Sonne, Schnee und Tote
stehen
zwischen den Fronten. Wir waren und sind zum Handeln verdammt.“
„Er
… war … unser Sohn. Namir war … unser Sohn.“
„Er
war eine Made, die bekommen hat, was sie verdiente. Er hat die Lieferung aus
Argentinien ausgetauscht und versucht, den Stoff der Mexikaner
beiseitezuschaffen. Aber die haben ihn in die Finger bekommen, und zwar bevor
Ikbar und ich es getan haben. Wir haben ihn letzten Samstag in meinem
verwüsteten Büro gefunden. Schön zugerichtet haben sie ihn mit der guten alten Largo
Sufrimiento Methode. Du erinnerst dich daran, was wir in den tunesischen
Hochsicherheitsgefängnissen mit Spionen und Verrätern gemacht haben? Ja, ich
bin sicher, du erinnerst dich, Fatmanour. Ich denke, ich erwähnte es ein oder
zwei Mal in den letzten dreißig Jahren. Genau das ist Namir widerfahren. Genau
das haben die mit ihm gemacht. Nagel für Nagel für Nagel.“
„Nein
… nein. Bitte hör auf, Nasri … es ist genug … ist genug.“
Das
Flehen seiner Frau interessierte Hadosh wenig.
„Er
hätte sowieso nur mit Glück überlebt, aber vielleicht hätte er. Nachdem er mir
jedoch die ganze Geschichte gebeichtet hatte, konnte ich ihn einfach nicht mehr
gehen lassen. Er hat einfach die Spielregeln verändert ohne uns das
mitzuteilen. So was nennt man Betrug und selbst in einer Familie ist das nicht
egal …“
Nasridim
schnaufte und musste die Waffe sinken lassen, um sie in die andere Hand zu
nehmen. Die Pistole machte keinen allzu schweren Eindruck, aber mit der Zeit
fingen auch die kleinsten Gewichte an, einen ausgestreckten Arm schmerzhaft
nach unten zu ziehen. Wäre Kees im Besitz seiner Dienstwaffe gewesen, wäre
dieser Moment einer der wenigen gewesen, der die Chance geboten hätte, zu
reagieren. Da seine Glock 17c mitsamt Pistolenhalfter jedoch sicher
verschlossen in der obersten Schreibtischschublade in seinem Büro steckte und
er an sonstiger Bewaffnung nur ein winziges Taschenmesser vorweisen konnte, das
an seinem Schlüsselbund befestigt war, war er zum hilflosen Zuschauen verdammt.
Er war, genau wie alle anderen in dem winzigen Räumchen, Nasridim Hadosh
vollends ausgeliefert.
„Ikbar
und ich haben das Beste daraus gemacht. Wir haben zu Ende gebracht, was die
Mexikaner nicht fertiggebracht haben. Der Verdacht durfte nicht auf uns fallen
und darauf, was wir mit dieser Geschichte zu tun hatten. Und weißt du, welche
Rolle Karim dabei gespielt hat? Nein, natürlich weißt du es nicht, weil sie uns
hintergangen haben, Fatmanour. Karim sollte das Zeug fortschaffen. Ich hatte
ihm vertraut. Zum Glück erkannte ich rechtzeitig, was er vorhatte und konnte
ihn stoppen. Mehr noch. Ich habe das Spiel dieser Bande voller Hundesöhne sogar
ein wenig mitgespielt und ihm einen Zettel zugesteckt. Ich habe ihn damit
beauftragt, Namir den Schneeball in die Hand zu legen und falsche Indizien zu
verbreiten. Der Depp wusste nicht einmal, zu was das Zeug imstande war. Es ist
schon ein seltsames Pulver, mit dem sie da in Mexiko und neuerdings auch in
Europa herumexperimentieren. Ahnungslos wie er war hat er es natürlich getan;
dankbarerweise erst, nachdem er den unterschlagenen Stoff aus den Rinderhälften
herausgeholt und in Sicherheit gebracht hatte… “
Neben
Kees stützte sich Niandee ab und kam zitternd auf die Beine.
„Wenn
man ihn nicht schleunigst behandelt, wird er sterben“, sagte sie mit schwacher
Stimme. Ihre Augen waren verheult. Nasridim schoss einen düsteren Blick auf sie
ab und rang sich gleich darauf ein grimmiges Lächeln ab.
„Dass
du hier auftauchen würdest, früher oder später, war mir klar. Ich glaube sogar,
bevor Ikbar seinem Stiefbruder den Nagel in den Kopf geschossen hat, brabbelte
der noch etwas von einer jungen Frau, die mit ihm und Karim und ein paar
anderen unter einer Decke steckten. Ich wette, er hat dich gemeint, Karims
kleine, unschuldige Freundin, die rasende Reporterin.“
Kees
Augen schweiften zwischen Nasridim und Niandee.
„Er
braucht Hilfe“, flehte die junge Frau und reagierte nicht auf den fragenden
Blick des Inspecteurs. Nasridim aber lachte nur über den plumpen Versuch, sie
hier herauszubringen.
„Nein
… jetzt erzählen Sie mir nicht, dass Sie nicht wissen, wieso Fräulein Nasingh
wirklich hier ist, Inspecteur.“
„Das
ist doch Blödsinn, Hadosh. Sie sind vollkommen außer Kontrolle. Verdomme! Sie
haben auf Ihre eigene Frau geschossen. Das ist verrückt!“
„Verrückt?!
Verrückt ist, dass Sie hier sind ohne zu wissen, was hier eigentlich
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