Sonne, Meer und Bea (German Edition)
wieder aufsehe, erspähe ich, wie sich ein Hippie-Typ genau in Richtung unseres Tisches bewegt.
Oh nein! Bitte nicht! Doch alles innere Flehen hilft nicht.
»Das ist Peter«, stellt Bea uns ihren Begleiter vor. Mein Herz setzt kurz aus, bis ich Majas Hand wieder auf meinem Arm spüre. Ihre Fingernägel krallen sich tief in meine Haut.
Ich bin beleidigt. Von einem Peter hat Bea nie etwas erzählt, weder als wir zusammen in Chennai waren noch in ihren Nachrichten. Wieso hält sie vor mir so etwas geheim? Ich versuche, meine Enttäuschung zu überspielen und eine nette Unterhaltung mit ihr zu führen. Sie erzählt von ihrer Zeit nach unserer Abfahrt und von Hampi.
In Chennai war es schrecklich ohne uns. Nichts hat geklappt. Deswegen ist sie direkt am Tag nachdem wir uns getrennt haben zurück nach Mamallapuram gefahren. So weit wusste ich das ja bereits, aber dass sie von dort aus mit Peter nach Hampi ist und mit ihm eine tolle Zeit hatte, das hat sie mir verschwiegen. Ich dachte noch, von Hampi könne sie mir schön in Goa erzählen. Aber jetzt das! Das ist bestimmt Vorsatz. Ich stehe auf, um mir vorne an der Theke einen zweiten Kaffee zu ordern. Ich brauche etwas Abstand, einmal tief durchatmen.
Bea ist sich anscheinend keiner Schuld bewusst. Ganz unbedarft fragt sie, ob wir gemeinsam zum Flohmarkt laufen wollen oder das Boot nehmen. Peter ergreift die Initiative und meint, das Boot lege hinten vom Strand ab, zu Fuß seien wir näher am Flohmarkt. » Awesome and Incredible « sei der. Als wäre er schon mal da gewesen. Und überhaupt, darf jetzt Peter entscheiden was wir machen?
Das Frühstück schmeckt mir überhaupt nicht. Ich habe das Gefühl, ich würde auf Sand kauen. Meine Zähne knirschen und alles ist fade. Die Aussicht, mit diesem Hippie-Lackaffen zum Flohmarkt zu wandern, schmeckt mir ebenso wenig. Ich verschwinde noch mal auf die Toilette. Bevor ich zurückgehe, sehe ich mich im Spiegel an. Toll, ich habe mir Goa schöner vorgestellt. Ich spritze mir Wasser ins Gesicht.
Bea und Peter schreiten in Richtung Flohmarkt voran. Ich und Maja mit etwas Abstand hinterher.
»Das war Absicht, oder?«, zischt mich Maja an.
Ich versuche zu dementieren, als Bea sich zu uns umdreht und mich noch tiefer ins Verderben treibt:
»Wie war Kovalam? Wie sind die Strände dort? Ich und Peter wollen auch noch runter nach Kerala.«
»Toll«, antworte ich.
»Woher weiß sie von Kovalam?«, hakt Maja nach.
»Das haben wir ihr doch mal gesagt, dass wir dort hin wollen.«
Maja bleibt skeptisch, verlangsamt ihren Schritt, um weiteren Abstand zu den beiden zu gewinnen, und zieht mich am Arm zurück.
»Du hattest die ganze Zeit Kontakt mit ihr. Ich habe dir vertraut, Paul!«
»Über Facebook halt, da schreibe ich was rein und alle meine Freunde können das lesen.«
»Und seit wann ist Bea deine Freundin?«
»Sie hat angefragt und ich habe akzeptiert. Aber das ist doch kein Grund jetzt so eine Szene zu machen. Ich habe schließlich knapp zweihundert Freunde.«
»Und ihren Weg hast du auch verfolgt und so seid ihr zufällig zur gleichen Zeit am selben Ort? Zufällig?!«
Maja möchte weiter ansetzen, aber am Hang des Berges haben Bea und Peter auf uns gewartet. Ab jetzt heißt es klettern, denn der Pfad, dem wir folgen, geht steil bergauf. Bea stürmt nach oben. Grazil erklimmt sie den Berg, während ihr Peter sich nicht ganz so geschickt anstellt. Festes Schuhwerk ist doch was Feines. Seinen Frust, dass eine Frau ihn ohne Mühe abgehangen hat, versteckt er hinter einem falschen Lächeln und einem geheuchelten Witz. Oh ja, das ist lustig, wie er sich krampfhaft an Grasbüscheln hochziehen muss, oder wie er sich ratlos an einem etwas steileren Bereich aufstellt, die Hände in die Hüfte stemmt und versucht, fachmännisch das weitere Vorgehen zu planen.
Was findet Bea an solch einem Trottel bloß? Ich verstehe das nicht. Sie hat sich derweil auf einen Stein oben am Grad gesetzt und schaut auf das Meer hinaus. Ich wäre auch gerne schon oben, aber ich helfe Maja, stütze sie, reiche ihr die Hand. Wir überholen Peter ohne Mühe und erreichen Bea weit vor ihm. Sie strahlt und applaudiert.
»Super Teamwork! Come on Peter. Come on!«
Irgendwann ist Peter dann auch oben. Der Schweiß läuft ihm die Stirn herunter. Er mag verschnaufen, aber Bea ist es nach Weiterziehen.
»Schaut, da unten ist eine Bar. Da will ich hin!«
Sie greift meine und Majas Hand und möchte losstürmen. Doch Maja wird es zu schnell. Sie lässt los
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