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Sonne, Schnee und Tote

Sonne, Schnee und Tote

Titel: Sonne, Schnee und Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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schlecht dastand (wegen zahlreicher Proteste der Stadt gegen
das Weiterbestehen des Lagers), zuerst an seinen Freund Nicolas van Houden
gewandt hatte.
    Er
blieb dabei konzentriert, sachlich und schweifte nicht ab, was Bloemberg,
nachdem er ihn vor zwei Tagen völlig aufgelöst erlebt hatte, nie für möglich
gehalten hatte. Irgendetwas war mit Nasridim Hadosh passiert. Kees wusste nur
nicht was, aber der Mann wirkte gefasst, beinahe kühl.
    Innerhalb
der nächsten zehn Minuten hatte der Fleischfabrikant seine Version der
Vorkommnisse klar dargelegt. Bloemberg hakte mit einigen Fragen nach und
notierte sich alles. Schließlich sah er auf den vollgeschriebenen Notizzettel
und nickte.
    „In
Ordnung. Dann müssen wir jetzt zu den Dingen kommen, die nach unserem kurzen
Gespräch am Samstag passiert sind. Wo haben Sie sich aufgehalten, als das Feuer
ausgebrochen ist?“
    Hadosh
stutzte. Mit dieser Frage hatte er offensichtlich nicht gerechnet. Vielleicht
war es auch die Art wie Bloemberg gefragt hatte. Zumindest brachte sie den Mann
für ein paar Sekunden aus der Fassung.
    „Bin
ich mittlerweile ein Verdächtiger?“, fragte er Sekunden später. Das wiederum
ließ den Inspecteur stocken. So offensiv hatte er die Frage auch wieder nicht
gestellt. Daher versuchte er nach bestem Gewissen, zu beschwichtigen.
    „Nein,
ich möchte nur gerne wissen, wo Sie hingegangen sind, nachdem sich vor Ihrem
Büro unsere Wege getrennt haben, mehr nicht.“
    Hadosh
schaute ihm misstrauisch in die Augen.
    „Na
schön. Ich war etwas aufgebracht nach unserem Gespräch. Ich kam mir hilflos
vor. Ich bin runter in die Kellerebene. Da habe ich einen kleinen Raum mit einigen
Andenken meiner Vorfahren. Wenn ich einen Augenblick der Ruhe von der Arbeit
brauche, ziehe ich mich oft dorthin zurück.“
    „Entschuldigung,
Sie haben ein Kellergeschoss? Bekommen Sie da nicht nasse Füße?“
    „Nein,
keineswegs. Die Ebene liegt zwar einen halben Meter unter dem Wasserspiegel des
Hafenbeckens. Die Verschalung der unteren Ebene wurde allerdings speziell
ausgegossen … Keine nassen Füße also. Ich gebe zu, es ist ungewöhnlich in
Holland einen Keller zu besitzen, aber ich kenne die Häuser meiner Heimat und
wollte nicht darauf verzichten, als ich damals herkam. Wie dem auch sei. Ich
habe mich am Samstag für ein paar Minuten nach dort unten zurückgezogen. Ich
habe dort, wie gesagt, einen kleinen Rückzugsort, für den Fall, dass Stress und
Arbeit einmal überhandnehmen und ich eine Auszeit brauche. Als ich wieder
heraufkam, waren Sie nicht mehr dort. Kurze Zeit später meldete das Alarmsystem
ein Feuer und ich bin so schnell wie möglich zum Seitenausgang hinaus. Dort
traf ich Ihren Kollegen, der sich nach Kräften bemühte, Sie zu retten. Ich kam
gerade noch rechtzeitig, denke ich.“
    Kees
senkte den Kopf. Die Geschichte war ihm unangenehm, zumal er direkt nach seiner
Rettung behauptet hatte, dass ihn jemand eingesperrt hatte. Nach wie vor gab es
keinerlei Beweise für diese Behauptung und im Laufe der letzten Tage hatte er
selbst begonnen, daran zu zweifeln.
    Um
den Faden im Verhör nicht zu verlieren, richtete sich Kees auf und streckte die
Wirbelsäule durch. Es folgte ein Knacken.
    „Herr
Hadosh“, sagte Kees dann, „Sie haben am Samstag gesagt, die Türen verschließen
sich bei einem Alarm von allein.“
    „Ja,
so ist es. Ich kann es Ihnen demonstrieren, wenn Sie mir nicht glauben.“
    „Doch,
doch, ich glaube Ihnen. Ich plage mich nur seit zwei Tagen mit der Frage, ob
eine schwere Sicherheitstür allein vom Wind oder einem starken Luftzug zufallen
kann.“
    „Vermutlich
sollten Sie da eher einen Physiker fragen“, antwortete Nasridim nüchtern. Kees
merkte: Der Alte war ein schlauer Fuchs und ließ sich nicht aus der Reserve
locken, aber vielleicht fischte er bei ihm ohnehin im falschen Gewässer. Von
der Antwort Hadoshs unbeeindruckt ging er zur nächsten Frage über.
    „Sie
haben angegeben, dass Sie Karim seit dem Zeitpunkt nicht mehr gesehen haben,
als wir zusammen den Kühlraum verließen.“
    „Das
ist nach wie vor meine Aussage. Ich habe von Karim Abusif seit Samstag nichts
mehr gehört und ihn auch nicht mehr gesehen.“
    „Haben
Sie versucht, ihn zu erreichen? Hat er Familie?“
    „Natürlich.
Ich war in Sorge. Wir hatten einen Feueralarm. Sein letzter bekannter
Aufenthaltsort war der in Mitleidenschaft gezogene Kühlraum. Er wohnt etwas
außerhalb in den Arbeiterwohnungen in Feyenoord, in der Nähe des Stadions. Eine
Familie

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