Sonne, Schnee und Tote
zusammengearbeitet hatte, schien zu seinem schlimmsten Gegner
geworden zu sein. Van Houden hatte sämtliches Vertrauen in ihn verloren.
Zweimal war er bei dieser Geschichte beinahe draufgegangen und das alles wofür?
Für Nichts. Er hatte nach fünf erfolglosen, teils chaotischen und verwirrenden
Tagen gar nichts erreicht und auch in der Organisation einer Ermittlungseinheit
hatte er gänzlich versagt.
Kees
hatte Anfängerfehler über Anfängerfehler gemacht und fragte sich
kopfschüttelnd, ob er in der vergangenen Zeit, seit Samstag, wahrhaftig er
selbst gewesen war. So richtig mochte er das nicht glauben, aber was geschehen
war, war geschehen und er war dafür zur Verantwortung gezogen worden.
Ohne
ein bestimmtes Interesse schweiften seine Augen über die Gebäudezeichnung.
Es
half nichts. Ihm fehlte der Drang, etwas finden zu wollen. Der Antrieb, diesen
Fall doch noch zu lösen, war erloschen. Die Einsicht, verloren zu haben, war
eine der härtesten Erfahrungen, die Kees in diesen Minuten machte. Er stellte
die Ellbogen auf den Tisch und stützte den Kopf auf seine immer noch geröteten
Handflächen.
„ Verdomme.
Verdomme. Verdomme “, flüsterte er.
Kapitel 16
Mit
an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wäre Kees bis zum Feierabend
einfach sitzen geblieben und hätte weiter auf die Pläne gestarrt. Das
Diensttelefon tat ihm den Gefallen nicht und weil das Gerät auch nach
mehrmaligem Klingeln keine Ruhe gab, nahm Bloemberg es in die Hand und setzte
es ans Ohr.
„Inspecteur
Kees Bloemberg.“
„Hallo,
hier ist Helene … Helene von der Telekommunikationsabteilung.“
„Hallo
Helene, was gibt’s?“
„Es
gibt einen Hinweis auf Karim Abusifs Aufenthaltsort.“
Wie
vom Donner gerührt stand Kees Bloemberg auf.
„Es
gibt was?“
„Einen
Hinweis … ähm … die Fahndung nach Karim Abusif läuft seit knapp zwei Tagen und
bisher gab es nur sporadische Anrufe der Bürger und es war, wenn Commissaris
Maartens das richtig bewertet hat, nichts Hilfreiches dabei. Vor einer Stunde
etwa ist allerdings ein weiterer Anruf eingegangen.“
„Ein
Anruf?“
„Ja,
ich … ich hab sofort Hoofdcommissaris van Houden informiert, aber der … der
sagt, er hat genug von dem Theater und will heute nichts mehr davon hören.
Deshalb rufe ich Sie an, Inspecteur.“
„Was
für ein Anruf, Helene?“
„Na
ja, ein Anruf, der behauptet, er wisse, wo sich Karim Abusif derzeit aufhält.“
„Und?“
„Ähm,
Moment. Der Computer hat die Nachricht aufgezeichnet.“
Kees
wartete, er hörte verschiedene Piep-Töne, Helenes leises Murmeln und dann ein
Knacken gefolgt von einem Rauschen.
„ Politiebureau Rotterdam-Noord, Helene Hagerkamp.“
„Sie
suchen nach Karim Abusif“, sagte eine Person mit leiser Stimme. Es war bei dem
Flüstern schwer auszumachen ob es sich dabei um einen Mann oder eine Frau
handelte.
„Die
Fahndung nach Karim Abusif läuft, das ist richtig. Darf ich fragen, ob Sie
sachdienliche Hinweise dazu haben?“
„Ich
weiß, wo er ist. Habe nicht viel Zeit. Passen Sie jetzt gut auf. Hören Sie?“
„Ich
höre.“
„Karim
Abusif hat das Gebäude am Wilhelmina-Pier nie verlassen. Er ist immer noch dort
... Wenn Sie sich nicht beeilen, wird er sterben … Er ist …“
„Können
Sie … ?“ Helene wollte gerade eine weitere Frage
stellen, da war das Telefonat weg.
In
der Leitung knackte und rauschte es erneut, dann war die Aufzeichnung vorbei.
„Das
ist alles“, sagte Helene und klang dabei, als müsste sie sich dafür
entschuldigen, dass sie nur so wenig präsentieren konnte. Das war sicher nicht
der Fall, dennoch war Kees nicht sonderlich überzeugt. Auf der Welt wandelten
viele Spaßvögel und Trittbrettfahrer, die der Polizei gerne mit sinnlosen oder
komisch gemeinten Hinweisen das Leben schwer machten.
„Wann
ging der Anruf ein, sagtest du?“
„Laut
Logfile vor 54 Minuten.“
„Hat
das System registriert, von wo der Anruf stammt?“
„Ich
… Ähm … Ja. Deshalb habe ich es auch nicht für einen blöden Scherz gehalten. Es
… Der Anruf kam von einem Festnetzanschluss.“
„Na
ja, davon gibt es viele.“
„Richtig,
aber der hier kommt vom Wilhelmina-Pier selbst.“
„Von
wo genau da?“
„Es
ist einer der Anschlüsse von Nasridim Hadoshs Lagerhaus.“
„Ist
nicht wahr.“ Kees runzelte die Stirn. Diese Information war einfach zu
verblüffend, um richtig zu sein.
„Doch.
Die Daten sind eindeutig“, widersprach Helene
„Und
der Dicke sagt
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