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Sonne, Schnee und Tote

Sonne, Schnee und Tote

Titel: Sonne, Schnee und Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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legte eine Hand
an den Türgriff und entsicherte die Pistole. Der Alarm schrillte in seinen
Ohren.
    Wartet
nur, bis ich euch in die Finger kriege ,
dachte er, atmete tief durch und drückte die Klinke nach unten
...
     
    ***
     
    Die
Tür öffnete sich nicht. Kees Bloemberg drückte ein weiteres Mal dagegen, doch
der Verschlussmechanismus gab nicht nach. Der Inspektor stand im vierten Stock
des Wohnblocks, in dem sich Karim Abusifs Appartement befand.
    Die
mit gräulichem Linoleum überzogenen Holztreppenstufen im eng gewundenen
Treppenhaus hatten unter Bloembergs schweren Schuhen geknarrt, als er Minuten
zuvor hier heraufgestiegen war. Auf der zerschlissenen Tapete an den Wänden
waren Krakeleien zu erkennen und ein alter, schimmliger Muff hing im gesamten
Haus.
    Bloemberg
hatte bereits fünf Minuten lang im Regen vor der dem Haus verbracht, ehe der
Hausmeister im Erdgeschoss ihn - nach kurzem Zwiegespräch via Sprechanlage -
hineingelassen hatte.
    Der
Mann war alt und vermutlich lange pensioniert. Er war ein hagerer, gebeugter
Mann mit einem kümmerlichen Rest weißen Haupthaares auf dem Kopf und wirkte auf
Kees, wie einer, der sich mit dem Leben im Ruhestand nie abgefunden hatte,
weswegen er die überbordende Freizeit des Rentnerdaseins mit der freiwilligen
Übernahme von Aufgaben im - wie man es neumodisch nannte – Facility-Management
ausgekleidet hatte. Er schien ein misstrauischer, einsamer Kerl mit wachsamen
Augen sowie großen Ohren zu sein und hatte sich Bloembergs Dienstausweis zeigen
lassen, ehe er seine Zustimmung zum Besuch des Hauses gegeben hatte.
    „Wenn
Sie bei dem Pack da oben Hilfe brauchen, rufen Sie mich. Die machen ohnehin nur
Ärger, wo sie können“, hatte er geknurrt, ungeniert einen Popel aus seiner
knorrigen Nase gepult und sich dann in die eigenen vier Wände zurückgezogen.
    Jetzt
stand Bloemberg also erneut vor einem verschlossenen Wohnungseingang und alles
Klopfen schien nichts zu nutzen. Der Klingelknopf an der Wand, der die Wohnung
eindeutig K. und A. Abusif zuwies, schien ebenfalls defekt. Trotz
mehrfachem Drücken gab die Klingel keinen Ton von sich.
    Bloemberg
schlug mit Nachdruck gegen das Holz.
    „Karim
Abusif? Sind Sie zu Hause? Hier ist Kees Bloemberg. Wir hatten am Wochenende in
Nasridim Hadoshs Lagerhaus das Vergnügen. Ich würde Ihnen gerne noch einige
Fragen stellen.“
    Bloemberg
horchte, er bekam keine Antwort. Hinter der Tür herrschte Totenstille.
    Hilfe
suchend blickte sich der Inspektor im Flur um. Die Wände waren so dünn, dass er
ausschließen konnte, überhört worden zu sein. Selbst hier oben war das Radio
aus einer Wohnung in den unteren Stockwerken zu vernehmen. Über Bloembergs Kopf
trommelte der Regen auf ein fürchterlich verdrecktes Dachfenster und in der
Nähe der Treppe befand sich ein weiteres, von innen vergittertes Fenster, von
dem aus man einen Blick auf die Straße werfen konnte. Einen Zugang zu Karims
Wohnung boten beide nicht, daher verwarf er die törichte Idee, an der Fassade
entlang oder über das Dach zu klettern. Sein Blick schweifte weiter. In den
Ecken an der Decke zeichneten sich Feuchtigkeit und Schimmel ab. Irgendwo war
das Dach undicht und die Ausmaße des Pilzbefalls ließen darauf schließen, dass
das nicht erst seit gestern so war.
    Afschuwelijk!
Grauenhaft!
    Auf
der gegenüberliegenden Seite befand sich eine weitere Wohnung. Mehrere Paar
ausgelatschte Schuhe lagen ungeordnet vor einer grün lackierten Holztür.
Bloemberg war versucht hinüberzugehen, um dort nach dem Verbleib von Karim
Abusif zu fragen. Doch bevor er dazu kam, durchkreuzte der Hausmeister diesen
Plan. Der Mann erschien unvermittelt im Treppenaufgang und lugte kritisch zu
ihm hoch.
    „Das
brauchen Sie gar nicht erst versuchen“, knurrte er, als er begriffen hatte, was
Bloemberg vorhatte. Während er die letzten Stufen heraufstapfte, strich er mit
der Hand über die wenigen verbliebenen Haarsträhnen auf dem Kopf.
    „Von
denen spricht keiner richtig Niederländisch. Das ist ein Haufen voller
Sozialschmarotzer. Wenn ich hier das Sagen hätte … Na, die würden schneller auf
der Straße sitzen, als sie …“ Bloemberg musste sehr böse geguckt haben, denn
der alte Mann verstummte mitten in seiner Schimpftirade und besann sich.
    „Ja,
so in etwa jedenfalls. Ist auch nicht so wichtig. Was ist jetzt mit dem Abusif?
Ist er nicht rausgekommen? Ich weiß nicht, aber wenn Ihnen das hilft, ich hab
den Kerl seit dem Wochenende nicht mehr gesehen. Und ich habe in der

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