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Sonne, Schnee und Tote

Sonne, Schnee und Tote

Titel: Sonne, Schnee und Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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Meinung hören willst, ist er ein trauriger alter
Mann, der den Schock seines Lebens verdauen muss. Aber das ist nur meine Sicht
der Dinge. Ich kenne Nasridim zu lange, als dass ich in diesem Fall eine
objektive Beurteilung abgeben könnte.“
    Kurz
nachdem Van Houden gegangen war, kam Fred mit dem abschließenden Bericht der chemischen
Analyse zurück. Kees hörte sich die Erklärung noch einmal aus dem Mund des
Commissaris an, konnte aber keine wichtigen neuen Erkenntnisse daraus ziehen.
Einzig die Tatsache, dass die Substanz einen beachtlichen Anteil an reinem
Kokain enthielt, machte ihn stutzig. Kokain war für vieles bekannt, aber nicht
dafür, ein besonders guter Brandbeschleuniger zu sein.
    Fred
zeterte noch eine Weile über die Art und Weise, wie Van Houden ihn behandelte,
aber dafür hatte Kees nur ein müdes Kopfnicken übrig. Er beauftragte den
Kollegen mit der Auswertung der Tatortbilder und dem angekündigten Gutachten
der Brandermittler, sofern es im Laufe des Tages tatsächlich eintraf, dann
machte er sich selbst auf den Weg zum Verhör von Nasridim Hadosh.
     
    ***
     
    Karim
lag auf der Erde. Er rührte sich nicht, spürte kaum noch, dass er lebte. Kälte
umgab ihn, aber er nahm die Schmerzen, die sie ihm zufügte, nur noch dumpf
wahr. Sie hatten ihn betrogen, hatten ihn benutzt und dann hinterhältig
reingelegt. Er würde ihre Rechnung bezahlen müssen, da war er sicher.
    In
der Dunkelheit hatte er jedes Zeitgefühl verloren.
    Zuerst,
als die Betäubung nachgelassen hatte, war er durch den kleinen Raum getigert,
hatte geschrien und an die Wände geklopft. Doch mit der Zeit war er immer
schwächer geworden. Die Kühle hatte angefangen, ihm seine Energie zu entziehen,
bis er völlig ausgelaugt, schwach und verzweifelt zusammengebrochen war.
Zwischenzeitlich war er in eine tiefe Ohnmacht gefallen und nur mühsam wieder
daraus erwacht. Jetzt lag er auf dem Rücken und starrte mit leeren Augen ins
Nirgendwo. Die Gedanken kreisten zusammenhanglos durch seinen Kopf.
    Ob
es Aiche gut geht?
    Karim
war der letzte Verwandte, der sich um sie kümmerte. Sie war bettlägerig und
würde sicher nicht alleine klarkommen. Sie besaß nicht mehr die Kraft zum
Telefon zu gelangen und ihre Stimme war nur noch ein Flüstern. Keiner würde sie
hören, wenn sie versuchte, zu rufen. Sie war hilflos, genau wie er. Je länger
er also hier gefangen war, desto weniger Hoffnung gab es für sie.
    Sie
wird sterben, wenn ich nicht hier rauskomme, schoss es ihm durch den Kopf.
    Die
Erkenntnis wog schwer wie ein Stein in seiner Brust und verursachte ihm in den
nächsten Minuten mehr Schmerz, als er bisher physisch hatte erleiden müssen. Es
war der Schmerz des Versagens, der Schmerz des Wissens darum, einen Menschen im
Stich gelassen zu haben, den er sehr liebte.
    Karim
besaß einen inneren Stolz, eine besondere Willenskraft. Seine Familie hatte die
alte Frau im Stich gelassen. Er allein hatte sich bereit erklärt, sich um sie
zu kümmern. Seit drei Jahren pflegte er seine Großmutter in der Hoffnung, dass
sie sich irgendwann wieder erholen würde. Erholen von all den schlimmen Dingen,
die ihr widerfahren waren. In den nächsten Wochen hätte sich sicher alles zum
Guten gewandt. Der Auftritt, das zusätzliche Einkommen, der Flirt mit Niandee,
alle Indikatoren für eine Verbesserung hatten sehr deutlich auf Grün gestanden.
Und jetzt das.
    Ich
muss hier raus, hämmerte es hinter seiner Stirn, aber sein Körper besaß nicht mehr die Kraft,
sich aufzurichten und aus dem eisigen Gefängnis zu entkommen. Er konnte nur
warten und hoffen, dass sie ihn gehen ließen.
    Seine
Gedanken schweiften weiter, ohne dass er sie festhalten konnte …
    Seit
dem Gespräch mit der Stimme war eine gefühlte Ewigkeit vergangen. Karim
erinnerte sich an ihre Worte. Sie hallten wieder und wieder durch seinen Kopf.
    Du
bist jetzt ein Tatverdächtiger, Karim.
    Ein
Tatverdächtiger? Was hatte er verbrochen? Er hatte nur getan, was sie von ihm
verlangt hatten, mehr nicht. Er war kein Mörder. Er hatte niemanden umgebracht.
Er kannte den Schuldigen. Wenn sie ihn laufen ließen, würde er …
    Seine
Gedankengänge wurden jäh unterbrochen.
    An
die halbtauben Ohren drangen Geräusche. Eine murmelnde Stimme, die er nicht
verstand, ein undeutliches Quietschen. Und dann war da plötzlich dieses
gleißende Licht, das in seinen Augen brannte. Er versuchte sie
zusammenzukneifen, aber die Lider klebten gefroren an den buschigen Haaren der Augenbrauen.
Zuletzt sah Karim nur

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