Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonne, Schnee und Tote

Sonne, Schnee und Tote

Titel: Sonne, Schnee und Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
Vom Netzwerk:
breiten Spalt in der Betonwand. Dort ging es über zwei
breite Stufen nach oben in einen dunklen Gang.
    Kees
versuchte, sich den Bauplan in Gedächtnis zu rufen, der im Augenblick nutzlos
auf seinem Schreibtisch lag und kam nach einigem Nachdenken zum Ergebnis, dass
es sich um den Bereich mit den beiden Kammern handelte, die er nicht näher
hatte identifizieren können.
    Er
stieg die Stufen hinauf. Dabei musste er - der niedrigen Decke wegen -
zwangsläufig den Kopf einziehen. Fatmanour fuhr mit einer Hand an der schwarzen
Wand entlang. Eine Sekunde später leuchtete der Gang im Schein unregelmäßig von
der Decke herabhängender Glühbirnen. Sie warfen ein schwaches Licht, enthüllten
jedoch keine großen Geheimnisse. Der längliche, enge Raum endete zwanzig Meter
entfernt an einer Wand, an der zahlreiche, faustdicke Rohrleitungen in alle
Richtungen verliefen. Der Boden war mit weißen Fließen ausgelegt, die Wände in
kaltem Grau gehalten, dies allerdings in Form einer verblüffend echt
aussehenden Natursteinverkleidung; Kerkeroptik pur. Über Sinn und Unsinn über
einen ohnehin unfreundlichen, düsteren Ort wie diesem, hätte sich trefflich
streiten lassen können, aber keiner von ihnen zeigte irgendein Interesse an
einem solchen Disput. Vielmehr trieben die bedrohlich wirkende Enge und der
entstehende Eindruck eines Ganges ohne Fluchtmöglichkeiten sie alle zur Eile.
    „Wir
sind gleich da“, flüsterte Fatmanour und blickte verstohlen an Bloemberg und
Niandee vorbei, zurück in den übrigen Teil des Kellerareals, als fürchtete sie,
dass irgendjemand plötzlich auftauchen könnte, um sie zu stoppen. Doch da war
niemand. Als sie die wachsamen Augen endlich wieder nach vorne richtete,
deutete sie zielstrebig auf eine der beiden geschwärzten Metalltüren, die
rechter Hand in den Gang eingelassen waren und sich kaum von der Wand abhoben.
    „Dort
ist er drin. Es tut mir alles so leid. Ich hatte ja keine Ahnung“, beteuerte
sie und steuerte darauf zu. Sie kramte einen Schlüsselbund aus den Weiten ihres
Kleides, betätigte mit dem passenden Schlüssel den Verschlussmechanismus und
zog danach an einem im oberen Drittel montierten Hebel. Dieser zog - nach
einigem Kraftaufwand - über ein Gewinde den Verankerungsbolzen aus der
Einkerbung im Boden. Quietschen und Knacken wechselten sich ab. Mit einem
finalen Ächzen löste sich das Schloss und die massive Tür schwang nach außen
auf. Kees bemerkte, dass Niandee neben ihm vor Anspannung die Luft anhielt und
erst wieder zu atmen wagte, als Fatmanour einen weiteren Lichtschalter neben
einer Reihe von installierten Knöpfen und Reglern gedrückt hatte.
    Kees
konnte ihre Situation gut nachvollziehen. Dort drin wartete etwas auf Niandee.
Etwas, das unter Umständen keinen Stoff für ein Happy End bot. Fatmanour hatte
sich über Karims Zustand weitgehend ausgeschwiegen, gleich erst würden sie mehr
wissen.
    Die
junge Frau hielt die quälende Ungewissheit nicht länger aus. Halb stürzend,
halb stolpernd, halb erstickt vor lauter Stress und Sorge drängte sie sich an
Fatmanour vorbei und verschwand in dem Raum.
    Nachdem
Kees sich noch einmal umgesehen und dabei festgestellt hatte, dass die andere
Tür des Ganges nicht abgeschlossen, sondern lediglich angelehnt war, sog er
noch einmal die stickige kalte Luft ein und folgte den anderen in Karim Abusifs
Gefängniszelle.
     
    ***
     
    Surveillant
Rudjards Anruf erreichte Frederick Maartens, als er gerade an einem Tisch des
Fastfoodrestaurants in der Noordmoolenstraat Platz genommen hatte. Ihm
gegenüber saß Dick Vanderloh und kaute auf den welken Blättern eines
Gartensalats mit Sahnedressing. Der Journalist hatte ihn am Nachmittag
kontaktiert und sich tausend Mal für die zugesteckten Informationen bedankt.
Der Artikel hatte hohe Wellen geschlagen und mithilfe eines guten Bekannten
hatte es Vanderloh diesmal in so ziemlich jede Tageszeitung in und um Rotterdam
geschafft. Voller überschwänglicher Euphorie über die riesige Resonanz hatte er
es sich nicht ausreden lassen, Fred zum Essen einladen zu wollen. Der hatte
abgeblockt und sich nur auf einen Burger einladen lassen, weil Vanderloh
partout nicht locker gelassen hatte.
    Dick
schwadronierte während des Essens ständig mit vollem Mund darüber, welche Türen
sich ihm durch diesen Erfolg bald öffnen würden. Fred war viel gewohnt, aber
beim Anblick der knatschenden, brabbelnden Witzfigur verging selbst ihm
jeglicher Appetit. Das Klingeln des Handys war eine wahre Wohltat,

Weitere Kostenlose Bücher