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Sonne, Schnee und Tote

Sonne, Schnee und Tote

Titel: Sonne, Schnee und Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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würden.“
    „Bei
allem Respekt, Hoofdcommissaris. Es geht hier doch nicht um mich. Das war kein
Scherzanruf“, protestierte Kees und näherte sich dem Schreibtisch. Van Houden
schüttelte den Kopf.
    „Was
macht Sie so sicher, Inspecteur? Oder ist das vielleicht wieder eine Ihrer
Bauchentscheidungen, die gestern und heute zu durchaus überschaubaren Erfolgen
geführt haben?“
    „Verdomme!
Wenn Sie mir nicht glauben, fragen Sie Helene.“
    „Ich
glaube kaum, dass Frau Hagerkamp die nötige Qualifikation mitbringt, um eine
solche Bewertung vornehmen zu können.“
    „Das
kann Sie sehr wohl. Die Daten im Computer versichern, dass der Anruf von der
Festnetzleitung aus Hadoshs Lagerhaus stammt. Fragen Sie sie, wenn Sie mir das
nicht abnehmen.“
    Van
Houden knallte so unvermittelt den Ordner auf die Schreibtischplatte, dass
Bloemberg zusammenzuckte.
    „Ich
habe genug von diesem Käse, Inspecteur. Als Nächstes erzählen Sie mir noch,
dass Imar Sinan in meinem Schrank dort hinten steht und darauf wartet, zu
beichten, dass er seinen kleinen Bruder umgebracht hat. Oder versuchen mir
wieder zu verklickern, dass Petr Stojic und seine Handlanger in diese ganze
Kacke verwickelt sind. Ich will davon nichts mehr hören. Sie haben in dieser
Sache entschieden zu häufig in den falschen Pool gepisst.“
    „Hoofdcommissaris,
ich …“
    „Nein!
Ich werde morgen Maartens auf diese Spur ansetzen. Für heute ist das Maß voll.“
    Der
Dicke erhob sich und funkelte Bloemberg an.
    „Sie
haben genug Unheil angerichtet. In einer halben Stunde ist Dienstschluss für
Sie. Danach machen Sie, dass sie nach Hause kommen und morgen werden Sie diesen
Fall abgeben. Das ist alles. Und unterstehen Sie sich, noch einmal ungefragt in
mein Büro hereinzuplatzen! Raus jetzt!“
    Bloemberg
zögerte, sein inneres Ich weigerte sich, von diesem fettleibigen, ignoranten
Idioten herumkommandiert zu werden. Seine Lippen zitterten. Er wollte etwas
sagen, doch die passenden Worte versagten ihm den Dienst.
    Wieso
hört Van Houden nicht zu? fragte er sich.
    „Wieso
sind Sie so ein Vollidiot?“, lag ihm auf der Zunge. Er sprach es nicht laut
aus.
    „Raus,
habe ich gesagt!“, blaffte Van Houden und deutete unmissverständlich auf die
Tür.
    Kees
gab endlich nach, zwang den inneren Widerstand zur Aufgabe, ließ die Schultern
hängen und schlich wie ein getretener Hund davon.
    Eine
halbe Stunde später beendete er den Arbeitstag offiziell und machte sich auf
den Heimweg.
     
    ***
     

Kapitel 17
     
     
    18:03 Pannekoekstraat
    Alex,
der Chef des Tapas-Restaurants, bereitete ihm beim Versuch eine Flasche Schnaps
zu schnorren mehr Mühe als gehofft. So lieferte sich Kees ein minutenlanges
Gespräch, während dem er nicht nur einmal daran erinnert wurde, dass noch
einige Flaschen aus den vorigen Wochen unbezahlt auf Sanchez‘ Zettel standen,
ehe der hagere Spanier doch eine Flasche Tequila über die Theke schob.
    „Ist
die letzte Flasche Fusel. Mögest du dran ersticken, wenn du nicht bald
bezahlst.“
    Kees
nickte und trollte sich in seine Wohnung.
    Eine
ganze Weile schlurfte er planlos durch die muffigen, viel zu warmen Zimmer, die
allesamt dringend einer Säuberung bedurften. Er hatte seit Wochen nicht mehr
geputzt, geschweige denn den Staubsauger betätigt. Auch die Schmutzwäsche
stapelte sich in den Wäschekörben im Schlafzimmer und auf dem Bett höher und
höher, während ihm langsam die Klamotten ausgingen.
    Er
dachte daran, wenigstens sein zu Hause, wenn man es
denn überhaupt so nennen konnte, auf Vordermann zu bringen, aber dafür fehlte
ihm der notwendige Antrieb. Der Tag war hart und voller Nieten gewesen. Er
hatte jetzt keinen Nerv für jegliche Art und Form der Grundreinigung. Die
Hausarbeit würde warten müssen, bis er sich von alledem erholt hatte. Das
konnte unter Umständen Tage dauern.
    Er
umrundete zweimal das Sofa im Wohnzimmer, überlegte, ob er den Fernseher
einschalten sollte, entschied sich dagegen und ließ sich endlich nieder. Er
stellte die Schnapsflasche vor sich auf den Boden und starrte sie an.
    Vor
knapp zwei Stunden hatte er Van Houdens Büro verlassen und seitdem breitete
sich in seinem Inneren eine unbegreifliche Leere aus. Zusehends kam er sich
vor, als bestünde er nur noch aus einer Hülle. Er war ein Gefäß das keinen
Zweck erfüllte. Einem Ballon gleich, der kurz davorstand, auseinanderzuplatzen.
    Kees
fühlte sich schäbig und nutzlos, legte die Hände in den Schoß und ließ dabei
die Flasche nicht aus den

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