurück im Hotel treffen wir in der Lobby auf eine Gruppe Engländer, die bereits gut angeheitert ist. Wir setzen uns zu ihnen und trinken noch ein Bier mit. Der Engländer gegenüber von uns stellt sich als John vor. Je höher sein Promillepegel steigt, desto versautere Witze gibt er lautstark zum Besten. Zumindest nehme ich das an, denn so gut ist mein Englisch nicht, dass ich das benötigte dreckige Vokabular besäße. Aber seine Anspielungen sind eindeutig. Irgendwann zieht er seine Hose runter und präsentiert seinen bleichen nackten Po. So viel Schamlosigkeit ist für uns das Zeichen zum Aufbruch. Auf dem Weg zu unserem Zimmer sehen wir noch, wie er versucht, seine Hose wieder anzuziehen. Doch er steht auf einem Hosenbein, kommt ins Stolpern und knallt der Länge nach auf den Boden. Wir schaffen vor Lachen kaum den Weg die Treppe hoch und auch im Zimmer kriegen wir uns
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