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Sonne, Schnee und Tote

Sonne, Schnee und Tote

Titel: Sonne, Schnee und Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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trotzdem, er will nichts davon wissen?“
    „Er
… Ähm … Der Hoofdcommissaris hat sich die Nachricht nicht einmal angehört. Hat
nur direkt abgewinkt und auf den morgigen Tag verwiesen.“
    Eigenartig , dachte Kees und kratzte sich am Kopf,
dann sagte er: „Ich bin gleich bei dir Helene, nicht weglaufen.“
     
    ***
     
    Die
Kommunikationsabteilung hatte ihren Platz im Erdgeschoss, gleich neben dem
Großraumbüro gefunden. Es war ein mit gläsernen Aufstellwänden abgetrennter
Bereich, in dem vier Leute den Telefondienst verrichteten. Für zusätzliche
Arbeitskräfte gab es nicht genug Raum. Das Bisschen nutzbare Fläche war optimal
verteilt und ausgenutzt worden. Beinfreiheit suchte man hier vergeblich, und um
den Bereich überhaupt zu betreten, bedurfte es einiger Verrenkungen. Die waren
notwendig, um sich an Aktenschränken, Kabelbündeln, gestapelten Computern und
unsortierten Blätterbergen vorbeizuschieben. Einige Kollegen verwechselten
diesen Ort allzu oft mit dem Archivraum im Dachgeschoss und legten ihre abgeschlossenen
Berichte in dem Glauben hier ab, einer der vier Mitarbeiter würde sich um die
korrekte Ablage der Akten kümmern. Dem war nicht so.
    Helenes
Arbeitsplatz war der in der Ecke und mit ihrer schlanken Figur hatte sie kaum
Probleme (Tag ein Tag aus) ihren Schreibtisch samt
Telekommunikationsapparaturen, Computer und Headset zu erreichen. Bei Kees sah
das etwas anders aus. Nur mit Mühe gelang es ihm, Helene zu erreichen.
    Er
ließ sich die Nachricht ein weiteres Mal vorspielen. Die Worte waren
unmissverständlich, die Identifizierung der Stimme hingegen unmöglich.
    „Es
klingt, als hätte sich jemand ein Tuch vor den Mund gehalten … ähm … Vom ersten
Eindruck würde ich sagen, die Stimme einer Frau, aber … ist nur so eine
Vermutung.“
    „Und
die Daten weisen eindeutig daraufhin, dass der Anruf aus Hadoshs Lagerhaus
kam?“
    Helene
nickte, öffnete mit schnellen Fingern eine Eingabemaske auf dem
Computerbildschirm und ließ sich vom System die Gesprächsdaten anzeigen. Das
Gerät benötigte eine Sekunde, um die Anfrage zu bearbeiten, dann zeigte es das
verlangte Dokument an. Helene deutete auf eine Zeile und markierte sie mit dem
Mauszeiger.
    „Das
hier ist das Logfile des Anrufes. Das Kommunikationssystem zeichnet automatisch
jedes hier ankommende Gespräch auf. Dazu gehört Anrufdauer,
Übertragungstechnik, Uhrzeit und wenn möglich auch eine genaue Ortsbestimmung …
Ähm … Bei Handygesprächen wird in dieser Zeile normalerweise nur ein Areal oder
ein Verweis auf den Funkmast gelistet, der das Gespräch übertragen hat. Bei
Festnetzanschlüssen kann das System binnen Sekunden eine genaue Ortsangabe
liefern und trägt diese dann hier ein.“
    Bloemberg
überflog die markierte Zeile.
    „Sind
Irrtümer dabei ausgeschlossen?“
    „Festnetztelefone
haben feste Anschlüsse, die ein eindeutig identifizierbares Signal senden. Die
Wahrscheinlichkeit eines Fehlers tendiert gegen null.“
    Helene
schaute Kees an und lächelte. Hier war sie in ihrem Element und das merkte man
nicht nur daran, dass sie die schüchterne, leise Stimme abgelegt hatte, sondern
auch an den präzisen Angaben, die sie machte.
    „Gut“,
sagte Bloemberg, „ist es möglich, die Aufzeichnung in das Büro vom Dicken
weiterzuleiten zusammen mit dem Dokument?“
    „Ich
denke, das dürfte kein Problem sein.“
    „Prima.“
     
    ***
     
    Bloemberg
verlor keine Zeit, manövrierte zwischen den engen Durchgängen des
Telekommunikationszimmers und marschierte direkt zu Van Houden.
    Sein
Klopfen führte zu keiner Antwort, aber weil ihm diese
Sache unter den Nägeln brannte, sah er nicht ein, weiter darauf zu warten. Er
drückte die Türklinke und trat ein.
    Der
Dicke saß an seinem Schreibtisch und überflog diverse Aktenordner.
    „Ich
habe Sie nicht hereingebeten, Bloemberg“, brummte er, ohne aufzuschauen.
    „Es
geht um den Anruf, der vor einer Stunde hier eingegangen ist. Der Anrufer hat
behauptet, dass sich Karim noch in Hadoshs Lagerhaus befindet.“
    Van
Houden schnaubte und griff zum nächsten Aktenordner.
    „In
dieser Sache wurde alles gesagt, Inspecteur. Ich denke nicht, dass ein Anruf
irgendetwas ändert.“
    „Aber
wenn es stimmt, dann …“
    „Nur
weil irgendein Wichtigtuer meint, er müsste behaupten, er wüsste, wo der
einzige Tatverdächtige ist, muss die Polizei nicht direkt springen. Klar? Zumal
es ein ganz trefflicher Zufall für Sie wäre, wenn sich diese Behauptungen
bewahrheiten

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